Versicherungen sind ein langfristiges, nachhaltiges Geschäft. Dieses verändert sich nicht in raschen Sprüngen, auch wenn manch eine Insurtech-Neugründung vollmundig disruptive Veränderungen angekündigt hat. Dennoch aber ist eine Entwicklung zu beobachten, die sich zwar nicht rasant und in allen Sparten gleichmäßig, aber vom Trend her doch klar vollzieht.
Es gibt zwar nach den Statistiken des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft immer noch eine erstaunliche Menge von 528 Versicherungsunternehmen unter Bundesaufsicht, zuzüglich kleineren Versicherern unter Landesaufsicht.
Viele Akteure im Markt
Die Zahl schrumpft allerdings seit vielen Jahren, noch zehn Jahre zuvor standen 607 Versicherer unter Bundesaufsicht. Seitdem sind 14 Lebensversicherer, fünf Krankenversicherer, 23 Schadenversicherer und zwölf Rückversicherer aus dem Markt ausgeschieden. Übrig waren Ende 2018 dennoch 85 Lebensversicherer, 46 Krankenversicherer, 199 Schadenversicherer sowie 29 Rückversicherer.
Schon allein diese Zahlen zeigen, dass sich das Geschäft auf eine Vielzahl kleiner Akteure verteilt. Dies verändert sich jedoch im Zeitablauf, wie ein Vergleich der Marktanteile von 2008 bis 2018 zeigt.
Debeka und Allianz dominieren
So steigerte der Marktführer in der privaten Krankenversicherung (PKV), die Debeka, nach Angaben der Assekurata Ratingagentur den Marktanteil von 14 auf 15,2 Prozent. Noch beeindruckender sind die Vergleichszahlen für den Marktführer in der Lebens- sowie in der Schadenversicherung: In beiden Fällen handelt es sich um die Allianz. Und die steigerte ihren Marktanteil in Leben von 16,9 auf sagenhafte 24,7 Prozent, in Schaden (Komposit) von 16,9 auf 19,9 Prozent.
Speziell in der Lebensversicherung dürfte die Niedrigzinssituation eine entscheidende Rolle spielen, die dem Marktführer in die Karten spielt. Denn in schwierigen Zeiten suchen die Kunden beziehungsweise auch deren Ratgeber unter den Vermittlern zunehmend den Schutz der Größe.
Marktkonzentration in der PKV stagniert
Betrachtet man allerdings die Marktkonzentration über den jeweiligen Marktführer hinaus, ist das Bild differenzierter. In der PKV ist die Marktkonzentration sogar leicht zurückgegangen, wenn man die größten drei, fünf oder sogar zehn Versicherer zusammenrechnet.
Das liegt wohl daran, dass insbesondere einige der großen Wettbewerber der Debeka an Marktanteilen deutlich verloren haben. Die größten drei Versicherer verbuchen aber immer noch mehr als jeden dritten Beitragseuro, die größten fünf mehr als jeden zweiten und die größten zehn etwa sieben von zehn Beitragseuro.
Marktkonzentration in Leben und Schaden steigt
In der Lebensversicherung hat die Marktkonzentration nicht nur, aber wesentlich auch durch die Stärke der Allianz zugenommen. Die größten drei Lebensversicherer vereinnahmen nun mehr als jeden dritten Beitragseuro, die größten fünf fast jeden zweiten und die größten zehn fast sechs von zehn Beitragseuro. Hinter Marktführer Allianz besonders erfolgreich war die R+V, deren Marktanteil um rund einen Prozentpunkt auf mehr als sechs Prozent wuchs.
Am deutlichsten hat aber die Marktkonzentration in der Schaden- oder Kompositversicherung zugelegt. Hierfür ist bei weitem nicht nur die Allianz verantwortlich. Deren drei Prozent Zunahme beim Marktanteil stehen eine Gesamtzunahme von rund sieben Prozentpunkten der größten drei Versicherer, mehr als acht Prozentpunkten der größten fünf oder sogar mehr als elf Prozentpunkten der größten zehn Versicherer gegenüber. So haben beispielsweise hinter dem Marktführer auch HDI, Huk-Coburg und R+V erheblich an Marktanteilen zugelegt.
Autor(en): Matthias Beenken