Kilometergenaue Kfz-Prämie via Satellit

"Pay-as-you-drive" heißt ein neues Tarif-Konzept für Kraftfahrt-Versicherungen, das neben der DBV-Winterthur, Wiesbaden, ab 1. Januar 2007 auch die WGV Versicherungen, Stuttgart, einsetzen wollen. Über ein Satellitenortungssystem wird das Fahrverhalten des Autofahrers erfasst, aus dem kilometergenau die Kfz-Prämien errechnet werden.

In Großbritannien hat das "Pay-as-you-drive"-Modell (frei übersetzt: "Zahle nur das, was du an Kilometern gefahren bist") beim Versicherer Norwich Union die Testphase bereits hinter sich. Die DBV-Winterthur bietet seit Oktober 40 ausgewählten Gewerbekunden mit "Auto-Profi" eine satellitengesteuerte Kfz-Police an. Der Fokus liegt hier klar auf den so genannten KMU, kleinen und mittelgroßen Unternehmen und ihren Fuhrparks.

Eine andere Zielgruppe peilen die Stuttgarter WGV Versicherungen an. Sie wollen unter dem Motto "Belohnung durch Kontrolle" 18- bis 21-jährige Fahranfänger ansprechen. Wer sich in dieser Altergruppe für 500 Euro auf eigene Kosten eine technisch besonders ausgerüstete Freisprechanlage ins Auto einbauen lässt, die satellitengesteuert, Fahrdaten an den Versicherer meldet, kann später bis zu 30 Prozent seiner Prämie sparen.

Das Institut für Verkehr und Umwelt (IVU) der Landesverkehrswacht Baden-Württemberg begleitet wissenschaftlich das zwei Jahre dauernde Projekt "Belohnung durch Kontrolle" der WGV. Dank der neuen Technik, die mit einem Mobilfunkanbieter entwickelt wurde, erhalten die Fahranfänger bei Tempoüberschreitungen akustisch und optisch eine Warnung. Fährt der junge Führerscheininhaber weiterhin zu schnell, gibt es Strafpunkte. Das beeinflusst seinen späteren Prämiennachlass. Polizeiliche Konsequenzen hat es allerdings nicht.

"Nimmt jemand aus der Zielgruppe an unserem Projekt teil, räumen wir bei Vertragsabschluss 30 Prozent als Vertrauensrabatt auf die sonst übliche Prämie ein", erklärt Achim Schweizer, Abteilungsleiter Kfz bei der WGV. Schweizer rechnet vor: Wenn eine Jahresprämie für einen jungen Fahrer, dessen Wagen auf Vater oder Mutter zugelassen ist, rund 1.000 Euro kostet, könnte der Fahranfänger mit Blick auf die zweijährige Projektdauer rund 600 Euro an sparen. Allerdings immer mit der Voraussetzung, dass er sich an das Tempolimit hält und keine Strafpunkte kassiert.

Technischer Partner wollte vormals T-Systems sein. Das Projekt blieb aber in der Erprobungsphase stecken. Heute läuft das quasi über eine Art satellitengesteuertes Handy eines anderen Mobilfunkbetreibers. Das System wertet die Informationen wie gefahrene Kilometer, Straßen und Uhrzeiten aus und überträgt die Bewegungsprofile an ein Rechenzentrum von T-Systems. Die erfassten Daten sind so dem Fahrzeug zuzuordnen.

Auch bei der DBV-Winterthur soll das satellitengesteuerte Projekt "Pay-as-you-drive"-später nach den Einführungskosten mehr Bezahlgerechtigkeit beinhalten. Die Technik unterscheidet sich hier von dem Ansatz bei der WGV total. Eine am Fahrzeug angebrachte Blackbox zeichnet mithilfe des Satellitenortungssystems GPS, Kilometerleistung, Fahrstrecke, Fahrverhalten und Geschwindigkeit auf. Der Fahrzeugbetreiber muss seine Daten dem Versicherer übermitteln. Der Fahrer mit einer "Auto-Profi"-Police erhält dann am Jahresende einen Teil seiner Prämie zurück, wenn sein Nutzungsprofil und der Schadenverlauf das zulassen.

Die Daten sollen sich auch für ein elektronisches Fahrtenbuch nutzen lassen. Hieraus könnten beispielsweise auch Datenaufstellungen für die Steuererklärung oder Spesenabrechnung abgeleitet werden.

Wie die DBV-Winterthur mitteilt, erhofft man sich damit einen "disziplinierenden Effekt", der auch das Schadenaufkommen beeinflusst und eingrenzt, denn man könne bis ins kleinste Detail Fahrstrecke und Beschleunigungsverhalten nachvollziehen.

Autor(en): Ellen Bocquel

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