Versicherer wollen grüne Werkstatt

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Die Kfz-Versicherer machen über sogenannte Schadensteuerer Druck auf Kfz-Werkstätten, die als Partner Unfallschäden regulieren. Eine günstige Schadenregulierung ist der wesentliche Hebel, um die Kosten für die Kfz-Versicherung einzudämmen.

Seit Jahren gibt es daher große Werkstattnetze, die Unfallreparaturen preiswerter abwickeln, weil sie von den Assekuranzen regelmäßig beschädigte Autos erhalten. Nun hat die Innovation Group, die nach eigenen Angaben mit rund 50 Kfz-Versicherern in Deutschland kooperiert, ein Gutachten vorgelegt, nachdem es oft ökologischer ist, Fahrzeuge zu reparieren als neue Teile in das Auto einzubauen.

Reparieren bis zu 60 Prozent nachhaltiger

Laut der Studie des Fraunhofer Institut würden Reparaturen zwischen 40 und 60 Prozent weniger CO2-Emissionen verursachen als der Austausch von Teilen. Konkret haben die Innovation Group und das Fraunhofer Institut mit dem Seitenteil, dem Stoßfänger und der Seitentür eines Pkw exemplarisch drei spezifische Bauteile und ihre Eigenschaften im gesamten Reparaturprozess untersucht.

Ein wesentlicher Treiber des CO2-Fußabdrucks bei der Instandsetzung mit Neuteilen sei der CO2-Verbrauch für die Herstellung der Ersatzteile. Hinzu komme die Umweltbelastung durch die Entsorgung der Altteile. Wenn ein Austausch von Teilen zwingend erforderlich ist, reduziere das Recycling der ersetzten Teile den CO2-Einfluss – bei einem Stoßfänger etwa um 30 Prozent. Auch Leichtbauteile wären vorteilhaft. Sie würden die Emissionen mitunter um bis zu einem Fünftel reduzieren.

Grünes Werkstattsiegel geplant

Negativ ist es hingegen, dass bei der Reparatur in der Werkstatt mehr Energie notwendig wird als beim Austausch von Teilen. Daher wollen die Schadensteuerer auch, dass Werkstätten selbst „grüner“ werden und beispielsweise regenerativ Strom erzeugen. „Wir prüfen deshalb im nächsten Schritt, welche Parameter innerhalb des Werkstattbetriebs die CO2-Bilanz konkret beeinflussen. Auf dieser Basis werden wir ein Siegel entwickeln, dass den Kunden zeigt: Das hier ist eine nachhaltig arbeitende Werkstatt“, erläutert Matthew Whittall, Vorstand der Innovation Group Deutschland.

Sach- und Fachgerechte Reparatur notwendig

Gegenüber dem Branchenblatt schaden.news bestätigt auch der Schadensteuerer Riparo, dass Kfz-Versicherer Instandsetzungsquoten, nachhaltige Lieferstrukturen und klimaneutrale Unfallschadenreparaturen anmahnen würden. Zudem sollen laut dem Rechtsanwalt Henning Hamann von der Kanzlei Voigt aus Dortmund bereits erste Versicherer in der Kaskoversicherung Nachhaltigkeitstarife anbieten. „Dann erhalten die Kunden einen Rabatt auf die Prämie, wenn im Schadenfall repariert, statt ausgetauscht wird“, so Hamann. Die Kunden müssten vertraglich auf den Austausch verzichten. Grundsätzlich hätten Geschädigte aber das Recht auf eine „sach- und fachgerechte Reparatur". Dies könnte im Streitfall von einem Sachverständigen geprüft werden.

Allianz X-Übernahme hat Innovation Group nicht geschadet 

Die Kfz-Versicherer nehmen mittlerweile immer stärker Einfluss auf die Schadenregulierung. So betreibt die Huk-Coburg, größter Kfz-Versicherer in Deutschland, mit 1.600 Partnern ein umfassendes Werkstattnetz. Wer in der Kasko einen günstigeren Werkstatttarif abschließt, muss die Wahl der Werkstatt den Versicherern überlassen. Die Innovation Group hat rund 1.500 und Riparo rund 1.300 Werkstätten unter Vertrag. Am SPN Service Partner Netzwerk mit rund 1.000 Partnern sind unter anderem ADAC und VKB beteiligt.

Im Oktober 2022 hatte die Allianz X die Innovation Group übernommen. Trotzdem konnte der Schadensteuerer mit der Generali-Gruppe Anfang 2023 einen neuen Kfz-Versicherer gewinnen. Die Innovation Group teilte auf Anfrage mit, dass es bisher im Zuge des Einstiegs von Allianz X als Anteilseigner keine Kündigungen oder Verringerungen von Versicherungspartnern gegeben habe.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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