OECD-Rentenbericht: Deutsche Geringverdiener mit niedrigstem Alterseinkommen

Die Frage, wie es gelingt, die Rentensysteme dauerhaft stabil zu halten und Altersarmut zu verhindertn, beschäftigt die Regierungen vieler Industrieländer. Die neueste Ausgabe des OECD-Berichts "Renten auf einen Blick" analysiert, welche Maßnahmen die Mitglieder der OECD ergriffen haben, um ihre Alterssicherungssysteme auch in Zeiten der Krise und des demografischen Wandels nachhaltig zu gestalten. In Berlin wurde der Bericht mit Fokus auf Deutschland vorgestellt.

Länger arbeiten, mehr sparen - diese Maxime trifft auf die Rentner in den meisten Industrieländern zu. Rentenreformen haben vielfach dazu geführt, dass Menschen künftig später in Rente gehen und mit niedrigeren Rentenversprechen leben müssen. Laut Rentenbericht liegt in einem Großteil der Länder die Last der Reformen auf den Schultern von Durchschnitts- und Besserverdienern. "Die Reformen waren wichtig und die Regierungen haben gut daran getan, Geringverdiener nicht noch stärker zu belasten", stellte denn auch die Leiterin der OECD-Abteilung für Sozialpolitik, Monika Queisser, gestern bei der Vorstellung des Berichts in Berlin fest. Gerade in Deutschand bestehe dennoch die Gefahr, dass die Rentenbezüge von Menschen mit verhältnismäßig kleinem Gehalt gegen Mitte dieses Jahrhunderts so niedrig sein könne wie in kaum einem anderen OECD-Land.

Deutschlands Geringverdiener bekommen am wenigsten
Ob Menschen im Alter ein würdiges Leben führen können, wird in der OECD mit so genannten Ersatzraten gemessen. Diese Raten geben an, welcher Teil der Einkünfte Renter aus staatlichen oder aus privaten Kassen erhalten. Menschen, die in Deutschland 2012 am Arbeitsmarkt gestartet sind und bis zum Rentenalter Beiträge einzahlen, werden als Renter demnach nur 42 Prozent ihres durchschnittlichen Einkommens aus gesetzlichen Renten beziehen. Geringverdiener mit der Hälfte des durchschnittlichen Einkommens werden in Deutschand rund 55 Prozent dieser Einkünfte als Altersgeld bekommen - weniger als in allen anderen OECD-Ländern.

Allerdings besagen Ersatzraten nicht allein, wie das Leben als Renter aussehen wird. Erstmals beschäftigt sich der OECD-Bericht daher mit drei weiteren Faktoren, die den Lebensstandard im Alter beeinflussen:
  • Immobilienbesitz,
  • Finanzvermögen sowie
  • staatliche Leistungen.
In Deutschland können nur 50 Prozent und damit vergleichsweise wenige Ältere von Immobilienbesitz profitiern. Im OECD-Durchschnitt sind dies 67 Prozent. Aus Kapitalvermögen - etwa aus privaten Lebens- und Rentenversicherungen - wird in Deutschland genau wie im Rest der OECD etwa 17 Prozent der Alterseinkünften gespeist.

Insgesamt verbucht die OECD die Verringerung der Altersarmut als einen der größten Erfolge der Mitgliedsländer. 2010 betrug die durchschnittliche Altersarmutsquote 12,8 Prozent und war trotz Rezession rückläufig im Vergleich zu 2007, als sie noch 15,1 Prozent betrug. In vielen Länder ist die Armut in jüngeren Jahren höher als die im Alter. Im OECD-Schnitt bekommen Menschen ab 65 Jahren 86 Prozent des durchschnittlichen verfügbaren Einkommens der Gesamtbevölkerung; in Luxemburg und Frankreich ist der Betrag mit 100 Prozent am höchsten, in Australien, Dänemark und Estland mit unter 75 Prozent am niedrigsten.

Bild: ©Uschi Dreiucker/

Autor(en): Elke Pohl

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