Mitgliederanleihen als Kundenbindungsinstrument

Die Gothaer will ihre Kunden direkt am Unternehmenserfolg beteiligen. Dazu sollen im ersten Quartal 2007 erstmals Mitgliedergenussscheine ausgegeben werden. Das dient nach Aussagen von Konzern-Chef Dr. Werner Görg in erster Linie der Kundenbindung und werde nicht zur Stärkung der Solvabilität benötigt. Die Konzern mit der Gothaer Versicherungsbank VVaG geht damit neue Wege, die in ganz Europa einmalig sind.

"Mit einer Eigenkapital-Rendite von über zehn Prozent nach Steuern liegt die Gothaer in der Spitzengruppe deutscher Versicherer", verdeutlichte Görg. Diese Leistungsstärke solle den Mitgliedern des Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit ab 2007 auch in Form einer Mitgliederanleihe direkt zugute kommen. Der Konzern-Chef erklärte, dass die Zeichner eines solchen Papiers, das exklusiv nur Gothaer-Kunden zugänglich ist, abhängig von der weiteren Marktentwicklung voraussichtlich deutlich über sechs Prozent Verzinsung erwarten können.

Das erste in Aussicht genommene Emissionsvolumen soll bis zu 30 Millionen Euro betragen. Die Kunden können Anleihen ab einem Anlagebetrag von 5.000 Euro zeichnen. Im ersten Jahr werde eine Verzinsung von sechs Prozent p.a. in Aussicht gestellt. Danach seien vier Prozent p.a. Basisverzinsung drin - zuzüglich 0,2 Prozentpunkte je begonnener zehn Millionen Euro des Konzernergebnisses. Der Gothaer Vorstand habe die Idee für dieses Kundenbindungsinstrument angesichts der Ergebnissteigerung um 28 Prozent im Jahr 2005 auf 103 (Vorjahr 81) Millionen Euro bekommen. Davon sollten auch die Kunden profitieren.

Neben dem Wachstum auf Rekordhöhe beim Konzern-Ergebnis und beim Eigenkapital auf 1,02 Milliarden Euro - nach 862 Millionen im Jahr 2004 - war von Wachstum im operativen Geschäft in den Bereichen Lebens-, Kranken- und Schaden-/Unfallversicherung allerdings weniger zu spüren. Lediglich die beiden Tochtergesellschaften, der Direktversicherer Asstel und die ehemalige MLP Sachversicherung, die jetzt unter der Gothaer Flagge als Janitos firmiert, glänzten mit gutem Neugeschäft und einem Bestandswachstum bei Janitos um 7,7 Prozent.

Mit dem Konzernergebnis von mehr als 100 Millionen Euro und der komfortablen Eigenkapitalausstattung sei die Grundlage für eine zukunftsorientierte Solvabilität gegeben, verkündete Görg vor Journalisten. "Denn mit diesem Ergebnis steigen auch die Sicherheitsmittel erheblich und die Leistungen an die Mitglieder des Versicherungsvereins erhöhen sich auf rund 3,4 Milliarden Euro."
Dr. Görg erklärte, dass die Gewinnsteigerung unter anderem durch eine Reduzierung der Kosten um fast 100 Millionen Euro realisiert werden konnte. "Wir ernten jetzt die Früchte aus den Restrukturierungen der letzten Jahre", so der Konzern-Chef.

Das stringente Sparprogramm der vergangenen Jahre in Hause der Gothaer machte auch nicht vor den Mitarbeitern Halt. 2005 waren im Jahresmittel gut 6.000 Mitarbeiter bei der Gothaer beschäftigt. Als das Zukunftsprogramm 2002 eingeleitet wurde, arbeiteten noch über 7.000 Personen für den Konzern. Bis jetzt - zur Jahresmitte 2006 - hat sich die Mitarbeiterzahl nochmals auf 5.700 Personen reduziert.

Mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr erklärte Dr. Werner Görg, dass alle Konzerngesellschaften sich in "solider Position mit Wachstumsoption" befinden. Die Verbesserung der kundenorientierten Strukturen und eine so genannte Vitalisierungsoffensive laufen planmäßig. Genauer wollte Dr. Görg das zu erwartende Prämienvolumen zum Jahresende nicht prognostizieren.

Autor(en): Ellen Bocquel

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