Der Spezialversicherer Hiscox und die Online-Fachzeitschrift Versicherungsmonitor haben ihr zweites "Risikobarometer Selbstständige" veröffentlicht. Diese zeigt, dass mehr als die Hälfte der Selbstständigen (53 Prozent) ihre Geschäftsaussichten als stabil bezeichnen und 34 Prozent von einem Wachstum in der nahen Zukunft ausgehen.
Diese Zahlen stiegen im Vergleich zur Vorjahresumfrage, obwohl der Anteil an Selbständigen, die ihre wirtschaftliche Lage in 2023 als "gut" oder "sehr gut" bezeichneten, um sechs Prozentpunkte auf 52 Prozent gesunken ist. 15 Prozent der Befragten sehen für sich ein hohes oder sehr hohes Risiko einer existenziellen Gefahr, gegenüber 33 Prozent, die dieses Risiko als "sehr niedrig" einschätzen.
Die Umfrage wurde vom Meinungsforschungsinstitut Infas Quo im Auftrag von Versicherungsmonitor und Hiscox durchgeführt und ist nach eigenen Angaben repräsentativ. Befragt wurden 608 Selbstständige in drei verschiedenen Umsatzgruppen: solche mit einem Jahresumsatz bis 70.000 Euro, einem Umsatz bis 150.000 Euro und einem Umsatz von mehr als 150.000 Euro. 63 Prozent der Befragten waren Männer, 37 Prozent Frauen. 60 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren über 50 Jahre alt, 19 Prozent unter 40 Jahre.
Krankheit wird weiterhin als größtes Risiko gesehen
Auf die Frage, welche Ereignisse "in jedem Fall" ein existenzielles Risiko darstellen könnten, antworteten 41 Prozent der Selbstständigen mit Krankheit oder einem Unfall mit Ausfallzeit. Diese Antwort hatte schon vergangenes Jahr den ersten Platz belegt. Während in der Gruppe mit dem geringsten Umsatz 48 Prozent dies in jedem Fall als Risiko sahen, waren es in der mit einem Umsatz von über 150.000 Euro 31 Prozent. Auf Platz zwei und drei der Risiken landeten – ebenfalls wie im Vorjahr – der Ausfall von IT-Systemen und der Zahlungsausfall bei einem Auftraggeber, mit 32 beziehungsweise 30 Prozent.
Belastet werden die Selbstständigen auch durch Bürokratie und Regulierungen, mit denen sie durchschnittlich acht Stunden in der Woche verbringen. 59 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass zu viele neue Regulierungen und Vorgaben eingeführt werden. 56 Prozent geben an, sie fühlten sich durch diese eingeschränkt und 21 Prozent sehen in den bürokratischen Vorgaben und Regulierungen eine Bedrohung für ihre Existenz. 32 Prozent der Selbstständigen sagen zudem, sie sind sich nicht sicher, dass sie die Auflagen der DSGVO immer einhalten.
Niedrige Versicherungsquote bleibt bestehen
Trotz der Risiken und Befürchtungen für die Selbstständigen ist nur eine Minderheit von ihnen abgesichert. Gegen Krankheit oder Unfall sind 39 Prozent versichert, dagegen planen 38 Prozent auch zukünftig nicht, sich eine Versicherung in diesem Bereich zuzulegen. Bei den abgeschlossenen Versicherungen ist die Unfallversicherung mit 29 Prozent die häufigste, 26 Prozent haben eine Krankengeldversicherung und 21 Prozent eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen. Ebenso leigt die Absicherung gegen Cyber- und Datenrisiken im niedrigen Bereich, 26 Prozent der Befragten geben hier an, Maßnahmen ergriffen zu haben. Auf die Frage, warum die Selbstständigen sich nicht gegen betriebliche Risiken absichern, antworten 35 Prozent, die Kosten seien zu hoch und 27 Prozent sagen, sie haben keinen Bedarf.
"Viele betriebliche Risiken können für Selbstständige zu einer existenzbedrohenden Krise führen, das trifft auch und vor allem auf solche mit niedrigen Jahresumsätzen zu", erklärte Tobias Wenhart, Director Marketing, Product & Digital Channels bei Hiscox die Ergebnisse. "Dass sich ‚kleinere‘ Selbstständige wegen vermeintlich zu hoher Kosten gegen eine Versicherung entscheiden, kann zu einem Problem werden." Herbert Fromme, Herausgeber des Versicherungsmonitors, sagte, die Umfrage zeige "mangelndes Bewusstsein für die größten Risiken".
Die vollständigen Umfrageergebnisse können Sie hier einsehen.
Quelle: Hiscox
Autor(en): versicherungsmagazin.de