Umfrage: Kapitalmarktnahe Produkte ziehen an

Die Versicherungsbranche rechnet nicht damit, dass das Zinsniveau solider Staatsanleihen in den kommenden fünf Jahren über der Inflationsrate liegen wird. Als Folge erwarten Lebensversicherer, dass kapitalmarktnahe Produkte und vor allem gemanagte Portfoliolösungen in Fondspolicen an Bedeutung gewinnen werden. Das zeigt eine Umfrage des Vermögensverwalters Fidelity Worldwide Investment.

Mehr als vier von fünf Branchenvertretern (83 Prozent) glauben, dass es aufgrund des dauerhaft niedrigen Zinsumfelds im Neugeschäft der Lebensversicherungen Verschiebungen zugunsten kapitalmarktnaher Produkte geben wird. 40 Prozent sind der Meinung, dass gemanagte Varianten in Fondspolicen infolge der zunehmenden Regulierungsdichte in der Anlageberatung wichtiger werden. Zugleich jedoch schätzen 23 Prozent, dass die Auswahl von Einzelfonds weiterhin dominierend sein wird, da es zu einer Spezialisierung in den Vertriebswegen kommen wird.

Die verstärkte Nachfrage nach Komplettlösungen bedeutet nach Ansicht der Fidelity-Experten aber nicht, dass Einzelfonds völlig an Bedeutung verlieren. Vielmehr werde es künftig ein Nebeneinander der verschiedenen Optionen geben. Dies sei wichtig für die Versicherungsbranche, die so besser auf die unterschiedlichen Wünsche ihrer Kunden eingehen könne.

Anhaltende Zinsflaute erwartet
Die finanzielle Repression sieht die überwältigende Mehrheit der Befragten als ein langfristiges Problem: Deutlich mehr als die Hälfte (60 Prozent) geht davon aus, dass die aktuelle Niedrigzinsphase noch zwischen einem und fünf Jahren anhalten wird. Gut ein Drittel der Befragten (35 Prozent) ist sogar der Meinung, dass Investoren noch bis zu einem Jahrzehnt mit der Zinsflaute leben müssen. Nur ein kleiner Teil (vier Prozent) hält es für möglich, dass sich das aktuelle Zinsumfeld binnen Jahresfrist verbessert.
Das erwartete Anhalten der Zinsflaute ist besonders dann brisant, wenn man sie mit der Einschätzung zur Entwicklung der Inflationsrate ins Verhältnis setzt. So gehen zwei Drittel (67 Prozent) der befragten Branchenvertreter davon aus, dass die Inflation in den nächsten fünf Jahren höher sein wird als die Zinsen auf solide Staatsanleihen. Nur elf Prozent glauben, dass die umgekehrte Entwicklung eintreten wird. Ein gutes Fünftel (21 Prozent) ist der Meinung, dass Inflations- und Zinsniveau sich die Waage halten werden.

Vermittler sind die treibende Kraft bei den Vertriebswegen
Doch nicht nur auf der Produktseite gehen die Experten von Veränderungen aus. So glauben 37 Prozent an eine zunehmende Spezialisierung der Vermittler. Auch in die Struktur der Vertriebskanäle kommt nach Ansicht der Befragten Bewegung, der Weg geht nach Meinung der Befragten wieder mehr in Richtung Ausschließlichkeit. Das größte vertriebliche Potenzial für den Vertrieb von Personenversicherungen sehen mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Befragten im Vermittlermarkt (28 Prozent Ausschließlichkeit, 24 Prozent Makler). Der Direkt-/Onlinevertrieb wird jedoch immer wichtiger - 31 Prozent der befragten Branchenvertreter gehen davon aus, dass dieser den größten Wachstumsschub erleben wird. Mit 13 Prozent steht der Vertrieb über Banken auf Platz drei.

Hintergrundinformationen
Die Umfragen wurden auf der Handelsblatt-Jahrestagung "Assekuranz 2013" unter rund 100 Entscheidern aus der Versicherungsbranche und Vertretern von Aufsichtsbehörden durchgeführt.


Weitere Informationen
zu der 13. Handelsblatt-Tagung "Assekuranz" finden Sie in der Mai-Ausgabe von Versicherungsmagazin.

Quelle: Fidelity Worldwide Investment; Bild: © Hans-Christian Hein /

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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