In Deutschland gibt es derzeit etwa 620.000 eingetragene Vereine, fast jeder zweite Bundesbürger ist Mitglied in mindestens einem. Wer sich dazu entscheidet, in einem Verein Verantwortung zu übernehmen, sieht sich zwangsläufig auch mit einer Reihe an potenziellen Risiken konfrontiert.
Aus diesem Grund hat der Spezialversicherer Hiscox beim Markforschungsunternehmen Civey eine repräsentative Umfrage bei Entscheiderinnen und Entscheidern in deutschen Vereinen in Auftrag gegeben, um Einblicke in das Risikobewusstsein und die Versicherungssituation der deutschen Vereinslandschaft zu erhalten.
Wissen ist vorhanden, praktische Umsetzung eher dürftig
Dabei zeigt sich, dass Vereine zwar insgesamt über ein breites Bewusstsein über ihre individuellen Risiken verfügen, diese aber in der Praxis nur ungenügend absichern. Ein Beispiel: Knapp 60 Prozent (57,8 %) der Befragten halten eine Versicherung für Personen- und Sachschäden für sehr wichtig, aber nur knapp die Hälfte (46,6 %) ist dagegen tatsächlich abgesichert.
Ein Großteil der befragten Vereinsmitglieder ist sich über das persönliche Haftungsrisiko im Klaren: Über die Hälfte (56,8 %) aller Befragten gibt an, zu wissen, wann sie bei Schadensersatzforderungen persönlich haften. Noch dazu schätzt knapp ein Viertel (24,8 %) der Befragten Irrtümer oder Fehler durch den Vorstand oder Mitarbeiter als größte Risiko für den eigenen Verein ein. Auf der anderen Seite kennt jedoch knapp ein Drittel der Befragten (32 %) sein persönliches Haftungsrisiko überhaupt nicht und 11,2 Prozent sind sich unsicher.
Sind sich einer Vielzahl von Risiken und möglichen Schäden bewusst
Neben Fragen der persönlichen Haftung zeigen die Ergebnisse der Befragung aber auch, dass sich Vereinsmitglieder einer Vielzahl an Risiken und möglichen Schäden bewusst sind: Drei von zehn Befragten (29,9 %) halten mögliche Personenschäden bei Dritten für ein großes Risiko. Aber auch Schäden bei einer eigenen Veranstaltung oder Reise (20,3%) sowie Datenverlust und Datenschutzverstöße (18,4 %) werden als Risiken wahrgenommen. Dennoch geben 29 Prozent an, dass keine der genannten Risiken aus ihrer Sicht relevant sei beziehungsweise dass sie dazu keine Meinung haben.
Vereinsvorstand hätte mit Privatvermögen haften müssen
Dabei zeigt die Hiscox-Schadenpraxis, dass es bei Vereinsaktivitäten schnell zu teilweise beträchtlichen Schäden kommen kann, wie bei dem Sportverein, dessen Geschäftsführer die Dokumentationspflichten vernachlässigte, woraufhin die Gemeinnützigkeit vom Finanzamt entzogen wurde. Nachträglich wurden Körperschafts-, Gewerbe- und Umsatzsteuern eingefordert und der Vereinsvorstand hätte – ohne eine entsprechende Absicherung – dafür mit dem Privatvermögen hätte haften müssen. Oder im Falle des unzureichend gesicherten Lautsprechers, der bei einem Vereinsfest einen Besucher traf und schwer verletzte, wodurch neben einem hohen Personenschaden zusätzlich auch Forderungen wegen des Verdienstausfalls gestellt wurden. In beiden Fällen entstand jeweils ein fünfstelliger Schaden, der dank der entsprechenden Absicherung vom Versicherer übernommen wurde.
Bewusstsein für Cyber-Attacken in Vereinen sehr rudimentär
Im Gegensatz zur derzeitigen Cyber-Bedrohungslage in der globalen Wirtschaft ergibt sich aus der aktuellen Hiscox-Vereinsumfrage noch kein Hinweis auf ein ähnliches Risikobewusstsein bei deutschen Vereine: Zwar nennt knapp ein Fünftel (18 %) der Befragten einen Verstoß gegen den Datenschutz und den Verlust von Daten als das größte Risiko für ihren Verein, und immerhin sieben Prozent (6,9 %) einen Cyber-Angriff. Dagegen gibt lediglich 1,8 Prozent der Befragten an, dass ihr Verein überhaupt über eine Cyber- oder Daten-Versicherung verfügt.
Wir empfehlen sehr, dass sich Vereine auch vermehrt mit digitalen Risiken auseinandersetzen. So verfügen zahlreiche Vereine, beispielsweise im Gesundheitswesen, über hochsensible Daten und stellen somit ein lohnendes Ziel für Cyberattacken dar“, kommentiert Mario Hartmann, Underwriting Manager Professional Indemnity & D&O bei Hiscox, die Lage.
Und in der Schadenpraxis sieht das Hiscox-Team auch immer wieder Cyber-Schäden, wie in dem Fall des Naturschutzvereins, bei dem nach einer erfolgreichen Ransomware-Attacke sämtliche sensiblen Mitglieder- und Spender-Daten verschlüsselt wurden. Dank des im Rahmen der Versicherungslösung abgeschlossenen Cyber-Moduls erhielt der Verein Soforthilfe von IT-Forensikern, die die Daten aus einem Backup wiederherstellen konnte.
Quelle: Hiscox
Autor(en): versicherungsmagazin.de