Die Versicherer segeln zur Zeit in rauem Wasser. Zwischen Skylla "Niedrigzinsen" und Charybdis "Regulierung" ist es für die Branche schwierig, nicht auf Grund zu laufen. Wie die Assekuranz trotz der aktuellen Herausforderungen den Kurs halten kann, war Thema der 10. SimCorp Fachtagung in Köln. Rund 150 Besucher hatten die Einladung des Anbieters für Investment- und Portfolio-Management-Software aus Bad Homburg angenommen, um die Expertenvorträge zu hören.
Alter und Tradition schützen nicht vor dem Absturz, machte Financial Times-Versicherungskorrespondent Herbert Fromme am Beispiel der britischen Equitable Life dem ältesten Versicherungsverein der Welt deutlich. 1762 gegründet, musste der Versicherer 2000 in die Insolvenz gehen. "Auch eine Institution kann durch Fehler des Managements und Veränderungen der ökonomischen Großwetterlage in Wanken geraten", kommentierte Fromme. Er prognostizierte der Branche eine eher düstere Zukunft: So werde 2011 von Umsatzeinbrüchen geprägt sein, weil das Geschäft mit den Einmaleinlagen weggebrochen sei. Die Assekuranz habe reagiert und denke verschärft über neue Produkte nach, auch werde es schon bald zu Stellenabbau im großen Stil kommen.
Auch die Private Krankenversicherung (PKV) mache den meisten Versicherern "keine Freude mehr", denn sie bringe wenig Gewinn und mache viel Ärger. Besonders fatal sei, dass die Pharmalobby ihr die Unterstützung entzogen habe, nachdem die PKV im Arzneimittel-Neuordnungsgesetz erreicht hätte, dass auch privat Versicherte von Rabatten auf Arzneimittel profitierten. Das warnende Beispiel Ergo zeige die verschärfte Bedeutung der Reputation für Versicherer auf. Die Bedeutung der Compliance werde deshalb immer wichtiger. Wer wird überleben? Laut Fromme diejenigen Versicherer, die eine gute Reputation, gute Produkte sowie eine gute IT haben und deren Vertriebswege inelligent aufgestellt seien.
Ratinghäuser als Helfer
Wer hilft den Marktteilnehmern den Überblick in der immer komplizierteren Produktewelt zu behalten? - Es sind die Analysehäuser, behauptete Stephan Schinnenburg, Geschäftsführer von Morgen & Morgen. Denn diese trügen durch Ratings dazu bei, die Komplexität beherrschbar zu machen. Schinnenburg grenzte das Ranking, dem Vergleichen einer Dimension etwa des Preises, scharf vom Ranking, der mehrdimensionalen und gewichteten Analyse, ab. Am Beispiel verschiedener Morgen& Morgen-Rankings sowohl an Produkten als auch an Versicherern erläuterte er den Nutzwert der komplexen Untersuchungen. Obwohl in erster Linie für Makler konzipiert böten Rankings den auch den Versicherern Orientierungshilfen und Abgrenzungsmöglichkeiten.
Schinnenburg wies selbst auf einen häufigen Kritikpunkt hin: Am Markt herrsche eine wahre "Siegelflut". Dies seit zum Teil korrekt, aber die Einführung von Ratings habe auch dazu beigetragen biometrische Produkte überhaupt in den Verkaufsfokus zu rücken, relativierte er die Kritik. Auch den Vorwurf, dass die Rater den "BU-Markt kaputt" machten, wies er zurück. Der Grund sei eine nicht adäquate Preispolitik der Gesellschaften, die dem Konkurrenzdruck geschuldet sei.
Sein Fazit lautete: Ratings sind unverzichtbare Werkzeuge um Komplexität zu reduzieren. Sie seien aber nur Hilfsmittel und niemals dürfe man sich auf sie allein verlassen, wenn es um die Beratung beim Kunden gehe.
Breiter Themenbogen
Insgesamt war das Programm mit neun Vorträgen straff und verlangte den Teilnehmern einiges an Konzentration ab. Den Veranstaltern gelang es aber durchweg eloquente Referenten zu gewinnen und den Bogen der Themen weit zu spannen. Neben den schon erwähnten Sprechern referierten Dr. Ralf Schmücker, SimCorp, zu Strategien und Produkten für die Versicherungsindustrie; Andreas Rees, UniCredit Bank, über einen Ausblick auf die Weltwirtschaft und die Schuldenkrise; Dr. Stefan-Maria Heinemann, Talanx, zu Risikosteuerung bei der Suche nach ertragsreichen Anlagestrategien; Carola Schroeder, KPMG, zur dritten Säule von Solvency II und Datenqualität; Henrik Urbansky, BNP Paribas, zur Anlageklasse Clean Energy; Tim Ockenga, GDV, zu Kapitalanlagestrategien im derzeitigen Umfeld sowie Bastian Schmedding, BAI, über Alternative Investments in der Kapitalanlage. Die angeregten Diskussionen in den Pausen belegen, dass SimCorp auch bei seiner 10. Fachtagung ein glückliches Händchen für den Mix der Themen bewies.
