Solvabilitäts-Quoten der Versicherer bleiben "komfortabel"

218 Prozentpunkte über den Soll der klassischen "100" liegt die durchschnittliche Eigenmittelausstattung der Versicherer in Deutschland. Im neuen map-report "Versicherer in der Finanzkrise 1: Solvabilität im Vergleich" hat Herausgeber Manfred Poweleit die Eigenmittelsituation von 115 Versicherern analysiert und beachtliche Werte festgestellt.

Die Versicherer in Deutschland haben die Finanzkrise bisher besser gemeistert, als die meisten Experten erwartet haben. Das wird im map-report Nr. 714-716 mit der Solvabilitäts-Analyse der Assekuranzen deutlich. Die Ausstattung der Eigenmittel ist beim Großteil der Gesellschaften ausgesprochen komfortabel. Hochgerechnet verfügen die Versicherer hierzulande im Schnitt über 86,2 Milliarden Euro an Eigenmitteln. Die Aufsicht BaFin fordert dagegen 39,6 Milliarden Euro als absolutes Muss. Die Versicherer übertreffen diese Summe durchschnittlich also um 218 Prozent.

Lebensversicherer blieben nicht verschont
Nur bei den Lebensversicherern hat die Krise Spuren hinterlassen. Doch unterm Strich ist auch hier bei den meisten Unternehmen das Sicherheitspolster gut gefüllt. Auch wenn der Marktführer Allianz Leben im vergangenen Jahr zehn Prozent seiner Eigenmittelausstattung einbüßte (Rückgang um 1,26 Milliarden Euro), belegt er weiter mit 11,29 Milliarden Euro Eigenmitteln Platz 1.

Unter den Lebensversicherern folgen bei der Bestandsaufnahme zur "Ist-Solvabilität" die-R+V, deren Eigenmittel im Zuge der allgemeinen Krise um vier Prozent auf 3,43 Milliarden Euro schrumpfte. Auf Platz rangiert die Generali, die ebenfalls einen Rückgang ihrer Eigenmittel um 11,4 Prozent hinnehmen musste und hier 3,23 Milliarden Euro ausweist.

Anders sieht es bei den Schadenversicherern aus. Sie halten den Angaben zufolge traditionell höhere Eigenmittel vor. Für den Durchschnitt der Branche errechnete Poweleit rund 27 Milliarden Euro, das Dreifache der aufsichtsamtlich geforderten Mindestsumme.Auch die privaten Krankenversicherer stehen laut map-report Nr. 714-716 mit rund 3,6 Milliarden Euro gut da. Sowohl Krankenversicherer als auch die Schaden- und Unfallversicherer haben im Krisenjahr 2008 ihre Solvabilität verbessert. Die Krankenversicherer legten laut Poweleit um ein Prozent, die Schadenversicherer um drei Prozent zu. Dagegen rutschte die marktweite Solvabilitäts-Quote der Lebensversicherer von 213 auf 196 Prozent. Dennoch erfüllen und übertreffen sie mit rund 55,6 Milliarden Euro im Durchschnitt die BaFin-Kriterien "locker".

Transparenz ist vorhanden
"Während Deutschlands Banken mehrstellige Milliardenzuwendungen vom Staat brauchen, um ihre Geschäfte weiter betreiben zu dürfen, sind die Versicherer fast die Musterknaben der Aufsichtsbehörde BaFin", sagt map-report-Chef Poweleit. "Und sie legen die Daten über ihre Solvabilität sogar offen", betont er. Mit großer Zufriedenheit hat das Poweleit-Team festgestellt, dass sich diesmal insgesamt 115 Versicherungsgesellschaften an der Erhebung rund um die Eigenmittel beteiligten. Die hohe Beteiligung war nicht immer gegeben.

"Hätte es die Transparenz, die die häufig gescholtene Assekuranz hier vorführt, im Bankensektor gegeben, uns wären wohl große Teile der Finanzkrise erspart geblieben", zeigt sich Poweleit überzeugt, rügt aber gleichzeitig "einige Ewiggestrige", die sich immer noch nicht auskunftsbereit zeigen.

"Kein Versicherer liegt mit seinen Solvabilitäts-Quoten in kritischer Nähe der 100-Prozent-Marke, die die formalistisch agierende Aufsicht zum Handeln zwingt", resümiert er. Trotzdem gebe es für Deutschlands Versicherer keinen Grund, die Füße hochzulegen. Die öffentliche Diskussion zeige, dass mehr staatliche Kontrolle verlangt werde.

Der map-report Nr. 714-716 "Versicherer in der Finanzkrise 1: Solvabilität im Vergleich" kann unter info@map-report.de für 112,50 Euro (Print-Ausgabe) oder 97,50 Euro (als PDF-Datei) käuflich erworben werden.

Autor(en): Ellen Bocquel

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