Projekt "Transparenz im Gesundheitswesen" soll fortgesetzt werden

Ein bisher einmaliges Projekt in der deutschen Sozialversicherung soll in die Verlängerung gehen: Die Kaufmännische Krankenkasse – KKH und die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) beabsichtigen, die Laufzeit des vor gut einem Jahr gestarteten Projekts "Transparenz im Gesundheitswesen" um ein weiteres Jahr zu verlängern. Das Modellvorhaben, bei dem KKH-Versicherte detaillierte Arztabrechnungen erhalten, ist von Patienten und Ärzten durchweg begrüßt worden.

Ein Jahr lang erhielten je Quartal rund 1.500 per Zufallsstichprobe ausgesuchte KKH-Versicherte in Niedersachsen die komplette Aufstellung ihrer Arztleistungen aus dem jeweils letzten Abrechnungszeitraum von der KVN zugeschickt. Die Versicherten-Informationen enthielten den Namen des Kassenarztes oder -psychotherapeuten, die Daten der Behandlungstage und die abgerechneten Leistungen in allgemein verständlicher Sprache. Auch über die Kosten in Euro wurde informiert. Die Patienten konnten anhand der Arztabrechnungen prüfen, ob die genannten Leistungen auch wirklich erbracht wurden. Beteiligt waren 7.401 Arztpraxen (65 Prozent aller im KV-Bereich abrechnenden Praxen). Um Fragen zu klären, konnten Versicherte sowohl bei der KVN als auch bei der KKH eine Telefon-Hotline anrufen.

Das Transparenzprojekt, dessen anteilig zu tragende Kosten sich bisher auf insgesamt rund 9.000 Euro beliefen, stieß auf lebhafte Resonanz. Bisher haben, zwischen April 2003 und März 2004 (vier Quartale), 6.000 KKH-Versicherte schriftliche Abrechnungsinformationen von der KVN erhalten. Von diesen angeschriebenen KKH-Versicherten haben 414 eine der beiden angebotenen Hotlines angerufen. 255 Versicherte teilten ohne weitere Fragen mit, dass Daten und Abrechnung in Ordnung sind. 215 Anrufer hatten den Wunsch nach weiterer, kontinuierlicher Information. 111 Anrufer stellten Fragen zur Leistungslegende und 15 zum Datenschutz. 19 Anrufer meinten, dass die ärztlichen Vergütungssätze zu niedrig sind. 93 Versicherte äußerten Zweifel an der Arztabrechnung. Diese Zweifel konnten bei 52 Patienten ausgeräumt werden. In 41 Fällen (0,7 Prozent) ermitteln KVN und KKH weiter und überprüfen die Abrechnungsdaten im Detail.

Rudolf Hauke, Vorstandsmitglied der Kaufmännischen: "Mit unserem erfolgreichen Modellprojekt wollen wir nicht nur mögliche Abrechnungsmanipulationen bekämpfen, sondern vor allem für mehr Transparenz sorgen. Wir setzen auf den mündigen, informierten Versicherten als wichtiges Korrektiv im Gesundheitssystem." KVN-Vorsitzender Eberhard Gramsch möchte der überwiegenden Mehrheit der korrekt abrechnenden Ärzte den Rücken stärken. "Bei 99,3 Prozent aller beteiligten Kassenärzte und -psychotherapeuten gab es keine Beanstandungen der Abrechnung seitens der Patienten." Das gemeinsame Projekt unterstreiche das Interesse von KVN und KKH an einer konstruktiven Zusammenarbeit.

Wegen externer Einflüsse durch das GKV-Modernisierungsgesetz (GMG) halten Hauke und Gramsch eine längerfristige Betrachtung über 2004 hinaus für sinnvoll.

Quelle: KKH - Kaufmännische Krankenkasse

Autor(en): SN

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