Versicherer und Pensionskassen gut "bedeckt"

Die Versicherungsaufsicht ist auf dem Weg in die schöne neue Aufsichtswelt. Dort ankommen wird sie allerdings erst mit Solvency II - schätzungsweise ab 2010. "Die letzten Jahre vor Solvency II scheinen weiter von eher ruhigen Marktverhältnissen gekennzeichnet zu sein" sagte BaFin-Präsident Jochen Sanio. Zwar sei die Zahl der Lebensversicherer seit 2000 um fast 20 Prozent zurückgegangen, doch geschah dies ohne großes Getöse. Der Konsolidierungsdruck könnte aber stärker werden - zum Beispiel durch die Einführung von garantierten Rückkaufswerten auch für bestehende Verträge und die Beteiligung der Versicherten an den stillen Reserven.

Allen Unkenrufen zum Trotz konnten die deutschen Lebensversicherer ihre wirtschaftliche Lage weiter stabilisieren. Zwar haben die steigenden Kapitalmarktzinsen die Bewertungsreserven deutlich zurückgehen lassen. Auf der anderen Seite haben sie aber die Rendite der festverzinslichen Neuanlagen erheblich verbessert - was sich günstig auf die künftige Kapitalanlagerentabilität auswirkt und die Finanzstärke der Unternehmen verbessert. "Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen, aber auf jeden Fall eine positive Entwicklung, die sich auch in den Resultaten unserer aktuellen Stresstests widerspiegelt", so Sanio.

Bei den Tests, die auf den Geschäftszahlen 2006 basieren, haben die Lebensversicherer nach Aussage der BaFin gezeigt, dass sie in der Lage wären, auch einen 35-prozentigen Rückgang der Aktienkurse zu verkraften. Nur ein deutlich stärkerer Rückgang wäre problematisch - und das auch nur für einzelne Unternehmen. Auch die Krankenversicherer und die Pensionskassen scheinen einen erfreulichen Gesamteindruck zu machen - ähnlich wie in den Jahren davor auch. Die Ergebnisse der Schaden- und Unfallversicherer wertet die BaFin derzeit noch aus. "Böse Überraschungen wird es aber wohl keine geben", erklärt Sanio.

Die Mindestanforderungen für das Eigenkapital seien nach 2005 wohl auch 2006 gut erfüllt worden. Den Lebensversicherern attestierte Dr. Thomas Steffen, Erster Direktor Versicherungsaufsicht, eine "Bedeckungsquote des Solvabilitäts-Solls" von über 200 Prozent (2005: 190 Prozent). In der PKV waren es 214 Prozent (2005: 219 Prozent). Bei den Schaden- und Unfallversicherern wurden keine Zahlen genannt, aber der Bedeckungssatz ging wiederum zurück, sei jedoch noch "auf sehr hohem Niveau". Anders bei einigen Pensionskassen. Fünf Kassen konnten die Solvabilitäts-Spanne zum 31. Dezember 2005 nicht mit ausreichenden Eigenmitteln bedecken. Einige Kassen konnten diese Unterdeckungen 2006 ausgleichen, andere mussten Solvabilitätspläne vorlegen, deren Umsetzung noch andauert. Eine Pensionskasse durfte bereits 2005 kein Neugeschäft mehr annehmen, "weil es keinen plausiblen Plan zur Herstellung gesunder Finanzverhältnisse vorlegen konnte", heißt es im Jahresbericht.

Namen nennt die BaFin traditionell nicht. Anders bei den Verbraucherbeschwerden. Hier werden die Zahlen im Verhältnis zum Vertragsbestand zum 31. Dezember 2005 genannt - für Leben, PKV, Kfz, allgemeine Haftpflicht, Unfall, Hausrat, Wohngebäude und Rechtsschutz. Generell recht hohe Zahlen weisen unter anderen in Leben auf: Axa, Generali, DBV-Winterthur.

Ein überproportionales Neugeschäft verzeichneten 2006 Pensionsfonds. Das Segment war seit seiner Einführung im Jahr 2002 nur sehr zögerlich gewachsen, "doch jetzt scheint sich einiges zu tun", sagte Sanio. Das Kapitalanlagevolumen werde wahrscheinlich auf etwa zwölf Milliarden Euro steigen - 2005 waren es noch 1,1 Milliarden. Ausgelöst hat diese Belebung eine Änderung des Versicherungsaufsichtsgesetzes, die Ende 2005 in Kraft getreten war. Danach müssen Pensionsfonds nicht mehr jede Rentenleistung versicherungsförmig garantieren und können so auch, wie bei Direktzusagen, nach internationalen Rechnungslegungsgrundsätzen kalkulieren.

Autor(en): Detlef Pohl

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