Die selbstständige Berufsunfähigkeitsversicherung (SBU) hat die Rating-Agentur Franke und Bornberg unter die Lupe genommen. 55 Anbieter mit insgesamt 123 Produkten stellten sich der Analyse.
Mit 70 Tarifen erhielten knapp 57 Prozent der Angebote die Höchstbewertung „FFF+“, also ein Hervorragend. Damit erreichten 32 Gesellschaften für mindestens einen ihrer Tarife die Höchstnote. Etwa ein Sechstel der Angebote erhielt ein „FFF“ – also ein "sehr gut". Die Übersicht ist hier abrufbar.
Untersuchung kein Preis-Leistungs-Vergleich
Die Analysten haben jeden Tarif mit 73 Leistungskriterien überprüft. Zusätzlich werden Mindeststandards berücksichtigt. Geprüft werden die Produkt- und Unternehmensqualitäten. Dabei spielt die Prämie für die Produkte keine Rolle. Die Untersuchung ist also kein Preis-Leistungs-Test. Hier müssen Makler jeweils in der individuellen Beratung selbst tätig werden und die jeweils besonders geeigneten Produkte ermitteln.
Weiterhin Berufsgruppendifferenzierung
Das gestaltet sich in der Praxis weiterhin als schwierig. So gibt es nach Erkenntnis von Geschäftsführer Michael Franke weiterhin den Trend, dass die Berufsgruppen stärker ausdifferenziert werden. Vermeintlich risikoarme Berufe, wie Akademiker würden immer günstiger, während Berufe bei denen körperlich gearbeitet würde, immer teurer werden. Franke: „Je differenzierter die Berufe, umso mehr Verlierer wird es geben. Was einige an Prämie sparen, zahlen andere drauf.“
Gerade Berufe, die wichtig für die Gesellschaft wären, wie Krankenschwester, Pfleger, Busfahrer oder Handwerker, würden durch das Preisraster fallen. Zudem habe die Marktentwicklung bei der SBU einen „Knacks“ bekommen. „Die Zahl der SBU-Neuverträge erreichte mit 416.000 Stück gerade einmal das Niveau des Jahres 2015.“ Dabei gingen mit 45,9 Millionen Erwerbstätige immer mehr Menschen der Arbeit nach.
Kombi mit Altersversorge thematisieren
Ein Grund warum die SBU schwächelt, könnte aber auch daran liegen, dass immer mehr Kombipolicen verkauft werden. So hatte jüngst die Verbraucherzentrale Hamburg festgestellt, dass vor allem Finanzdienstleister an den Universitäten verstärkt Berufsunfähigkeitsschutz mit einer Rürup-Police koppeln. Die Verbraucherschützer halten von dieser Kombination nichts, weil die Rürup-Police unflexibel wäre. Die kontroverse Diskussion zur Kombination von kapitalbildenden Versicherungen mit BUZ gibt es seit vielen Jahren.
In aller Regel auf zusätzliche private Altersvorsorge angewiesen
Sie ist heute aber eher entschärft. So erläutert Experte Franke: „Aus unserer Sicht spricht bei modernen Tarifen nichts gegen eine solche Kombination, denn bei entsprechender Klausel kann die kapitalbildende Versicherung beitragsfrei gestellt werden und die BU(Z) separat weiterlaufen.“ Auf solche Klauseln müssen Vermittler und Kunden daher unbedingt achten. Da die meisten Menschen heute in aller Regel auf eine zusätzliche private Altersvorsorge angewiesen sind, sollten die hierfür notwendigen Beiträge im Fall der Berufsunfähigkeit unbedingt abgesichert werden.
Verbraucher müssen am Ende entscheiden, welches Konzept ihnen zusagt
„Die Absicherung einer solchen Altersvorsorge sollte im Zuge einer Beratung auf jeden Fall thematisiert werden“, rät Franke. Sofern keine Kombination mit einer BUZ stattfindet, könnte die Weiterzahlung der Altersvorsorge bei der Höhe der BU-Rente berücksichtigt werden, sofern dies aufgrund der Angemessenheitsspielregeln der Versicherer möglich ist. Franke: „Entscheiden müssen letztlich die Verbraucher, welches Konzept ihnen eher zusagt.“
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek