Konzept 50+ ab sofort von Volksfürsorge

Die Volksfürsorge Deutsche Sachversicherung AG bietet ab 1. Oktober 2004 eine neuartige Unfallversicherung für reifere Kunden an (ab 50 und bis 75). Dahinter steckt die Idee, dass der traditionelle Unfallschutz zum Ende der Berufstätigkeit nicht mehr passt. Für die Zielgruppe der Senioren muss manches am Kleingedruckten verändert werden. Das tat zuvor schon die Ideal Lebensversicherung mit einer Pflegerente, die ab Pflegestufe II überproportional viel Leistung bietet.

Die Unfall-Pflegeversicherung der Volksfürsorge (Konzept 50+Unfallpflege) bietet gegenüber der traditionellen Unfallversicherung drei Besonderheiten:

- Gezahlt wird bei dauerhaften Schäden nicht auf Grundlage der so genannten Gliedertaxe (Was ist verletzt?), sondern anhand eingeschränkter Grundfähigkeiten (Was kann ich alles nicht mehr?).
- Gezahlt wird nicht erst nach einem Jahr, sondern sofort ab Unfall (250 bis 1.000 Euro Grundsumme).
- Das schwere Pflege-Risiko wird einbezogen und abgedeckt (doppelte oder dreifache Grundsumme).

Bisher sei dieser Grundfähigkeiten-Katalog in der Unfallversicherung nicht verwendet worden, so Helmut Kühl, stellvertretender Vorstandschef der Volksfürsorge-Sachsparte. Tenor: Sind körperliche und geistige Grundfunktionen eines Kunden vollkommen beeinträchtigt, wird dies mit jeweils 100 Punkten bewertet (Grundfähigkeiten 1. Grades). Ansonsten gibt es Abstufungen. Geleistet wird erst ab 100 Punkten. Stellt ein Gutachter die Beeinträchtigung fest (muss innerhalb eines Monats erfolgen), wird die Unfall-Sofortrente fällig – ab Unfall für maximal ein Jahr. Anschließend wird bei Bedarf und je nach Beeinträchtigung eine Pflegerente gezahlt. Abzüge muss sich der Kunde gegebenenfalls durch Vorerkrankungen und Gebrechen gefallen lassen (ab einer "Mitwirkung" dieser Leiden von 50 Prozent am Unfall). Bei der traditionellen Unfallversicherung erfolgen Abzüge bereits ab 30 Prozent Anteil der Vorerkrankung.

Neben der reinen Unfall-Rente (bis 1 Jahr) bzw. Pflege-Rente (ab 1 Jahr) bietet die Volksfürsorge zusätzliche Leistungen:
  • Zusätzliche Reha-Maßnahme in exklusiver Einrichtung nach abgeschlossener Heilbehandlung, um Mobilität zurück zu gewinnen. "Dies zahlen Kranken- und Pflegekassen nicht mehr, ist aber enorm wichtig, denn 25 Prozent der Unfallopfer über 55 sterben innerhalb eines Jahres nach dem Unfall", weiß Unfallchirurg Dr. med. Jörg Grüber, bei der Volksfürsorge für medizinische Grundsatzfragen zuständig.
  • Sofortleistung bei Oberschenkel- und Oberarmbruch (auch wenn die Ursache kein Unfall war) – viele andere zahlen nur beim Oberschenkelhalsbruch.
  • Vermittlung und Organisation von Hilfen nach dem Unfall, darunter Reinigungs-, Wäsche- und Menü-Service.
  • Kostenübernahme für Hilfen.
  • Mehrleistungen bei schwerer Pflegebedürftigkeit (ab 200 Punkten).


Insgesamt wird massive Risikoselektion vorgenommen (Baukasten-System). Der Grundschutz lohnt kaum (nicht mal Unfall-Sofortrente enthalten), der Kompaktschutz schon eher (Unfall-Sofortrente und -Pflegerente mit Verdopplung bei schwerer Pflegebedürftigkeit, Reha-Maßnahme sowie Sofortleistung nach Oberschenkel- oder Oberarmbruch).

Dabei werden fünf Altersklassen und nach Berufsrisiko zwei Gefahrengruppen gebildet. Preisbeispiel: Ein Mann (59), der im Kompaktschutz 250 Euro Monatsrente wählt und Mehrleistungen einschließt, zahlt rund 18,30 Euro pro Monat für den 1-Jahresvertrag (Frauen: knapp 27 Euro). Günstig: Wer die Vermittlung und Bezahlung von Reinigung, Wäsche- und Menüservice wünscht, zahlt dafür generell nur 2,60 Euro zusätzlich (Frauen: 5 Euro).

Fazit: Das Angebot ist besser als viele Senioren-Unfallversicherungen und dürfte den Nerv des Vertriebes treffen, zumal das Pflegerisiko mit abgedeckt wird. Besser wäre jedoch eine Pflegerente, die auch bei Krankheiten einspringt und als Risikotarif kalkuliert wird. Dazu müssten jedoch die klassischen Spartengrenzen von Unfall/Sach, Leben und Kranken überwunden werden.

Autor(en): Detlef Pohl

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