Der mögliche Provisionsdeckel in der Lebensversicherung steht weiter im Fokus der Branche. Das Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG) habe doch Wirkung gezeigt: "Wir haben reagiert und wir haben verstanden", sagte Ralf Berndt, Vertriebsvorstand der Stuttgarter Versicherungsgruppe in einer Diskussion beim "Insurance Summit" von Handelsblatt und Euroforum am 23. November 2018 in München.
So sei laut Berndt die Upfront-Vergütung um 21 Prozent als Folge des LVRG gesunken, die laufende Vergütung habe sich erhöht. Der Vertriebsvorstand wandte sich strikt gegen den von der Politik diskutierten Provisionsdeckel: "Entscheidend für die Qualität der Beratung ist nicht die Art der Vergütung, sondern die Person des Vermittlers." Das Streben der Politik nach einem Deckel liege im linken Spektrum der Politik, um ideologisch motiviert die Honorarberatung einzuführen. Mit Sachargumenten dringe man hier wenig durch.
"Entsetzt und enttäuscht"
Bei einem "Live-Voting" per App hatte ein Drittel der etwa 130 Teilnehmer der Veranstaltung den Wunsch nach einem Provisionsdeckel gegenüber der Finanzaufsicht geäußert. Am Vortag hatten sich sogar 60 Prozent der Teilnehmer explizit für einen Deckel ausgesprochen. Über diese Abstimmung zeigte sich der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute (BVK), Michael H. Heinz, "entsetzt und enttäuscht".
Deutscher Hang zur Regulierung
Der BVK-Präsident führte dieses Voting auf mangelnde Kenntnis über die wahre Höhe der Provision in der Praxis angesichts des hohen Beratungsaufwands bei einer fünfjährigen Haftzeit zurück. "Wir haben kein attraktives Berufsbild", zeigte sich Heinz enttäuscht. Wenn er mit Politikern in Einzelgesprächen zusammentreffe oder ihnen den Alltag in einer Agentur zeige, sei niemand mehr für einen Provisionsdeckel. In Deutschland gebe es einen Hang, alles regulieren zu wollen: "Ich dachte immer, wir haben als Wirtschaftssystem keinen Sozialismus, aber wir sind auf dem besten Weg dorthin."
Nur geringe Auswirkungen
Rückendeckung erhielt Heinz von Jörg Arnold, CEO der Swiss Life Deutschland. Bei der Einführung eines Provisionsdeckels würde man einseitig in die Wertschöpfungskette eingreifen. Wer Kosten senken wolle, müsste alle Kosten auf den Prüfstand stellen, nicht nur die Provisionskosten. Außerdem habe eine Studie des Instituts für Finanz- und Aktuarwissenschaften in Ulm ergeben, dass ein Deckel nur sehr geringe Auswirkungen auf die Rendite der Produkte habe.
Autor(en): Bernhard Rudolf