VDVM: Beinahe-Pleite von AIG und die Auswirkungen auf den deutschen Maklermarkt

"To big to fail" war bislang die Maxime der Amerikaner und der dortigen Finanzbranche. Ein Grundsatz, der nach dem Beinahe-Kollaps von AIG in Zukunft nicht mehr gelten wird. Auch in der deutschen Versicherungswirtschaft strebte man bis dato nach Wachstum, denn grenzenloses Wachstum schienen die beste Überlebensstrategie und der Schlüssel zu (notwendigen) Kosteneinsparungen. Seitdem nur durch das milliardenschwere Eingreifen der US-Notenbank Federal Reserve der Zusammenbruch von AIG gerade noch und erst einmal verhindert werden konnte, scheint diese Vorgehensweise fraglich.

Dass die Versicherungsbranche mit diesem sturen Streben nach Größe auf dem Holzweg und ein schnelles Umdenken der Branche notwendig sind, sieht auch der Verband Deutscher Versicherungsmakler (VDVM) aus Hamburg. Dr. Leberecht Funk, Präsident des VDVM, dazu konkret: „Zu dem fatalen Kollaps der AIG haben multikausale Faktoren geführt, so unter anderem eine Misskonzeption und Egomanie. Die AIG ist zudem viel zu groß geworden, so dass das gesamte System nicht mehr überblickt werden konnte.“ Darüber hinaus ist er sich sicher, dass „AIG nicht mehr so bleiben wir, wie sie bislang war, das kann nicht sein".

Makler müssen um Kundenvertrauen ringen
In derartig unruhigen Zeiten sei es für Makler natürlich besonders schwer, den Kunden zu erläutern, was der Begriff „Sicherheit“ augenblicklich bedeute sowie ihm die Angst zu nehmen, dass er sich nicht einer trügerischen Sicherheit hingebe. Und die Kunden sind weltweit extrem verunsichert und misstrauisch. Doch der Maklerverband aus Hamburg ist sich sicher, dass er gemeinsam mit den Kunden in Ruhe die augenblickliche Krisensituation bewältigen und für diese vertrauensbildende und individuell modifizierte Lösungen finden werde. Gleichzeitig bedeute diese Phase der extremen Unsicherheit auch eine Chance für die deutschen Makler, denn nun könnten sie – wieder – beweisen, dass man auf das Urteil der hiesigen Maklerbranche gut vertrauen könne. Der Grund: Den Makler zeichneten ein ausgeprägtes Berufsethos und eine hohe Professionalität aus.

Verändertes Kundenverhalten erwartet
Ausgelöst durch diese Fast-Pleite von AIG und die diversen Bankpleiten in den USA sei davon auszugehen, dass zahlreiche Kunden sich wieder verstärkt deutschen Versicherungsunternehmen hinwendeten, künftig eher eine Splittung ihres Portfolios anstrebten und dazu übergingen, ihre Haftpflichtdeckung zu streuen. Dr. Leberecht Funk befürchtet zudem, dass AIG nicht der einzige (amerikanische) Versicherer mit derartigen eklatanten Problemen bleiben wird. Aus diesem Grund wünscht sich Funk auch eine Konkretisierung des neuen VVG, wodurch der Versicherungskunde die Option erhalte, den Versicherer zu wechseln, wenn sein bisheriges Unternehmen zum finanziellen Wackelkandidaten mutiere.

Sicher sind sich die VDVM-Vertreter, dass die AIG-Krise auch Auswirkungen auf den Haftpflichtmarkt haben wird, der Umfang sei aber bis jetzt noch nicht erkennbar. Was dahingegen klar ist, dass das AIG-Debakel die Rating-Kultur verändern wird. Bis dato sei das positive Rating eines Versicherers für den Makler ein wichtiger Faktor im Kundengespräch und ein vertrauensbildendes Moment für den Kunden gewesen, nun könnten beide Gruppen dieses Instrument in Frage stellen.


Weitere Informationen zu der VDVM-Veranstaltung finden Sie in der November-Ausgabe von "Versicherungsmagazin". .

Autor(en): Meris Neininger

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