Die Private Krankenversicherung segelt derzeit politisch in ruhigem Fahrwasser. Doch läuft der Wettbewerb? Dies zeigt die aktuelle „PKV-Zahlenanalyse 2021“ von Versicherungsmagazin.
Die versicherungsgeschäftliche Ergebnisquote ist ein wesentlicher Maßstab für die Leistung eines privaten Krankenversicherers (PKV). Die Quote gibt in Prozent der Jahresbeitragseinnahmen an, wieviel davon nach Abzug der Aufwendungen für Schäden und Kosten übrigbleiben.
19 Unternehmen performen unterdurchschnittlich
Von den Versicherern mit mehr als 100.000 Vollversicherten schnitten bei der versicherungsgeschäftlichen Ergebnisquote vor allem LKH (19,9 Prozent), DKV (19,4), Generali (18,9) und Universa (18,6) gut ab. Demgegenüber liegt diese Kennzahl bei Debeka (10,8), Huk-Coburg (12,2) und Barmenia (12,9) deutlich unter dem Durchschnitt aller beobachteten Unternehmen von 16,8 Prozent. Insgesamt 19 Unternehmen sind hier unterdurchschnittlich. Betrachtet man die elf Unternehmen mit mehr als einer Million Zusatzversicherten dominieren R+V (19,9), die DKV (19,4), die Generali (18,9) und die UKV (17,6).
Keiner der beobachteten Krankenversicherer macht ein technisches Minus. Für etablierte private Krankenversicherer ist dies beinahe unmöglich, da die Beiträge notfalls erhöht werden können und vor allem für viele Vollversicherte ein Wechsel zu einem anderen Unternehmen wegen der aufgebauten Alterungsrückstellungen kaum lohnt.
Ottonova wächst mit Minus
Ein Unternehmen am Markt macht aber weiterhin satte Verluste. Es ist der 2017 gegründete neue digitale Versicherer Ottonova. Die Verluste des Newcomers lagen bei 2,1 Millionen Euro, im Vorjahr waren es 3,1 Millionen Euro. Wieder lieferte das Unternehmen für die Zahlenanalyse des Versicherungsmagazins keine Daten. Ein Geschäftsbericht für 2021 liegt nicht vor. Einige Angaben zur Entwicklung der Gesellschaft kann man aber dem Bericht über Solvabilität und Finanzlage (SFCR) entnehmen. So beliefen sich die gebuchten Bruttobeitragseinnahmen auf 14,6 Millionen Euro. Damit steigerten sich zwar die Einnahmen rechnerisch um 61 Prozent, dennoch bleibt das Unternehmen deutlich kleiner als die Vigo (30,8 Millionen Euro), die vor allem Pflegezusatzversicherung verkauft.
Debeka bleibt bei Privatpatienten angesagt, Arag boomt besonders
Starke Gewinner und Verlierer gibt es im Brot-und-Buttergeschäft der PKV, der Vollversicherung. Insgesamt verlieren 19 Assekuranzen Vollversicherte, während nur elf Versicherer Privatpatienten gewinnen können. Der Markt ist also deutlich zu Ungunsten der Verlierer gespalten. Top bei Privatpatienten bleibt Marktführer Debeka. Er konnte 2021 gegenüber dem Vorjahr unter dem Strich über 16.700 neue Vollversicherte unter Vertrag nehmen. Gegenüber 2019 hat sich der Bestand der Vollversicherten sogar um über 50.000 erhöht. Richtig stark liegt weiterhin die Arag im Rennen. Die 2021 so viele Neukunden holte, dass der Bestand um fast 10.000 Versicherte wuchs. Prozentual ist das ein Plus von fast 19 Prozent.
Verglichen mit 2019 konnte der Bestand sogar um über 33 Prozent wachsen. Nach absoluter Bestandserhöhung liegen auf den Rängen drei bis acht die Axa mit einem Plus von 7.747 Versicherten, die Hanse Merkur (7.478), die Huk-Coburg (2.904), die R+V (2.295), die LVM (1.758) und die Signal Iduna, die mit 1.460 Versicherten den Bestand erhöhen konnte, aber immer noch unter dem Niveau von 2019 liegt.
Verbuchen starken Kundenabrieb bei Vollversicherten
Am Ende der Fahnenstange sieht es für einige Versicherer richtig düster aus. Sie können sich am Markt nicht mehr behaupten und haben einen starken Kundenabrieb bei Vollversicherten. So verliert die DKV über 14.000 Kunden und die Allianz muss ein Bestandsminus von fast 8.000 Kunden hinnehmen. Gegenüber 2019 ist der Bestand der DKV um fast 31.000 Vollversicherte geschrumpft. Bei der Allianz sind es mehr als 17.000 Personen. Fraglich ist, ob mit einem schrumpfenden Bestand - der wohl aus einer Überalterung der Versicherten resultiert - diese Versicherer nicht grundsätzlich auf Dauer gefährdet sind. Deutlich verloren haben bestandsmäßig zudem die Continentale (minus 5.778 Versicherte), die BBK (minus 5.353), die Generali (minus 4.284), die LKH (minus 3.882) und die Gothaer (minus 3.513).
Unser Lesetipp für Sie
Mehr Informationen liefert die kompakte Kennzahlenübersicht, die das Versicherungsmagazin erstellt hat und im Novemberheft veröffentlicht. Dargestellt werden 32 private Krankenversicherer.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek