KI bei Maklern: Skepsis und Chancen

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Die Zeitschrift Asscompact wollte wissen, ob freie Vermittler bereits Sprachmodelle und andere Formen Künstlicher Intelligenz (KI) nutzen.

Insgesamt 413 Versicherungsmakler und Mehrfachvertreter wurden im Rahmen der Asscompact Trends-Studien zu ihrer Sicht auf das Thema KI befragt. Die Befragten waren durchschnittlich 57 Jahre alt und wiesen 29 Jahre Berufserfahrung auf. Im Mittel erzielen sie 271.000 Euro Courtageumsätze im Jahr.

Geteilte Meinungen

Beim Begriff der KI gibt es noch einige Unklarheiten. Nicht wenige sehen darin eine Automatisierung von Prozessen, Digitalisierung, Dunkelverarbeitung oder einfache Chatbots. Das sind allerdings in aller Regel noch keine „intelligenten“ Anwendungen, sondern regelbasierte, traditionelle Software. Seltener werden zutreffende Definitionsansätze wie „selbstlernendes, computergestütztes System“ genannt.

Knapp die Hälfte der Befragten findet KI grundsätzlich positiv (46 Prozent). Fast ebenso viele (41 Prozent) zeigten sich hingegen skeptisch und fünf Prozent ablehnend. Sieben Prozent äußerten keine Meinung.

Nur jeder Dritte sieht Relevanz für den eigenen Betrieb

Die Relevanz für den Maklermarkt wird von immerhin 55 Prozent als groß oder sehr groß bewertet. Im Gegensatz dazu hält weniger als ein Drittel (32 Prozent) das Thema KI-Einsatz für den eigenen Betrieb für relevant. Dabei mag auch die große Nähe zum Ruhestandseintritt eine Rolle spielen, die viele der Befragten aufweisen.

KI ist bisher nur sehr selten umfangreich (zwei Prozent) oder zumindest vereinzelt (21 Prozent) im Einsatz. 16 Prozent gaben an, dass sie die Möglichkeiten von KI noch intern ausprobieren. Bei weiteren 16 Prozent ist ein Einsatz geplant, knapp 45 Prozent schließen einen Einsatz vorerst aus.

Relativ am häufigsten können Makler sich einen Einsatz bei der Generierung von Mails und anderen Texten vorstellen, die an Kunden gerichtet werden (47 Prozent). Dahinter folgt die Vertrags- und Dokumentenverwaltung einschließlich Aufnahmen und Textumwandlung von Gesprächssituationen (38 Prozent). Sehr selten glauben Makler an Kunden- oder an Mitarbeitenden-Rekrutierung per Künstlicher Intelligenz. Einig sind sich die Befragten, dass sie sich überhaupt nicht einen Einsatz im telefonischen Kundenkontakt in Gestalt intelligenter Sprachcomputer vorstellen können.

Sehen Steigerung der Effizienz als wichtiges Kriterium

Am ehesten geht es beim KI-Einsatz um Sprachsysteme wie ChatGPT. Da sehen 92 Prozent einen Praxisnutzen. Mit weitem Abstand dahinter (42 Prozent) liegt die Erzeugung von künstlichen Bildern und noch deutlich seltener Audio-Dateien oder Software-Codes.

Wer schon Erfahrung mit dem KI-Einsatz gesammelt hat, nennt am häufigsten eine Effizienzsteigerung als Grund (76 Prozent). Ähnlich viele sehen eine Automatisierung von Prozessen als Nutzen (72 Prozent). Für immer noch knapp die Hälfte ist ein Beweggrund, dass sie nicht den Anschluss an technische Entwicklungen verlieren möchten. In einem Ausgleich für den Fachkräftemangel oder einer Verbesserung der Kundenerfahrung sieht jeweils weniger als ein Viertel der Befragten ein Motiv für den Einsatz.

Es geht doch auch ohne KI

Der wichtigste Hinderungsgrund für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz liegt in mangelnden Kenntnissen, was aber auch nur jeder Zweite angibt. Dahinter liegen die Gründe andere Prioritäten, rechtliche Bedenken oder schlicht und ergreifend eine Zufriedenheit mit der bisherigen Arbeitsweise.

Gut die Hälfte der Teilnehmer (54 Prozent) hat sich zu dem Thema bislang noch nicht weitergebildet, weitere 42 Prozent nur „vereinzelt“. Es verbleiben vier Prozent, die eine regelmäßige Weiterbildung angeben. Immerhin 63 Prozent planen mindestens innerhalb des nächsten Jahres eine Weiterbildung.

Relativ am häufigsten wird Bildungsbedarf bei der Auswahl geeigneter Tools und von deren Implementierung gesehen, was aber auch nur jeweils knapp mehr als jeder Vierte angibt. Am ehesten engagieren sollten sich in diesem Zusammenhang die Pools und Dienstleister. Knapp zwei von drei Maklern erwarten von ihnen Informationen und Unterstützung. Mit 57 Prozent liegen die Versicherer dahinter, noch vor den Anbietern der KI-Technologie (42 Prozent). Berufsverbände sind für 29 Prozent der richtige Ansprechpartner. Erstaunlicherweise sieht sogar jeder Siebte „Regierungs- und Aufsichtsbehörden“ am Zug, von wem sie Informationen und Handlungshilfen erwarten, sowie 13 Prozent von der Wissenschaft.

Ethische Herausforderungen

Insgesamt glaubt eine große Mehrheit der Vermittler (83 Prozent), dass KI die Gesellschaft verändern wird. Ähnlich viele sehen aber auch ethische Herausforderungen durch die Nutzung intelligenter Software. Immer noch gut zwei Drittel erwarten, dass einige traditionelle Tätigkeiten von der Software ersetzt werden. Knapp mehr als jeder Zweite sieht außerdem das Risiko eines Kontrollverlusts und der Täuschung oder Manipulation Betroffener. Als überbewerteten Hype dagegen sehen nur 35 Prozent der Teilnehmer die KI.

Die Studie „Asscompact Trends II/2024“ umfasst 178 Folien und kann kostenpflichtig bei der BBG Betriebsberatungs GmbH (E-Mail: kaiser@bbg-gruppe.de) bestellt werden.

Autor(en): Matthias Beenken

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