Wie ging es jungen Erwachsenen zwischen 17 und 27 Jahren in Deutschland am Ende des zweiten Pandemiejahres? Wie sehen sie ihre berufliche Zukunft? Wie hat sich ihr Vorsorgeverhalten durch Corona verändert? Und wie steht es um ihr Vertrauen in den Staat? Eine detaillierte Untersuchung des Versorgungswerks Metallrente liefert Antworten.
Die Ergebnisse der Untersuchung sind Teil der fünften Metallrente Studie „Jugend, Vorsorge, Finanzen“, die im Mai 2022 erscheinen wird. Sie ist die größte repräsentative Langzeituntersuchung zur Vorsorge junger Menschen in Deutschland.
Vier von zehn Befragten (42 %) geben an, dass sich ihre persönliche Situation in der Schule, im Studium oder im Beruf durch die Pandemie verschlechtert hat. Besonders hart hat Corona offenbar die Schülerinnen und Schüler sowie die Studierenden getroffen. Hier sagen sechs von zehn (59 % und 58 %), dass ihre Situation schlechter geworden ist. Doch nur etwa ein Drittel aller jungen Menschen in Deutschland (32 %) rechnet auch langfristig mit einer pandemiebedingten Verschlechterung der persönlichen Berufsaussichten.
Die Mehrheit von 56 Prozent erwartet hingegen keine Veränderungen zum Status quo. Im Vergleich zur Gesamtheit blicken die Schülerinnen und Schüler erneut deutlich pessimistischer auf ihre berufliche Zukunft. In dieser Gruppe geht die Hälfte (50 %) davon aus, dass ihre eigenen Berufschancen noch langfristig unter Corona leiden werden. Bei den bereits voll Erwerbstätigen ist es lediglich ein gutes Viertel (27 %).
Wer ein geringes Einkommen hat, hat noch mehr zu kämpfen
Mehr als die Hälfte der jungen Erwachsenen (51%) spürt bislang keine finanziellen Einbußen durch Corona. 16 Prozent nehmen sogar eine Verbesserung ihrer finanziellen Lage durch die Pandemie wahr. Ein Drittel (33 %) jedoch gibt an, jetzt finanziell schlechter dazustehen als vor Beginn der Pandemie. Bei denjenigen, die wenig Geld zur Verfügung haben, ist dieser Anteil deutlich höher. 43 Prozent der Erwerbstätigen in Teilzeit sagen, dass sich ihre finanzielle Situation durch Corona verschlechtert hat. Bei den Arbeitslosen sind es mehr als die Hälfte (56 %).
Mehrheit spart trotz Krise weiter
Zwar sagt über die Hälfte aller befragten Jugendlichen, dass sich Corona bisher nicht auf ihr Sparverhalten ausgewirkt hat. Doch gerade für diejenigen, deren finanzielle Lage ohnehin schon angespannt ist, wird es immer schwieriger vorzusorgen. Fast ein Drittel der Befragten in dieser Gruppe (30 %) gibt an, jetzt weniger Geld zur Seite legen zu können als vor der Corona-Pandemie.
Umgekehrt gibt es bei denjenigen, die ihre finanzielle Lage als sehr gut beschreiben, die Tendenz, mehr Geld für später zurückzulegen. Hier spart jeder Vierte (27 %) aktuell sogar mehr als vor der Pandemie. Trotz Corona ist ein Großteil der jungen Menschen optimistisch, auch in Zukunft, Geld fürs Alter zurücklegen zu können. Sechs von zehn gehen davon aus, dass Corona nichts daran ändern wird. Jeder Zehnte rechnet sogar damit, dass die Wahrscheinlichkeit eigener Altersvorsorge zunimmt.
Heribert Karch, Geschäftsführer von MetallRente, deutet die Ergebnisse folgendermaßen: „Das Sparverhalten ist durch Corona stabil und teilweise sogar besser geworden. Aber dies ist keineswegs beruhigend. Denn die soziale Schere geht weiter auseinander. Unter den jungen Menschen mit kleinem Einkommen oder jungen Arbeitslosen verfestigt sich das Gefühl abgehängt zu werden. Unsicherheiten über berufliche und finanzielle Zukunft korrelieren mit abnehmendem Vertrauen in den Staat.“
Jugendliche fühlen sich von Politik im Stich gelassen
Wie die Studie zeigt, ist das Vertrauen der jungen Erwachsenen in den Staat seit Beginn der Corona-Pandemie gestört. Zwei Drittel der befragten Jugendlichen (66 %) gaben in der Befragung an, dass sich ihr Vertrauen in die staatliche Handlungsfähigkeit infolge von Corona verschlechtert hat. Am größten ist der Vertrauensverlust bei den jungen Arbeitslosen (75%), den Schülerinnen und Schülern (70 %) und den Auszubildenden (68 %). Auffällig ist auch der Unterschied zwischen den Geschlechtern. Bei den Frauen gaben fast drei Viertel (73 %) an, jetzt weniger Vertrauen in den Staat zu haben als zu Beginn der Pandemie. Bei den Männern sind es nur sechs von zehn (61 %).
Studierende und junge Arbeitslose fühlen sich nicht ernst genommen
Außerdem sehen die jungen Menschen ihre Interessen in der Corona-Krise zu wenig beachtet. Vier von fünf (79 %) sind der Auffassung, dass ihre Bedürfnisse bei politischen Entscheidungen nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Vor allem Studierende (88 %) und junge Arbeitslose (80 %) fühlen sich von der Politik nicht genug ernst genommen. Allerdings lassen die Ergebnisse nicht auf einen Generationenkonflikt schließen. Die Mehrheit der Jungen scheint großes Verständnis für den besonderen Schutz der Älteren zu haben. Mehr als die Hälfte der Jungen (57 %) findet, dass die Bedürfnisse der Älteren von der Politik im richtigen Maße oder noch zu wenig berücksichtigt worden sind. Jedoch sagen auch vier von zehn (43 %), dass auf die Bedürfnisse der Älteren zu viel Rücksicht genommen wurde.
Hintergrundinformationen
Die Metallrente Studie „Jugend, Vorsorge, Finanzen“ ist die größte repräsentative Langzeituntersuchung zur Vorsorge junger Menschen in Deutschland. Im Mai 2022 wird sie in ihrer fünften Auflage erscheinen. Im Abstand von drei Jahren werden für die Studie rund 2.500 junge Erwachsene im Alter zwischen 17 und 27 Jahren zu ihren Vorstellungen für die persönliche Zukunft, zu ihrem Sparverhalten, ihren finanziellen Kenntnissen sowie zu ihren Einstellungen und persönlichen Strategien zur Altersvorsorge befragt.
Quelle: Metallrente
Autor(en): versicherungsmagazin.de