Versicherungsmakler sehen in privaten Schaden- und Unfallversicherungen zunehmend eine Möglichkeit zu wachsen und im Wettbewerb mit Online-Portalen zu bestehen.
Die Zeitschrift Asscompact hat 308 Versicherungsmaklerinnen und Versicherungsmakler sowie Mehrfachvertreterinnen und Mehrfachvertreter zu ihrem Geschäft mit Schaden- und Unfallversicherungen für Privatkunden befragt.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren durchschnittlich 56 Jahre alt und wiesen 28 Jahre Berufserfahrung im Finanzdienstleistungssektor auf. 90 Prozent waren als Versicherungsmakler zugelassen. Im Mittel setzten sie rund 203.000 Euro an Courtagen im Jahr um.
Hohe Relevanz für die Betriebe
Die Teilnehmer wickeln gut die Hälfte ihres Geschäfts mit Hausrat-, Wohngebäude-, Privathaftpflicht- und Unfallversicherungen über Pools oder Verbünde ab. Die Anteile liegen zwischen 55 und 58 Prozent.
Die Relevanz für das eigene Unternehmen wird als hoch angesehen, und sie wächst von heute 73 weiter auf 77 Prozent an. Im Vordergrund steht dabei Sicherung und Ausbau von Beständen (58 Prozent Nennungen). Dagegen scheint es nur selten um Kunden zu gehen, die mit ihrer bisherigen Betreuung durch Direkt- oder Ausschließlichkeitsvertriebe unzufrieden sind (neun Prozent).
Externe Partner oder Experten werden im privaten Kompositgeschäft seltener benötigt, nur jeder Fünfte gibt eine solche Kooperation an. Wenn, dann werden erneut Pools am häufigsten genannt. Aber einige kooperieren auch mit Deckungskonzeptmaklern und Assekuradeuren, ganz vereinzelt sogar mit Versicherungsberatern. Es geht dabei aber nur noch um einstellige Prozentanteile der gesamten Stichprobe.
Gebäudeversicherungen tun dem Courtage-Konto gut
Die Makler sehen in der Wohngebäudeversicherung den größten Umsatztreiber für die nächsten ein bis drei Jahre (59 Prozent Nennungen höherer Umsatzerwartungen). Auch wenn die Befragung das selbst nicht hergibt, kann man dennoch dahinter zwei Ursachen vermuten. Zum einen handelt es sich um die zunehmenden Naturkatastrophen, die ein Schlaglicht auf eine gute Wohngebäudeversicherung sowie insbesondere auch eine Elementarschadendeckung dafür werfen. Zum anderen haben die Makler von der sprunghaften Baukosteninflation profitiert und deutliche Courtagesteigerungen allein aus der Anpassung der entsprechenden Indizes und damit der Prämien mitnehmen können.
Am nächststärksten wird der Umsatztrend in der Rechtsschutzversicherung gesehen (50 Prozent), gefolgt von Tierhalterhaftpflicht- (44 Prozent) und Hausratversicherung (40 Prozent). Relativ am schwächsten sind die Umsatzerwartungen in der Kfz-Versicherung mit 27 Prozent.
Personalmangel und -qualität verärgert Makler
Es gibt aber auch einige Herausforderungen in diesem Geschäftssegment. Insbesondere rechnen die Makler mit schärferem Wettbewerb durch Direktanbieter, Vergleichsportale und Insurtechs (47 Prozent Nennungen). Weitere Faktoren sind die Digitalisierung (40 Prozent) und die wachsende Komplexität der Tarife und Bedingungen (39 Prozent). Auch die Elementarschadenversicherung wird als Herausforderung empfunden (28 Prozent).
In freien Kommentaren beklagen Teilnehmer unter anderem verlängerte Bearbeitungszeiten bei den Versicherern und erschwerten Zugang zu deren Beschäftigten. Das wird offenbar immer wieder mit Personalmangel sowie Mangel an ausreichend ausgebildetem Fachpersonal bei den Versicherungsunternehmen begründet. Aber auch die Tarifvielfalt wird vereinzelt kritisch bewertet, denn Vergleiche seien immer schwerer herzustellen.
Zwei Drittel können Nachhaltigkeit noch entdecken
Ein Innovationstreiber in der privaten Sachversicherung ist die Nachhaltigkeit. Knapp ein Drittel der Teilnehmer hat sich schon einmal mit nachhaltigen Sachversicherungen befasst (32 Prozent). Relativ am bekanntesten sind nachhaltige Hausratversicherungen (74 Prozent derjenigen, die sich überhaupt dazu geäußert haben), gefolgt von nachhaltigen Wohngebäudeversicherungen, Kfz- und Privathaftpflicht-Versicherungen. Relativ wenig bekannt sind danach nachhaltige Unfall-, Rechtsschutz- und Tierhalterhaftpflichtversicherungen.
Die relativ gesehen größte Vermittlungserfahrung mit nachhaltigen Versicherungen – dieser Bereich wurde nur noch von einer kleineren Teilmenge der Befragten beantwortet – liegt in der Hausrat- und Kfz-Versicherung vor. Die Bewertung der Angebote an nachhaltigen Versicherungen fällt noch verhalten aus. In keinem Produktbereich haben mehr als die Hälfte derjenigen, die überhaupt eine Bewertung abgegeben haben, die Angebote mit „sehr gut“ oder „gut“ bewertet. Vielmehr dominieren „befriedigend“-Urteile. Die geringen Teilstichproben lassen jedoch erahnen, dass es hier schlicht noch an Wissen über diese Angebote fehlt.
Die Studie „Asscompact Award, Privates Schaden-/Unfallgeschäft 2024“ umfasst 543 Folien unter anderem mit detaillierten Bewertungen von Versicherern in den Produktbereichen Hausrat, Wohngebäude, Privathaftpflicht und Unfall. Sie kann kostenpflichtig bei der BBG Betriebsberatungs GmbH (E-Mail: tannreuther@bbg-gruppe.de) erworben werden.
Autor(en): Matthias Beenken