Tiefgehende PKV-Tarifanalysen gewünscht

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Wie ist es um das Image der PKV bestellt? Welche Bedeutung haben Umdeckungen? Hierzu Jörg Werner, Fachwirt für Versicherungen und Finanzen (IHK) vom Softwarehaus KVpro.de, im Interview.

VM: Sehr geehrter Herr Werner, wie ist das aktuelle Image der Privaten Krankenversicherung (PKV) nach Ihrer Einschätzung? Was schadet? Was hilft?
Jörg Werner: Das Image der PKV ist im Wesentlichen von persönlichen Erfahrungen der Kundinnen und Kunden geprägt. Sehr positiv bewertet sind die starken Leistungen und insbesondere die schnelle Terminvergabe für Privatversicherte. Eine Sorge bei den Versicherten sind die Beiträge im Alter und hier konkret ab der Verrentung. Begleitet wird die PKV seit Jahrzehnten durch eine mediale Berichterstattung im Kontext der Zwei-Klassen-Medizin, in deren Ergebnis einmal pro Dekade die Systemfrage gestellt wird – also Bürgerversicherung ja oder nein. Auch die aktuelle starke Anhebung der Jahresarbeitsentgeltgrenze (JAEG), also der Versicherungspflichtgrenze, auf 73.800 Euro schadet eher der PKV, weil es für viele Menschen somit schwieriger wird, in die PKV zu wechseln. Positiv wirken sich die aktuelle Diskussion und die großen Schwierigkeiten in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) aus. Die Beiträge steigen in Rekordhöhen, bei einer gleichzeitigen Diskussion um die weitere Reduzierung von Leistungen. Das bewegt viele Menschen dazu, zur PKV zu wechseln.

VM: Wie läuft das Geschäft bei KVpro.de? Gibt es mehr Vergleiche? Welchen Anteil hat die Vollversicherung, welchen private Zusatzversicherungen?
Jörg Werner: Wir bemerken eine deutliche Zunahme der Nachfrage nach tiefgehenden PKV-Tarifanalysen sowohl bei der Vollversicherung als auch bei der Zusatzversicherung für gesetzlich Krankenversicherte. Wobei die Vollversicherung unter anderem wegen der Nachhaltigkeit der Beratungsleistung im Verhältnis von rund 60 zu 40 Prozent bei unseren Nutzern dominiert. Dabei öffnet KVpro.de die Tarif-Vergleichsmöglichkeit zunehmend auch für bisher weniger beachtete Versichertengruppen, wie zum Beispiel seit Juni dieses Jahres für Expats.  Vergleichsmöglichkeiten für weitere Versichertengruppen und eine einfachere Benutzerführung für unsere Vergleichssoftware KV-LUX sind ebenfalls bereits in der Umsetzung.

VM: Welche Bedeutung hat nach Ihrer Einschätzung der Lead-Kauf?
örg Werner: Wir kaufen keine Leads ein. Dennoch können wir sagen, dass insbesondere im Maklervertrieb der Lead-Kauf eine wichtige Rolle für die Kundengewinnung und somit den Geschäftserfolg einnimmt.

VM: Welche Bedeutung haben Tarifwechsel? Gibt es da eine Softwarelösung?
Jörg Werner: Wer beispielsweise seine Beiträge für die private Krankenversicherung senken möchte, kann einen Tarifwechsel innerhalb seiner PKV-Gesellschaft in Betracht ziehen. Dabei bleiben dem Versicherten die Rechte aus der bestehenden PKV und seine Altersrückstellungen erhalten. Das neue Alter und der eventuell schlechtere Gesundheitszustand dürfen bei einem Tarifwechsel innerhalb einer PKV-Gesellschaft nur berücksichtigt werden, wenn Mehrleistungen vereinbart werden oder der Selbstbehalt gesenkt werden soll.

Die Suche nach einem geeigneten neuen Tarif ist jedoch komplex. Der Versicherer oder Makler muss beraten, welcher der wirklich beste Tarif für die persönliche Situation, Wünsche und Bedürfnisse des Tarifwechslers ist. Das kann je nach Situation sehr unterschiedlich sein. Der Kunde verliert nicht immer in dieser Situation. Eine intensive Beratung und großes Vertrauen in den Vermittler sind hier extrem wichtig.

hat KVpro.de im letzten Jahrzehnt ihre Ratinggenauigkeit und damit auch die Vergleichbarkeit von PKV-Tarifen anhand von über 440 Vergleichskriterien weiter ausgebaut: So können mittlerweile beispielsweise nicht nur jährliche Selbstbehalte auf den Monatsbeitrag aufgeschlagen werden, sondern auch unterschiedliche Selbstbehalte von PKV-Tarifen über den erwarteten Selbstbehalt vergleichbar gemacht werden.

Auch modernste Erstattungsrestriktionen, wie die Tarifleistung begrenzende Preis- und Leistungsverzeichnisse, versteckte Selbstbehalte, Zahnstaffeln und die Budgetierung von bestimmten Erstattungsleistungen werden bewertet und aufgezeigt. Wir sind nämlich überzeugt, dass wir hier bei jedem Tarifwechsel kundenorientiert Klarheit und Transparenz schaffen müssen und dies auch können.

VM: Welche Bedeutung haben Umdeckungen? Verliert hier immer der Kunde?
Werner: Es gilt auch bei Umdeckungen vorrangig das Kundeninteresse zu beachten. Dazu ist der Kunde zu der bestehenden PKV zu befragen. Besonders im Bereich der Krankenversicherung kann eine Abwerbung von Versicherungsverträgen oft mit erheblichen Nachteilen für den Kunden verbunden sein. Der Kunde ist in jedem Fall über eventuelle Nachteile konkret aufzuklären und diese müssen auch in die Beratungsdokumentation aufgenommen werden. In der Regel ist die Umdeckung für den Kunden eher nachteilig, auch wenn heute für einen Teil der Kunden Übertragungswerte mitgegeben werden.

Unser Lesetipp für Sie

Die Entwicklung des PKV-Marktes beschreibt sehr umfangreich die Titelgeschichte „Läuft wie geschnitten Brot“ in der November-Ausgabe von Versicherungsmagazin.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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