Alter und Tradition schützen nicht vor dem Absturz, machte Financial Times-Versicherungskorrespondent Herbert Fromme am Beispiel der britischen Equitable Life dem ältesten Versicherungsverein der Welt deutlich. 1762 gegründet, musste der Versicherer 2000 in die Insolvenz gehen. "Auch eine Institution kann durch Fehler des Managements und Veränderungen der ökonomischen Großwetterlage in Wanken geraten", kommentierte Fromme. Er prognostizierte der Branche eine eher düstere Zukunft: So werde 2011 von Umsatzeinbrüchen geprägt sein, weil das Geschäft mit den Einmaleinlagen weggebrochen sei. Die Assekuranz habe reagiert und denke verschärft über neue Produkte nach, auch werde es schon bald zu Stellenabbau im großen Stil kommen.
Auch die Private Krankenversicherung (PKV) mache den meisten Versicherern "keine Freude mehr", denn sie bringe wenig Gewinn und mache viel Ärger. Besonders fatal sei, dass die Pharmalobby ihr die Unterstützung entzogen habe, nachdem die PKV im Arzneimittel-Neuordnungsgesetz erreicht hätte, dass auch privat Versicherte von Rabatten auf Arzneimittel profitierten. Das warnende Beispiel Ergo zeige die verschärfte Bedeutung der Reputation für Versicherer auf. Die Bedeutung der Compliance werde deshalb immer wichtiger. Wer wird überleben? Laut Fromme diejenigen Versicherer, die eine gute Reputation, gute Produkte sowie eine gute IT haben und deren Vertriebswege inelligent aufgestellt seien.
Ratinghäuser als Helfer
Wer hilft den Marktteilnehmern den Überblick in der immer komplizierteren Produktewelt zu behalten? - Es sind die Analysehäuser, behauptete Stephan Schinnenburg, Geschäftsführer von Morgen & Morgen. Denn diese trügen durch Ratings dazu bei, die Komplexität beherrschbar zu machen. Schinnenburg grenzte das Ranking, dem Vergleichen einer Dimension etwa des Preises, scharf vom Ranking, der mehrdimensionalen und gewichteten Analyse, ab. Am Beispiel verschiedener Morgen& Morgen-Rankings sowohl an Produkten als auch an Versicherern erläuterte er den Nutzwert der komplexen Untersuchungen. Obwohl in erster Linie für Makler konzipiert böten Rankings den auch den Versicherern Orientierungshilfen und Abgrenzungsmöglichkeiten.
Schinnenburg wies selbst auf einen häufigen Kritikpunkt hin: Am Markt herrsche eine wahre "Siegelflut". Dies seit zum Teil korrekt, aber die Einführung von Ratings habe auch dazu beigetragen biometrische Produkte überhaupt in den Verkaufsfokus zu rücken, relativierte er die Kritik. Auch den Vorwurf, dass die Rater den "BU-Markt kaputt" machten, wies er zurück. Der Grund sei eine nicht adäquate Preispolitik der Gesellschaften, die dem Konkurrenzdruck geschuldet sei.
Sein Fazit lautete: Ratings sind unverzichtbare Werkzeuge um Komplexität zu reduzieren. Sie seien aber nur Hilfsmittel und niemals dürfe man sich auf sie allein verlassen, wenn es um die Beratung beim Kunden gehe.
Breiter Themenbogen
Insgesamt war das Programm mit neun Vorträgen straff und verlangte den Teilnehmern einiges an Konzentration ab. Den Veranstaltern gelang es aber durchweg eloquente Referenten zu gewinnen und den Bogen der Themen weit zu spannen. Neben den schon erwähnten Sprechern referierten Dr. Ralf Schmücker, SimCorp, zu Strategien und Produkten für die Versicherungsindustrie; Andreas Rees, UniCredit Bank, über einen Ausblick auf die Weltwirtschaft und die Schuldenkrise; Dr. Stefan-Maria Heinemann, Talanx, zu Risikosteuerung bei der Suche nach ertragsreichen Anlagestrategien; Carola Schroeder, KPMG, zur dritten Säule von Solvency II und Datenqualität; Henrik Urbansky, BNP Paribas, zur Anlageklasse Clean Energy; Tim Ockenga, GDV, zu Kapitalanlagestrategien im derzeitigen Umfeld sowie Bastian Schmedding, BAI, über Alternative Investments in der Kapitalanlage. Die angeregten Diskussionen in den Pausen belegen, dass SimCorp auch bei seiner 10. Fachtagung ein glückliches Händchen für den Mix der Themen bewies.
Autor(en): Alexa Michopoulos