Die Versicherungsbranche treibt die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) weiter voran. Eine kürzlich veröffentlichte Studie des Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsunternehmens Deloitte und dem Insurtech Hub Munich (ITHM) zeigt auf, dass 94 Prozent der Unternehmen KI vor allem zur Optimierung von Geschäftsprozessen einsetzen. Besonders im Schaden- und Vertragsmanagement, einem zentralen Bereich für die Branche, fließen derzeit verstärkt Investitionen – fast die Hälfte der Versicherer fokussiert sich darauf. "Die Versicherer verzeichnen bereits erste Erfolge mit KI-Projekten", erklärte Dr. Jörg Günther, Partner bei Deloitte und Insurance Lead Consulting, und hob hervor, dass die Branche nun den Schritt von Pilotprojekten zur breiten Anwendung schaffen müsse.
Die breite Einführung von KI wird durch mehrere Hindernisse erschwert. So nennen 59 Prozent der Versicherer Probleme bei der Integration in bestehende Systeme, während 41 Prozent einen Mangel an Expertise beklagen. Zusätzlich stellen die begrenzte technologische Infrastruktur, Datenschutzbedenken und regulatorische Unsicherheiten zentrale Probleme dar. "Die Skalierung von KI-Lösungen steht aktuell noch vor erheblichen Herausforderungen", sagte Günther. Er betonte, wie wichtig es sei, eine Veränderungskultur zu etablieren und Mitarbeitende durch gezielte Weiterbildung bestmöglich zu qualifizieren, um diese Hürden zu überwinden.
Weiterbildung und Kooperationen als Lösungsansatz
Um diese Herausforderungen zu bewältigen, setzen viele Unternehmen auf Weiterbildung und Kooperationen. Laut der Studie planen 71 Prozent der Versicherer verstärkte Investitionen in die Qualifizierung ihrer Mitarbeitenden, darunter maßgeschneiderte Trainingsprogramme und Wissensgemeinschaften. Zudem arbeiten 88 Prozent der Unternehmen mit Start-ups im KI-Bereich zusammen, während 75 Prozent auf Partnerschaften mit großen Technologiefirmen setzen.
Die zentralen Ziele der KI-Investitionen reichen über Effizienzsteigerungen hinaus. Neben der Optimierung von Geschäftsprozessen möchten 59 Prozent der Versicherer die Kundenzufriedenheit erhöhen, während 41 Prozent eine Steigerung des Umsatzes anstreben. Automatisierung spielt hierbei eine Schlüsselrolle, um die steigenden Erwartungen der Kundinnen und Kunden zu erfüllen und gleichzeitig neue Produkte sowie Einnahmequellen zu erschließen.
Outsourcing und hybride Modelle für die Skalierung
Auch Outsourcing gewinnt in diesem Kontext an Bedeutung. Viele Versicherer lagern Funktionen wie den IT-Support aus, um Ressourcen für strategische KI-Initiativen freizusetzen, behalten jedoch die Kontrolle über zentrale Geschäftsbereiche. Gleichzeitig setzen Unternehmen verstärkt auf hybride Operating Models, die zentrale und dezentrale Ansätze kombinieren. "Ein effektives KI Target Operating Model muss auf die Geschäftsziele und den KI-Reifegrad des Unternehmens abgestimmt sein", hieß es dazu in der Studie.
Die Studie macht deutlich, dass die Versicherungsbranche noch am Anfang einer umfassenden Transformation steht. Der Erfolg von KI-Projekten hängt nicht nur von technologischen Investitionen ab, sondern ebenso von einem strukturierten Change-Management und der gezielten Förderung von Mitarbeitenden. Strategische Partnerschaften und ein ausgewogener Ansatz bei der Verteilung von Ressourcen werden entscheidend sein, um die Potenziale der KI voll auszuschöpfen. "So stärken wir den Standort Deutschland als Zentrum für zukunftsweisende Versicherungslösungen und beschleunigen die Implementierung neuer Technologien in der Branche", fasste ITHM-Vorstand Dr. Klaus Driever zusammen.
Quelle: Deloitte
Autor(en): versicherungsmagazin.de