Staatliche Plattform favorisiert Nettotarife

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Mit der neuen Plattform mitgeldundverstand.de soll die Finanzkompetenz der Bevölkerung verbessert werden. Die Plattform, die Anfang Dezember 2023 gestartet wurde, enthält umfangreiches Material zu Versicherungen. Vielfach stammen die Informationen von der Finanzaufsicht BaFin. Oft geht es aber auch auf die Seite der Deutschen Rentenversicherung (DRV) ihre-vorsorge.de.

Wer etwa über die Stichworte „Altersvorsorge & Rente“ die Seiten durchforstet, findet auf den ersten Seiten lediglich Information zur gesetzlichen Rente. Durch den Einfluss der DRV liegt hier ein deutlicher Schwerpunkt. Erst auf der vierten Seite findet man Informationen über die betriebliche Altersversorgung und erst auf der fünften Seite Angaben zur zusätzlichen privaten Vorsorge.

Überraschenderweise favorisiert die DRV stark die Honorarberatung über Nettotarife. So heißt es: „Zu hohe Kosten entpuppen sich oft als Renditekiller bei der privaten Altersvorsorge. Vorgeschlagen wird, die hohen Kosten durch einen Nettotarif zu senken. Dazu rät die DRV: „Suchen Sie einen Vermittler oder Berater, der sogenannte Nettotarife gegen ein Honorar anbietet. Denn bei Nettotarifen werden keine Abschlusskosten einkalkuliert. Stattdessen zahlen Sie einmalig zu Beginn ein Honorar von üblicherweise 1.000 bis 1.500 Euro direkt an den Vermittler. Das kann einen deutlichen Unterschied zum Rentenbeginn ausmachen.“

Beispielrechnung zugunsten Honorartarif

Im anschließenden Beispiel werden die Honorarkosten – die übrigens ohne Hinweis auf eine Quelle genannt werden – nicht mehr berücksichtigt. Dabei muss der Kunde diese Kosten vorfinanzieren. In der Beispielrechnung werden dann rund 3.535 Euro Abschlusskosten für den Bruttotarif unterstellt. Ohne Abschluss- und Vertriebskosten entsteht nach der Rechnung der DRV nun eine hohe Differenz zugunsten des Nettotarifs. Erläutert wird: „Während die Brutto-Police bei sechs Prozent Fondsrendite zum Beispiel auf knapp 207.000 Euro anwächst und bei acht Prozent auf 318.000 Euro, sind es bei der Netto-Police ohne Abschlusskosten 237.000 Euro beziehungsweise sogar 368.000 Euro.“

Bafin ist neutral

Demgegenüber zeichnen sich die Beiträge, die die Bafin beisteuert, durch hohe Sachlichkeit aus. So heißt es: „Die Leistungen (Rentenhöhe) einer privaten Rentenversicherung hängen von verschiedenen Faktoren ab, unter anderem vom Beitrag und der Dauer der Einzahlungsphase, aber auch von den Kosten des Produkts. Ein Preisvergleich kann sich lohnen.“ Verwiesen wird darauf, dass der Versicherer immer die Effektivkosten als „Minderung der Wertentwicklung durch Kosten in Prozentpunkten“ angeben muss.

Gute Gründe für die Privatvorsorge

Immerhin nennt die DRV drei „gute Gründe“ um zusätzlich für das Alter vorzusorgen. Sie erläutert:

  1. Das Niveau der gesetzlichen Rente sinkt seit Jahren. Grund ist der demografische Wandel. Ihre künftige Altersrente wird deutlich unter ihrem jetzigen Gehalt liegen.
  2. Wenn Sie nicht zusätzlich fürs Alter vorsorgen, werden Sie ihren Lebensstandard kaum halten können.
  3. Zusätzliche Altersvorsorge wird vom Staat gefördert. Sie können jetzt Steuern sparen und Zulagen erhalten.

Insgesamt ist das Portal informativ und in leichter Sprache gestaltet. Videos und Rechner erhöhen die Verständlichkeit. Ziel ist es, das die Bürger in jeder Lebensphase ihre finanzielle Bildung verbessern können. So gibt es die Rubriken „Start in die Finanzwelt“, „Familiengründung“ und „im Ruhestand“. „Der Rentenblicker“ gibt Jugendlichen die Möglichkeit, sich frühzeitig mit der gesetzlichen Rentenversicherung und der privaten Altersvorsorge zu beschäftigen. Vermittler sollten sich kritisch mit dem Portal beschäftigen, damit sie wissen, welche Informationen über Versicherung hier vom Staat vermittelt werden.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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