Versicherer, Pensionsfonds, Vermögensverwalter und Banken haben sich auf der Weltklimakonferenz in Glasgow dazu verpflichtet, 113 Billionen Euro ihres verwalteten Vermögens in den kommenden Jahren klimaneutral zu investieren. Über diesen Weg wollen sie bis spätestens 2050 das Ziel der Netto-Null erreichen. Umweltschützer sind nicht wirklich überzeugt, das zeigt auch das NGO Versicherungsranking 2021.
Die internationale Kampagne Insure our Future hat kürzlich das fünfte globale Versicherungsranking veröffentlicht. Darin wurden 30 führende Versicherungsunternehmen auf ihre Klimaschutzmaßnahmen untersucht. Während die Kohleausschlüsse zunähmen und die globale Kohleindustrie unter Druck setzen würde, bremsten Versicherer ihre Klimaambitionen aber gleichzeitig aus, weil sie keine Maßnahmen bei Öl und Gas vorzuweisen hätten, so die internationale Kampagne.
Laut deren Recherche versichern nur noch drei Unternehmen keine neuen Öl- und Gasprojekte mehr. Das sind die italienische Generali, die französische Axa und der australische Versicherer Suncorp.
Swiss Re und Zurich nicht mehr führend beim Klimaschutz
Die diesjährige Untersuchung zeige aber auch, dass Swiss Re und Zurich ihre Führungsrolle beim Klimaschutz eingebüßt hätten und beim Underwriting auf Platz 4 (3,6/10) beziehungsweise 5 (3,2/10) und beim Divestment auf Platz 4 (3,5/10) beziehungsweise 6 (3,3/10) abgerutscht seien.
Obwohl beide Mitglieder der Net-Zero Insurance Aliance (NZIA) seien, hätten sie nur begrenzte Beschränkungen für die Versicherung von Öl- und Gasprojekten eingeführt. Die Zurich bleibt laut Orbis Research der drittgrößte Versicherer des Öl- und Gassektors mit 10,8 Prozent Marktanteil. Die Swiss Re hätte angekündigt, Kohle ab 2023 aus ihrem vertraglichen Rückversicherungsgeschäft auszuschließen.
Der Rückzug der Branche aus der Kohleversicherung zeige, dass schnelles Agieren möglich sei und reale Auswirkungen habe.
Seit 2017 haben 33 Versicherer ihre Deckung für Kohle zurückgezogen, vor einem Jahr waren es erst 23. Die Ausschlüsse decken mehr als 50 Prozent des globalen Rückversicherungsmarktes.
Kohleunternehmen auf der schwierigen Suche nach Versicherungsschutz
Kohleunternehmen sähen sich nun mit steigenden Prämien, reduziertem Versicherungsschutz und längerer Suche nach Versicherungen konfrontiert. Oftmals kämen nur noch Versicherer in den USA und auf den Bermudas in Frage.
Doch die Versicherungsbranche gerate zunehmend unter Druck, nicht nur auf dem Kohle-Sektor tätig zu werden. So verlangte UN-Generalsekretär Antonio Guterres erst jüngst beim Versicherungs-Entwicklungs-Forum: „Wir brauchen Net-Zero Verpflichtungen für die Versicherungsportfolien, sowohl bei Kohle als auch bei anderen fossilen Energien.“
Aviva, Allianz und Axa schneiden am besten ab
In der Scorecard werden 30 führende Versicherer hinsichtlich ihres Engagements für fossile Energien, ihrer Investitionen und anderer klimapolitischer Maßnahmen bewertet. Sie basiert auf den Antworten von 17 der Unternehmen auf eine Umfrage und auf öffentlich zugänglichen Informationen, wenn die Versicherer nicht geantwortet haben. Die Studie zeigt Folgendes:
Versicherung:
Axa und Allianz führen das Ranking beim Ausschluss von Versicherung für Kohle, beziehungsweise fossilen Energien an, AXIS Capital liegt an dritter Stelle, obwohl nur Generali eine Deckung für neue Öl- und Gasvorkommen ausgeschlossen hat. AIG, Berkshire Hathaway, Convex, Everest Re, PICC, Sinosure, Travelers und W.R. Berkley haben keine Zeichnungsbeschränkungen für fossile Energien, PICC und Sinosure könnten zukünftig jedoch durch die neuen Kohle-Ankündigungen der chinesischen Regierung eingeschränkt werden.
Investitionen:
SCOR steht an erster Stelle beim Divestment von fossilen Energien, gefolgt von Allianz und AXA. Swiss Re, Zurich, AXIS Capital und Generali schneiden ebenfalls gut ab. Von den 30 Unternehmen haben 19 eine Divestment-Policy für Kohle. Während 14 Unternehmen einige Beschränkungen für Öl und Gas haben, beschränken sich die meisten auf Teersande. Zehn Versicherer haben keine Richtlinien für den Ausstieg aus fossilen Energien.
Andere Climate Leadership:
Aviva, Allianz und Axa schneiden am besten ab. Sie gehören zu den acht Gründungsmitgliedern der Net-Zero Insurance Alliance, die sich verpflichtet hat, ihr Versicherungsgeschäft auf einen 1,5°C-Pfad auszurichten. Zwanzig Versicherer erhielten keine Punkte, darunter alle US-amerikanischen und asiatischen Versicherer sowie Lloyd's of London.
Quelle: Campax
Autor(en): versicherungsmagazin.de