Klarere Konturen in PKV erkennbar

Die PKV ist wirtschaftlich offenbar über den Berg. Die Kapitalanlagen konnten um rund elf Milliarden auf knapp 119 Milliarden Euro zulegen (Stand: Ende 2005, denn die Bilanzen 2006 liegen branchenweit nicht vor Spätsommer 2007 vor). Auch die Nettorendite stieg auf 5,12 Prozent und brachte damit "das beste Ergebnis der vergangenen vier Jahre", schreibt der Marktbeobachtungsdienst map-report in seiner neuen PKV-Bilanzanalyse für die Jahre 1994 bis 2005 (map-report 640 – 642; kostet 87,50 Euro; Bestellung unter ). Positiv sieht map-report auch die Entwicklung der RfB-Fonds. Sie enthalten insgesamt 8,2 Milliarden Euro. Auf der versicherungstechnischen Seite sah es 2005 mit weiter leicht fallenden Verwaltungskosten (2,85 Prozent) und Abschlusskostenquoten (8,56 Prozent) gut aus. Auch die Schadenquote hielt sich im vertretbaren Bereich von 76,79 Prozent. Die PKV ist laut map-report ein Leuchtturm im ansonsten maroden staatlichen Gesundheitssystem und wird als Bürgerversicherung empfohlen.

Mit der Kostenkontrolle der PKV ist es aber nicht weit her. Seit 1993 erhöhten die privaten Krankenversicherer die Beiträge für ihre voll Versicherten durchschnittlich um 5,5 Prozent pro Jahr, ergab das letzte PKV-Rating (map-report 620 – 621). Parallel seien die Leistungsausgaben seit 1993 durchschnittlich um 5,1 Prozent jährlich gestiegen. Kostenbewusste Kunden müssen diese Zahlen dennoch aufschrecken. Man stelle sich vor, der Vermieter würde jedes Jahr 5,5 Prozent mehr Miete verlangen. Dann würden viele Mieter bald das Weite suchen.

Mit KV-WIN, dem Analyse- und Vergleichsprogramm des Analysehauses Morgen & Morgen, können Makler nun PKV-Tarife auch nach dem Kriterium der Beitragsstabilität für ihre Kunden herausfiltern. "Beitragsanpassungen sind zwar ein notwendiges systembedingtes Übel, sollten aber mit wachsamen Augen verfolgt werden", sagt Dr. Martin Zsohar, Direktor Produktentwicklung bei Morgen & Morgen. Folglich seien für die Bewertung im Beitragsstabilitäts-Rating drei Indikatoren von besonderer Wichtigkeit: die relative durchschnittliche Beitragssteigerung (in Prozent) sowie absolut (in Euro) und die Streuung der Anpassungshöhe über die Jahre verteilt. Eine stetige, aber geringe Steigerung zeichnet also die Top-Tarife mit fünf Sternen aus. Davon gibt es laut Morgen & Morgen jedoch bei Männern derzeit nur ein Tarifsystem der Barmenia (1 VA). Andere Anbieter kommen im Beispielfall eines Mannes (40) derzeit allenfalls auf vier Sterne. Bei Frauen ist die Lage etwas anders: Hier gibt es im Modellfall für Arbeitnehmerinnen (40) drei Top-Tarife: Victoria (3 - ET), Hallesche (2 - AV) und nochmals Victoria (2 - AN). Die Bewertung scheint auf den ersten Blick ziemlich kompliziert, denn ein Top-Tarif bei Männern (Barmenia) führt nicht automatisch bei Frauen zu einem Top-Rating. "Die Bewertung der Tarife hinsichtlich der Beitragsstabilität wird mit unterschiedlichen Kriterien für Männer und Frauen durchgeführt, es ergeben sich also im Allgemeinen unterschiedliche Rating-Ergebnisse", erklärt Zsohar.

Verarbeitet werden die Neugeschäftsbeiträge der letzten zehn Jahre, und zwar nicht nur für ein einziges Eintrittsalter, sondern für alle Eintrittsalter zwischen 21 und 50 Jahren. Dabei würden die ambulanten, stationären und Zahntarife berücksichtigt sowie Selbstbehalte mit eingerechnet. Neben der relativen Beitragsanpassung geht auch die absolute Anpassung in das Rating ein. Für die Aussagekraft kommt es offensichtlich sehr auf die individuell gewählte Tarifkombination an. Denn in anderen Altergruppen und Tarifkombinationen können durchaus andere Gesellschaften die Nase vorn haben.

Details zum Rating und zu den Platzierungen der einzelnen Gesellschaften können in der Februar-Ausgabe von Versicherungsmagazin eingesehen werden.


Autor(en): Detlef Pohl

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