Neue GDV-Riester-Broschüre: Informativ, aber zahm

Alles was es über die Riester-Rente zu wissen gibt, handelt die neu aufgelegte Broschüre "Die Riester-Rente - Vorsorgen mit staatlichen Zulagen" des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) auf rund 30 Seiten ab. Das kostenlos per Download oder als gedrucktes Einzelexemplar erhältliche Heft, ist klar geschrieben und sachlich gegliedert. Die Redundanz, mit einem "Frage-Antwort-Teil" am Ende des Büchleins, ist wohl durchaus gewollt und erhöht den Informationsgehalt. Insgesamt bleibt das Heft aber zahm.

Damit verpasst es die Versicherungslobby in der aktuellen Umdeckungdiskussion Zeichen zu setzen. Immerhin stöhnt die Branche ja über willkürlich, aus Provisionsinteresse gekündigte Policen. An drei Stellen weist der GDV auf die Kündigung von Riester-Policen hin. Zweimal heißt es lapidar "Zu beachten ist aber, dass die Zulage und die Steuervorteile zurückgezahlt werden müssen, wenn das Kapital nicht unmittelbar auf einen anderen zertifizierten Riester-Vertrag übertragen wird." Zum einen wird die Möglichkeit der Übertragbarkeit eher nebenbei erwähnt, also fast schamhaft verschwiegen. Zum anderen fehlt der deutliche Hinweis, dass der Wechsel zu einem anderen Anbieter deutliche Nachteile mit sich bringen kann. So werden ja wieder neue Abschlusskosten fällig.

Informationen im Text verstreut
Stellungnahmen und Einschätzungen sind in der Publikation sowieso selten. Allein bei der Frage, ob Riester mit einer Berufsunfähigkeitsschutz kombiniert werden sollte, wird darauf hingewiesen, dass die Beschränkung auf 15 Prozent des Beitrages für einen sinnvollen Risikoschutz "in vielen Fällen zu wenig" ist. Verstreut sind die Aussagen, wer sinnvollerweise riestern sollte. Nach Meinung der GDV "lohnt es sich nämlich im fortgeschrittenen Alter", "besonders" für Familien", ist für junge Leute "interessant" und gut verdienende Singles und Beamte machen mit Riester "nichts falsch".

Hier hätte man sich eine ähnliche plakative Übersicht gewünscht, wie die vom Bundesministerium für Finanzen entliehene Tabelle, die die Förderquoten zeigt. An dieser Stelle wäre weniger mehr gewesen. Eine staatliche Förderquote von 92 Prozent wirkt nicht mehr als positive Botschaft, wenn sie von vierköpfigen Familien nur bei einem Minimonatseinkommen von 1.250 Euro erreicht werden kann. Besser wäre es gewesen, die Beispiele auf mittlere Einkommen zwischen 25.000 und 40.000 Euro jährlich zu beschränken. Hier liegt die Quote immer noch zwischen 27 und 68 Prozent. Noch deutlicher hätte zudem die Versicherungslobby darstellen können, dass nur sie eine garantierte Rente berechnen kann.


Berater nicht erläutert
Demgegenüber bleibt im Dunklen, was sich der GDV unter dem "versierten Berater" vorstellt, mit dem allein der Verbraucher seinen Riester-Vertrag "ausfüllen" soll. Ein Hinweis auf Versicherungsberater, Versicherungsmakler und Einfirmenvermittler fehlt ebenso, wie Verbraucherschutzverbände als Ratgeber. Demgegenüber nennt sich der GDV lieber gleich zweimal selbst und verweist auf die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht und den Versicherungsombudsmann. Solche Institutionen dürften wohl kaum beim Abschluss eines Riester-Vertrages hilfreich sein. Insgesamt vermittelt die Broschüre aber umfassenden Überblick. Vielleicht eignet sich das Werkt sogar gerade wegen seiner Zahmheit ganz gut zur Vertriebsunterstützung. Zudem man die Broschüre als PDF-Dokumente seinen Kunden auch häppchenweise an die Hand geben kann.



In der Oktober-Ausgabe 2010 des Versicherungsmagazins beschäftigt sich der Artikel "Viel gescholten, aber dennoch gut" mit den Vor- und Nachteilen der Riester-Rente.

Sie haben noch kein Abonnement?

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

Alle Branche News