Mit einer Reihe von Missverständnissen zum Thema Provision will eine wissenschaftliche Studie mit dem Titel „Regulierung von Provisionen – Ziele, Risiken und Nebenwirkungen provisionsbegrenzender Regulierung in der Lebensversicherung in Deutschland“ aufräumen.
Wissenschaftler des Instituts für Finanz- und Aktuarwissenschaften (ifa) und der Universität Hohenheim gingen aus aktuellem Anlass den möglichen Auswirkungen einer Regulierung von Provisionen, insbesondere eines Provisionsdeckels, nach. Dabei sprechen sie diverse Missverständnisse über Provisionen an, die in der Öffentlichkeit für ein falsches Bild und eine emotional geprägte Diskussion sorgen.
Deckel erzeugt Beratungslücke
So wird unter anderem nachgewiesen, dass ein Provisionsdeckel in der Lebensversicherung keineswegs das Niveau der Altersvorsorge verbessern würde. Im Gegenteil: „Eine starke Regulierung des etablierten Provisionsmodells birgt das Risiko einer so genannten Beratungslücke, wie man sie in anderen Märkten beobachten kann. Verbraucher, die eher geringe Summen anlegen möchten, erhalten keine adäquate Beratung mehr, weil diese wirtschaftlich nicht mehr möglich ist oder die Verbraucher nicht bereit oder in der Lage sind, übliche Honorare zu bezahlen. Diese Beratungslücke wirkt sich negativ auf das auch politisch angestrebte Versorgungsniveau aus“, heißt es in der Studie.
Zudem weisen die Studieninitiatoren darauf hin, dass die Summe aller Abschlussaufwendungen in der Lebensversicherung zwar auf den ersten Blick groß erscheinen, die Bedeutung dieser Kosten für das Versorgungsniveau insgesamt aber gering sei. „Sehr viel wichtiger ist die langfristige Performance der Kapitalanlage – gerade in dem von der Politik gewollten Niedrigzinsumfeld“, so die Studienautoren.
Nachteile des Provisionsmodells ausgleichen
Der größte Nachteil des Provisionsmodells – die potenziellen Interessenskonflikte des Vermittlers und geringere Transparenz für den Verbraucher – könnten durch geeignete Maßnahmen reduziert werden. Dazu zählen nach Auffassung der Wissenschaftler eine effizientere Sanktionierung des Fehlverhaltens von Vermittlern, eine transparentere Regulierung sowie Maßnahmen, die dabei helfen können, sich auf die jeweils sinnvollen Garantien in Altersvorsorgeverträgen zu beschränken. Dies würde die Altersvorsorgesituation in Deutschland positiver beeinflussen als geringere Provisionen oder Abschlusskosten.
Zahlenwerte nicht ausreichend geprüft
Im Zuge einer systematischen Analyse der Risiken und Nebenwirkungen einer Regulierung von Provisionen kommen die Autoren – auch, indem sie Erfahrungen anderer Länder mit teilwesen oder vollständigen Provisionsverboten einbeziehen – zu dem Schluss, dass ein unangemessen festgelegter Provisionsdeckel nahezu zwingend zu unerwünschten Effekten führen wird. Dies ist vor allem deswegen kritisch, weil die konkreten Zahlenwerte, die derzeit im Raum stehen, vermutlich nicht auf Angemessenheit geprüft wurden, heißt es in der Studie.
Eine zu niedrig angesetzte Provision würde dazu führen, dass gerade diejenigen, die die Beratung am dringendsten benötigen, keine Beratung mehr erhalten, weil sie sich im Provisionsmodell nicht mehr lohnt, und zugleich die Zahlungskraft für angemessene Honorare nicht vorhanden ist.
Die Studie kann hier angesehen und heruntergeladen werden.
Autor(en): Elke Pohl