Öffentliche Versicherer starten eigene Internet-Gebrauchtwagenbörse

Ein neues strategisches Instrument zur Kundenbindung und Neukundengewinnung in der Autoversicherung präsentierte Dr. Heiko Winkler, Vorsitzender des Verbandes öffentlicher Versicherer, auf der Jahrespressekonferenz. Die Örag Service GmbH stellt den öffentlichen Versicherern die Internet-Gebrauchtwagenbörse http://www.gebrauchtwagen.de zur Verfügung. Damit verfügen die öffentlichen Versicherer nun über ein Portal, in dem sie exklusiv als Versicherungspartner mit ihrer Marke präsent sind. Sie rechnen bis Ende 2003 mit einem Bestand von über 100.000 Fahrzeugen und streben einen Platz unter den Top 5 der deutschen Autoportale an. Dazu kooperiert gebrauchtwagen.de mit weiteren Autobörsen und Schnittstellenpartnern wie auto.t-online.de und dem motor presse verlag.

Neben diesem neuen Instrument werden die öffentlichen Versicherer ihre Vertriebsaktivitäten mit den Sparkassen weiter ausbauen. Vor allem bei Schaden- und Unfallversicherungen sowie in der betrieblichen Altersversorgung seien große Potenziale vorhanden, erklärte Gerhard Müller, Vorsitzender des Ausschusses für Außendienst- und Werbefragen. Die größten gemeinsamen Kundenbestände von Banken und Versicherungen in Deutschland liegen mit 15 Prozent schon heute in der Sparkassen-Finanzgruppe. Im genossenschaftlichen Verbund wie bei Allianz und Dresdner Bank liegen die gemeinsamen Bestände jeweils bei sieben Prozent. Bereits heute werden sieben von zehn Lebensversicherungen über Sparkassen vermittelt, aber nur jede fünfte Schadenversicherung wird auf diesem Weg abgesetzt. Es sei geplant, zusammen mit den Sparkassen gemeinsame, zielgruppenspezifische Pakete mit den entsprechenden Finanzdienstleistungsprodukten zu schnüren.

Das Geschäftsjahr 2002 war auch bei den öffentlichen Versicherern durch die Konjunkturflaute, die anhaltende Börsenschwäche, das historisch niedrige Zinsniveau und eine hohe Schadenlast durch Elementarschäden geprägt. Dennoch stehe die Gruppe weiter auf festen Fundamenten, betonte Winkler. Die öffentlichen Versicherer sind im Jahr 2002 erneut gewachsen. Ihr gesamtes Beitragsaufkommen nahm um 3,2 Prozent auf 15 Milliarden Euro zu. Sie halten einen Marktanteil von elf Prozent.

In der Schaden- und Unfallversicherung wuchsen die Brutto-Beitragseinnahmen um 3,1 Prozent auf 6,72 Milliarden Euro. Wachstumsmotor war erneut die Kraftfahrtversicherung. Die Prämieneinnahmen stiegen um 4,8 Prozent auf 2,36 Milliarden Euro. Die Kraftfahrversicherung legte deutlich stärker zu als die gesamte Branche (+2,9 Porzent). Mit einem Marktanteil nach Prämie von 10,8 Prozent seien die öffentlichen Versicherer zweitgrößter Autoversicherer Deutschlands, nach Stückzahl stehen sie an dritter Stelle, so Winkler.

In der Sachversicherung hat die Gruppe mit einem Marktanteil von 25,7 Prozent ihre Marktführerschaft behauptet. Das Beitragsvolumen wuchs um 2,2 Prozent auf 3,21 Milliarden Euro. Das entspricht einem Marktanteil nach Prämie von mehr als 41 Prozent. Im Firmenkundengeschäft zeigen die eingeleiteten Sanierungskonzepte erste Erfolge. In der Feuer-Industrie-/Feuer-Betriebsunterbrechungsversicherung konnte die Gruppe ein Beitragsplus von 18,4 Prozent auf 238 Millionen Euro verbuchen und erreicht damit einen Marktanteil von 22 Prozent.

Überschattet wird das Geschäftswachstum in der Schaden- und Unfallversicherung durch eine hohe Schadenlast, die insbesondere auf die Häufung von Unwetterereignissen zurückgeht. Für Elementarschäden mussten die öffentlichen Versicherer 2002 rund 900 Millionen Euro aufwenden, davon allein 570 Millionen Euro in der Wohngebäudeversicherung. Sturm und Hagel waren auch für die starke Zunahme der Schadenzahlungen in den Kaskosparten der Kraftfahrtversicherung mitverantwortlich. In der Feuer-Industrie/Feuer-BU-Versicherung lag die Schaden-Kosten-Quote trotz steigender Beitragseinnahmen mit 114 Prozent auf unakzeptablen Niveau, berichtete der Verband.

In der Lebensversicherung lagen die Brutto-Beiträge mit 6,86 Milliarden Euro um 3,1 Prozent über dem Vorjahreswert. Mit einem Marktanteil von 10,5 Prozent festigten die öffentlichen Versicherer ihre Position als zweitgrößte Anbietergruppe im Markt. Das Neugeschäft belief sich auf 1,03 Millionen Verträge (+39,5 Prozent) mit einem Gesamtbeitrag von 1,2 Milliarden Euro und einer neu vereinbarten Versicherungssumme von 16,8 Milliarden Euro. Das Wachstum war maßgeblich geprägt von 414.000 Neuverträgen nach dem Altersvermögensgesetz.

Die privaten Krankenversicherer der Gruppe, Bayerische Beamtenkrankenkasse AG und UKV - Union Krankenversicherung AG, die sich Anfang 2000 unter dem Dach der Consal Beteiligungsgesellschaft AG zusammengeschlossen haben, verzeichneten einen Anstieg der Brutto-Beiträge um 4,8 Prozent auf 1,37 Milliarden Euro. Das Neugeschäft wuchs um 23,3 Prozent auf 109,4 Millionen Euro Jahresbeitrag. Ende 2002 betreuten beide Krankenversicherer zusammen rund zwei Millionen Kunden, davon 471.500 in der Vollversicherung.

Autor(en): Michaela Kreuzpointner

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