"Nur noch 16 der 25 an der Studie teilnehmenden Lebensversicherer bieten überhaupt noch eine klassische private Rentenversicherung mit lebenslangem Garantiezins von 0,90 Prozent im Neugeschäft an", konstatierte Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei der Kölner Rating-Agentur Assekurata, bei einer Presseveranstaltung am 9. Februar.
"Die traditionelle Klassik ist ein Auslaufmodell", ist sich Heermann sicher. Assekurata stellte zum 19. Mal in Folge ihre jährliche Untersuchung zu Überschussbeteiligungen und Garantien deutscher Lebensversicherer vor. "Die Lebensversicherer leiden unter dem andauernden Niedrigzinsumfeld", erläuterte Reiner Will, Geschäftsführer der Rating-Agentur.
Zinsen werden niedrig bleiben
Dazu kommen die Auswirkungen der Corona-Pandemie, die die Kapitalmarktzinsen 2020 weiter absinken ließen und den ohnehin schon hohen Druck auf die Überschussdeklarationen in der Lebensversicherung verschärften. „Die Aussicht auf wieder steigende Zinserträge rückt so in immer weitere Ferne“, so Will wörtlich. Dies zeige sich nicht nur am Kapitalmarkt, sondern auch in den Lebensversicherungspolicen. Die durch die Pandemie verursachte hohe Staatsverschuldung und die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank werden die Zinsen dauerhaft niedrig bleiben lassen. Vor Corona aufkeimende Hoffnungen auf einen moderaten Zinsanstieg seien damit bereits im Keim erstickt worden.
Kritik an Nicht-Teilnehmern
Insgesamt 47 Unternehmen nahmen in diesem Jahr an der Befragung teil, die nach Prämieneinnahmen einen Marktanteil von 69 Prozent (Vorjahr: 79 %) widerspiegeln. "Irritiert" zeigte sich der Assekurata-Chef über einige Versicherer wie die R+V, Condor oder die Bayern-Versicherung, die in diesem Jahr die Befragung verweigerten. "Das können wir nicht so richtig verstehen", sagte Will und das sei nicht transparent. Erfreulich seien Neuzugänge wie zum Beispiel Basler, Credit Life, die Heidelberger oder die Skandia. Dabei befinden sich die beiden Letztgenannten in Abwicklung (Run-offs).
Weiter sinkende Verzinsung
Über alle analysierten Produktarten und Tarifgenerationen sinkt die laufende Verzinsung 2021 im Marktdurchschnitt um 0,09 Prozentpunkte auf 2,65 Prozent. Während bei den jüngeren Tarifgenerationen ein höherer Rückgang zu verzeichnen ist, bleibe die Verzinsung bei den älteren weitgehend stabil. Grund hierfür seien die vertraglichen Garantien, auf die die Kunden mit Vertragsabschluss einen Anspruch erwerben, so dass die Überschussbeteiligung nicht darunter sinken kann.
1,88 Prozent Beitragsrendite im Marktdurchschnitt
Von den 25 Unternehmen mit einer klassischen privaten Rentenversicherung mit Rechnungszins von 0,90 Prozent haben 18 die laufende Verzinsung abgesenkt. Darunter ist auch die Ideal Lebensversicherung, die dennoch weiterhin die höchste laufende Verzinsung von 3,00 Prozent (Vorjahr: 3,30 %) gewährt. Rechnet man die aktuellen Deklarationen inklusive der in Aussicht gestellten Schlussüberschüsse auf einen 25-jährigen Mustervertrag hoch, so liegt die illustrierte Beitragsrendite im Marktdurchschnitt bei 1,88 Prozent. Diese könne als unverbindliche Effektivverzinsung auf die Beiträge eines Kunden interpretiert werden. "Gegenüber anderen zinsgebundenen Sparanlagen ist dies eine ordentliche Rendite", kommentierte Will. Die absehbar niedrig bleibenden Kapitalmarktzinsen erschwerten ihre Realisierung allerdings deutlich.
Neue Klassik auch nicht besser
Im arithmetischen Mittel liegt die laufende Verzinsung sowohl bei neuen klassischen als auch bei klassischen Tarifen auf einem identischen Niveau von 2,13 Prozent. "Dies verwundert auf den ersten Blick, da angesichts der reduzierten Garantien eine höhere Verzinsung bei der Neuen Klassik zu erwarten wäre", kommentierte Bereichsleiter Heermann. Vergleiche man jedoch ausschließlich diejenigen Anbieter, die in ihrem Neugeschäft parallel für die Klassik und die Neue Klassik deklarieren, erkenne man eine Abstufung. Während die 14 Anbieter, die beide Produktsegmente bedienen, in der Klassik eine durchschnittliche laufende Verzinsung von 2,08 Prozent auswiesen, deklarierten sie in der neuen Klassik 2,13 Prozent.
Indexpolicen gingen weitgehend leer aus
Der massive Börsenabsturz im März und April 2020 schlug bei den Indexpolicen voll durch, erklärte Heermann. Und das, obwohl der Aktienindex Dax eine Jahresrendite von 3,55 Prozent erreichte. Sowohl in einem von Assekurata berechneten Modellfall eines Caps von drei Prozent als auch bei einer Quote von 70 Prozent gab es für Indexpolicen eine Rendite von 0,0 Prozent. Der Grund liegt darin, dass die Monate mit Verlusten voll den Kunden zugerechnet werden, während die Monate mit Gewinnen abgeschnitten (Cap) oder quotiert (Quote) werden. Allerdings konnten sich einige Tarife etwa von Targo oder der SV Leben diesem Trend entziehen und wiesen positive Renditen ab.
Autor(en): Bernhard Rudolf