MPC-Lebensversicherungsfonds: Ausschüttungsverluste programmiert

Schlechte Aussichten gibt es für mehr als 20.000 private Anleger, die mehr als 600 Millionen Euro in Lebensversicherungsfonds des Hamburger Initiators MPC Capital investiert haben. Nach Erkenntnissen der auf die Interessenvertretung von Investoren spezialisierten KWAG Kanzlei für Wirtschafts- und Anlagerecht in Bremen waren bereits von Beginn an große Ausschüttungsverluste programmiert, selbst wenn die prospektierte äußerst positive Zinsentwicklung eingetreten wäre.

Nach Meinung der KWAG Rechtsanwälte waren angebliche Einkaufsvorteile zu hoch angesetzt und deshalb nicht realisierbar. Bereits beim Ankauf der Policen fehlten 529 Millionen Euro an den in Aussicht gestellten Ausschüttungen. Die MPC Münchmeyer Petersen Capital Vermittlung GmbH ist eines der großen deutschen Emissionshäuser. Das Unternehmen initiierte in den Jahren 2002 bis 2006 zehn Fonds mit so genannten gebrauchten deutschen Kapital-Lebensversicherungen, die den Anlegern während der meist 15-jährigen Laufzeit Renditen von sechs bis acht Prozent in Aussicht stellten (berechnet nach der IRR Methode des Internen Zinsfußes). Neun dieser Fonds haben KWAG Rechtsanwälte näher untersucht, nämlich die MPC-Beteiligungen Rendite-Fonds Leben Plus, Leben Plus II, Leben Plus III, Leben Plus IV, Leben Plus V, Leben Plus VI, Leben Plus VII, Leben Plus Spezial und Leben Plus Spezial II.

Risikofreie Einnahmen für MPC und Vertriebe

"Die neun Fonds haben insgesamt mehr als 20.000 Anleger, die 608 Millionen Euro Kommanditkapital und Agio aufbrachten und dabei den MPC-Gesellschaften und den Vertriebsorganisationen 125 Millionen Euro mehr oder weniger risikofreier Einnahmen bescherten" erklärt Jens-Peter Gieschen, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht sowie KWAG-Partner. Bei diesen Einnahmen handelt es sich um Kosten für Gründung (0,6 Mio. Euro), für Konzeption, Marketing, Prospekterstellung (4,25 Mio. Euro), für Kapitalbeschaffung (70,3 Mio. Euro), für Treuhandabwicklung (4,59 Mio. Euro), für Mittelverwendungskontrolle (0,422 Mio. Euro), für Sicherstellung der Gesamtfinanzierung (18,55 Mio. Euro), für rechtliche und steuerliche Beratung (2,64 Mio. Euro), für Fremdkapitalvermittlung (16,532 Mio. Euro) und für die Erstellung der Kreditverträge durch die finanzierenden Banken (6,95 Mio. Euro).

"In jedem dieser Fonds verlieren die Anleger Kapital, zum Teil mehr als die Hälfte dessen, was sie einmal eingesetzt haben" fährt Gieschen fort. Diese Verluste würden vom jeweiligen Fondsmanagement auf die Entwicklung der Kapitalmarktzinsen zurückgeführt, die zu niedrigen Überschüssen bei den Versicherungsunternehmen geführt hätten. Den weitaus größeren Anteil an den Verlusten der Anleger haben in Wirklichkeit aber nach Erkenntnissen von KWAG die wesentlich zu hoch angesetzten und deshalb nicht realisierbaren Einkaufsvorteile.

Kein Hinweis zu Wert der erworbenen Policen
Hinweise auf die Bedeutung der Differenz zwischen Rückkaufswert beziehungsweise Einkaufspreis und dem geschätzten erworbenen Policenwert für die Rendite der MPC Lebensversicherungsfonds finden sich in allen Verkaufsprospekten zu diesen Fonds. In keinem Prospekt werde aber die Größe der Differenz zwischen geschätztem tatsächlichen Wert und Rückkaufswert, mit der im Verkaufsprospekt kalkuliert wurde, beziffert. Es werde auch in keinem späteren Jahresbericht mitgeteilt, wie hoch der geschätzte Wert der erworbenen Policen zum Ankaufszeitpunkt war. "Das Fondsmanagement hat auch trotz im Mandantenauftrag erfolgter Anfrage seitens KWAG weder Auskunft zu den im Prospekt geplanten noch zu den tatsächlich erworbenen Policenwerten erteilt", kritisiert KWAG-Partner Gieschen.

Anhand von Berechnungen, die die aktuellen Ausschüttungsprognosen der Fonds berücksichtigen, hat das KWAG-Team festgestellt, dass bei den überprüften neun Fonds durch den "günstigen" Einkauf insgesamt ein Wertvorteil von 444 Millionen Euro in die Prospektzahlen eingerechnet war und erzielt werden sollte. Tatsächlich müsse aber nur ein Wertvorteil von etwa 147 Millionen Euro entstanden sein.

297 Millionen Policenwert fehlen
Konkret sollte der eingekaufte Wert um 444 Millionen Euro über den geplanten Rückkaufswerten liegen, müsse aber nach KWAG-Berechnungen tatsächlich nur um etwa 147 Millionen Euro über den geplanten Rückkaufswerten gelegen haben. Dies bedeutet: "Hier fehlten also bereits zum Ankaufszeitpunkt der Policen 297 Millionen Euro Policenwert. Zusammen mit den auf diesen Betrag nicht zu verdienenden Zinsen fehlen damit bereits 529 Millionen Euro an den geplanten Ausschüttungen von 1,317 Milliarden Euro, das sind etwa 40 Prozent", rechnet Gieschen vor. "Die verbleibenden geplanten Ausschüttungen in Höhe von 788 Millionen Euro würden dann nur zu Ausschüttungen vor Steuern in Höhe von etwa 130 Prozent auf das eingesetzte Kapital reichen, und damit wäre den Fonds bei einer Laufzeit von etwa 15 Jahren aus der Sicht der Jahre 2002 bis 2006 jegliche Attraktivität genommen", fährt Gieschen fort.

"Die Diskrepanz zwischen geplanten und tatsächlich erzielbaren Einkaufsvorteilen hätte MPC nach dem Einkauf der Policen für den ersten aufgelegten Fonds mit deutschen Lebensversicherungen im Jahr 2002 frühzeitig erkennen und bei den späteren Fonds berücksichtigen können. Es wäre dann den Anlegern viel Verlust erspart geblieben", sagt KWAG-Partner Jens-Peter Gieschen.

Besser gemeinsam klagen

"Da der Misserfolg bei allen neun Fonds die gleiche Ursache hat, nämlich neben niedrigen Zinsen vor allem ungenügende Einkaufsvorteile, sollten sich möglichst viele Anleger zusammenschließen, um zunächst auf außergerichtlichem Wege zu versuchen, die Verluste möglichst klein zu halten. Sollte das nicht oder nicht in befriedigendem Maße gelingen, sollten gemeinsame Klagen auf den Weg gebracht werden. Das ist wesentlich kostengünstiger als Einzelklagen. Auf jeden Fall sollte anwaltlicher Rat in Anspruch genommen werden, schon wegen der absoluten Verjährungsfrist von 10 Jahren." So lautet der Rat von Fachanwalt Jens-Peter Gieschen, Partner von KWAG.

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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