Nachhaltigkeit: Alles Fake oder große Chance?

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Die Zeitschrift Asscompact hat Makler und Mehrfachvertreter befragt, welche Einstellung sie zu nachhaltigen Lebens- und Schadenversicherungen haben, und welche Versicherer sie als nachhaltig ansehen.

Das Thema Nachhaltigkeit spaltet die Maklerschaft, die im Rahmen der Asscompact Trends befragt wurde. Netto 332 Versicherungsmakler, Mehrfachvertreter und Finanzanlagenvermittler machten dabei mit. Diese wiesen ein hohes Durchschnittsalter von 56 Jahren auf.

Herrscht sehr viel Unsicherheit

Von „totaler Blödsinn“ bis hin zu sehr dezidierten Aussagen zur Nachhaltigkeitsstrategie reichen die eigenen Definitionen, mit denen die Befragten ihr Verständnis von Nachhaltigkeit in der Versicherungsbranche ausdrückten.

Insgesamt drückt sich darin überwiegend Unsicherheit aus, wie man den Begriff fassen soll. Viele setzen ihn zwar mit ESG gleich und erklären dieses Buchstabenkürzel richtig. Andere verbinden damit Aspekte wie Digitalisierung, Papiervermeidung oder sonstige Ressourcenschonung. Zudem polarisiert der Begriff, wie eine Reihe sehr unsachlicher Charakterisierungen zeigt.

Versicherer sollen nachhaltig sein

Die Relevanz nachhaltiger Versicherungsprodukte wird eher verhalten eingeschätzt. Jeder Vierte sieht eine Relevanz für den Maklermarkt insgesamt, 29 Prozent sehen dasselbe für den eigenen Betrieb.

Dabei ist denselben Maklern eine Nachhaltigkeit in der persönlichen Zusammenarbeit mit Versicherungsunternehmen ganz überwiegend wichtig. Drei Viertel wünschen sich eine nachhaltige Kundenorientierung, fast ebenso viele ein digitales Serviceangebot oder immer noch fast sieben von zehn eine verantwortungsvolle Unternehmensführung. In freien Kommentaren werden auch Werte wie Ehrlichkeit, Fairness oder Verlässlichkeit gefordert, die den Kunden sehr wichtig sind, wie Marktforschungen zeigen. Das passt irgendwie nicht richtig zur ansonsten von einer Mehrheit geäußerten Geringschätzung des Themas.

Die nachhaltigsten Angebote

Als beste Anbieter nachhaltiger Fonds-Lebensversicherungen werden Stuttgarter, Allianz und Alte Leipziger eingeordnet. Allerdings liegen die Anteile der Nennungen dieser und vieler weiterer Versicherer eher dicht beieinander. Es scheint noch keine ausgesprochenen Nachhaltigkeits-Champions aus Maklersicht zu geben.

Auch bei nachhaltigen Sachversicherungen sieht es nicht viel anders aus. Ganz vorne liegen die NV, VHV und Itzehoer. Wieder sind die Abstände zwischen diesen und weiteren Gesellschaften eher gering.

Gefragt nach den nachhaltigsten Versicherungsunternehmen nennen die Makler relativ am häufigsten Allianz, die Bayerische und Stuttgarter. Wie in den beiden vorgenannten Fragestellungen auch, hat selbst der bestgenannte Versicherer kaum mehr als zehn Prozent Anteil an Nennungen mit geringen Unterschieden zu den nachfolgenden Gesellschaften. Offenbar muss sich ein näheres Verständnis der Nachhaltigkeit als wettbewerbsdifferenzierendem Faktor erst noch herausbilden.

Wallboxen mitversichern, Spenden dagegen sinnlos

In der Sachversicherung halten die Befragten am ehesten die Mitversicherung von Wallboxen für ein sinnvolles Nachhaltigkeitsfeature (85 Prozent). Dahinter folgen Mehrkosten für Technologiefortschritt (83 Prozent) und Mehrkosten für einen Wiederaufbau an einem anderen Ort, was bei durch Elementargefahren bedrohten Lagen sinnvoll sein kann (80 Prozent).

Kritisch sehen die Vermittler dagegen Spenden an Umweltschutzorganisationen, die für Abschlüsse oder als Kompensation von Schadenfällen versprochen werden. Nur 29 Prozent finden das sinnvoll., umgekehrt sehen 38 Prozent darin eher ein Greenwashing.

Makler trauen den Versicherern nicht

Interessanterweise sagt jeder Zweite, dass in Deutschland die nachhaltige Einstellung und Konsumhaltung in den vergangenen Jahren zugenommen hat. Auch unterscheidet sich der Vertrieb nachhaltiger Versicherungen kaum von dem sonstiger Versicherungen, sagen immer noch mehr als vier von zehn Vermittlern. Eigentlich müsste daraus eine positivere Haltung zum Angebot solcher Versicherungen resultieren.

Dennoch unterstellen nahezu zwei Drittel der Befragten, dass das Thema Nachhaltigkeit von vielen Anbietern nicht ernst gemeint sei, sondern nur aus Imagegründen behauptet werde. Gerade Makler hätten es allerdings in der Hand, die Angebote kritisch zu vergleichen und die wirklich nachhaltigen zu identifizieren. Eine verstärkte Nachfrage würde sicher bald die Spreu vom Weizen trennen. Aber dafür muss man wohl erst einmal selbst das Thema ernst nehmen.

Die Studie "Asscompact Trends IV/2023" enthält 170 Folien mit Informationen zur Vertriebsstimmung, zu den Maklerfavoriten und als Sonderthema zu nachhaltigen Versicherungsprodukten und Versicherungsunternehmen.
Sie kann kostenpflichtig bei der BBG Betriebsberatungs GmbH bestellt werden unter tannreuther@bbg-gruppe.de

Autor(en): Matthias Beenken

Zum Themenspecial "Nachhaltigkeit"

 

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