Telemedizinische Fernbehandlung ist ab sofort in Deutschland möglich. Dies ist ein Novum, denn bisher war dies durch das ärztliche Berufsrecht untersagt. Den Weg freigemacht hat die Vertreterversammlung der Landesärztekammer Baden-Württemberg, die am 23. Juli 2016 ärztliche Behandlungen erlaubte, die ausschließlich über Kommunikationsnetze erfolgt.
Umgesetzt wird der Modellversuch von der deutschen Teleclinic mit Sitz in München. Bisher durften Patienten über Kommunikationsnetze wie Telefon oder Internet nur zu allgemeinen Gesundheitsfragen beraten werden beziehungsweise es musste vorher ein persönlicher Patienten-Arzt-Kontakt stattgefunden haben.
PKV an Angebot interessiert
Das Unternehmen hat Partner aus der privaten Krankenversicherung (PKV) gewonnen: Die Barmenia sowie die Debeka sind bei dem Projekt bereits an Bord. Eine weitere große PKV habe ihr Interesse bekundet, hieß es auf Nachfrage. Das Unternehmen rechne damit, dass in Kürze weitere Versicherer Interesse an einer Beteiligung zeigen würden, die die "einmalige Gelegenheit nutzen werden, um ihren Versicherten dieses patientenfreundliche und digitale Angebot bieten zu können". Auch in der Ärzteschaft gebe es starke Unterstützer.
"Das Projekt hat das Potenzial, die deutsche Gesundheitsversorgung digitaler, effizienter und moderner zu gestalten. Es ist ein Meilenstein im deutschen Gesundheitswesen. Davon profitieren Krankenversicherer, Patienten und Ärzte gleichermaßen", sagt Katharina Jünger, Geschäftsführerin von Teleclinic.
Auch die GKV übernimmt OVS-Kosten
Generell übernimmt auch die gesetzliche Krankenversicherung die Kosten für die Online-Video-Sprechstunde (OVS). Erst vor kurzem wurde dafür eine Abrechnungsziffer geschaffen – allerdings nur in bestimmten Fällen und unter bestimmten Voraussetzungen, etwa Verlaufskontrollen und wenn es zuvor schon einmal einen persönlichen Arzt-Patienten Kontakt gab.
Die Infrastruktur des Anbieters zur Durchführung der OVS besteht bereits seit 1. Mai 2016. Bisher durfte jedoch nur allgemein beraten werden. Zuletzt hatte das Unternehmen sein digitales Angebot erweitert. So kamen Schnittstellen zu Wearables und Sensoren für Gesundheitstracking, eine private elektronische Gesundheitsakte, online Überweisungen sowie Disease-Management-Programme hinzu.
Bereits seit März 2017 bietet die Arag ihren privaten Vollversicherungskunden den Zugang zu den digitalen Leistungen des Portals. Der Versicherer kooperiert bereits seit März 2017 mit der Teleclinic ergänzend rund um den Arztbesuch vor Ort.
Über Teleclinic
Teleclinic ist eine digitale Gesundheitsplattform. Die angestellten Ärzte stehen an sieben Tagen der Woche, 24 Stunden für die Patienten bereit. Es sind nur Ärzte mit deutscher Approbation zugelassen. Die ärztliche Beratung erfolgt über moderne, gängige Kommunikationskanäle. Der Patient kann wählen, ob das Arzt-Gespräch über Videochat oder beispielsweise am Telefon stattfindet. Der Anbieter offeriert Versicherern und Patienten umfangreiche Gesundheitsangebote wie digitale Arztsprechstunde, Disease Management Programme, Gesundheitstracking, Prävention sowie elektronische Gesundheitsakte.
Autor(en): Alexa Michopoulos