Oranges Licht für den Versicherungsmarkt in der Ukraine?

Die Versicherungsbranche in der Ukraine hat sich im Zuge der orangenen Revolution vor gut einem Jahr zu einem der interessantesten Wachstumsmärkte für ausländische Investoren entwickelt. Der Anteil der Versicherungsgewinne am Bruttoinlandsprodukt 2004 erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr um 2,2 Prozent. Branchenweit verzeichneten die Versicherungssparten dreistellige Zuwachsraten, angeführt von dem Prämienaufkommen der Haftpflichtversicherer mit einem Plus von 347 Prozent. Dabei hat sich die Summe der Prämienerlöse im vierten Quartal 2004 mehr als verdoppelt. Das ist das Ergebnis einer Studie über die Markteintrittschancen und Risiken in den ukrainischen Versicherungsmarkt, die PPI Consulting Group gemeinsam mit der Beratungsgesellschaft Inov Finance erstellt hat.

Trotz der Wachstumssprünge steckt die Versicherungswirtschaft in
der Ukraine mit einem Gesamtvolumen von nur 2,9 Milliarden Euro noch in den Kinderschuhen. Nur wenige ausländische Investoren haben sich bisher im Land engagiert. Die Münchener Rück, Swiss Re und Zürich Versicherung schlossen beispielsweise eine Kooperation mit dem zweitgrößten ukrainischen Lebensversicherer, der AKB Garant. Denn die Gründung von Niederlassungen bleibt ausländischen Instituten nach den Bestimmungen zur Versicherungswirtschaft verwehrt. Das Regulierungsgesetz für das Versicherungswesen erlaubt neben Kooperationen ausschließlich Firmengründungen in der Ukraine nach den Vorschriften des nationalen Gesellschaftsrechts.

Bisher haben etwa 40 ausländische Investoren Anteile an ukrainischen Versicherungshäusern erworben. Der Schwerpunkt des Engagements lag dabei bei den Lebensversicherungen. Dem Lebensversicherungsgeschäft werden große Wachstumschancen eingeräumt. Von insgesamt 387 Anbietern haben sich bisher nur 45 Häuser auf diese Sparte spezialisiert. "Es existiert kein adäquates Vertriebsnetz für Finanzdienstleistungen und Versicherungen. Daher erwarten wir, dass auch die Banken kurzfristig Versicherungsprodukte in ihr Produktportfolio aufnehmen", so Maik Neubauer, Geschäftsführer der PPI Consulting Group.

Branchenweit hinkt die Ukraine beim Prämienaufkommen im Vergleich zu anderen osteuropäischen Ländern noch immer weit hinterher. Im Nachbarland Ungarn lag der Prämiendurchschnitt pro Einwohner 2004 bei rund 180 Euro. In der Ukraine mit gut 60 Euro um zwei Drittel niedriger. Die Kehrseite dieser Schwäche ist ein entsprechend hoher Nachholbedarf. Denn Landesweit verfügen 89,3 Prozent der Bevölkerung über keinerlei Versicherungsschutz.

Noch steht die Ampel für den Marktzugang wegen der beschränkten Beteiligungsmöglichkeiten ausländischer Investoren und der noch nicht stabilen politischen Verhältnisse nicht auf grün. Über die Kooperationsmöglichkeiten und die Wachstumschancen ist das Licht in der Ukraine aber auf Orange umgesprungen.

Quelle: PPI Consulting Group GmbH



Autor(en): Susanne Niemann

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