Kfz-Versicherer erst 2025 wieder in Gewinnzone?

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Die BaFin hatte bereits gewarnt: Kfz-Versicherer sollten ihre Tarife deutlicher erhöhen als bisher, damit die Unternehmen nicht wegen der sogenannten Schadeninflation, gemeint sind die stärker als die allgemeine Inflation steigenden Reparaturkosten, in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten.

Jetzt musste der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) einräumen, dass die deutschen Kfz-Versicherer in diesem Jahr voraussichtlich wieder einen massiven Verlust vortragen werden. Von bis zu zwei Milliarden Euro spricht der Branchenverband. Die Gründe: Weiter steigende Preise für Ersatzteile und hohe Stundensätze der Kfz-Werkstätten.

Selbst der Branchen-Primus Huk-Coburg hat zu kämpfen

Der Dachverband der Versicherer geht davon aus, dass in diesem Jahr ein durchschnittlicher Sachschaden in der Kfz-Haftpflichtversicherung eines Pkw rund 4.000 Euro kosten dürfte. Zum Vergleich: 2014 waren es laut GDV noch 2.500 Euro.

„Nach unserer aktuellen Hochrechnung werden die Beitragseinnahmen auf rund 33,6 Milliarden Euro steigen – aber die Versicherer zwischen 34,9 und 35,6 Milliarden Euro für Schäden und Verwaltung ausgeben müssen“, erklärt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Bereits im vergangenen Jahr hatten die Kfz-Versicherer ein Minus in Höhe von über drei Milliarden Euro ausgewiesen.

Mit diesem Trend immer stärker steigender Preise und Kosten hat selbst der Branchen-Primus Huk-Coburg zu kämpfen. Eine Folge:  eine sich weiter verschlechternde Schaden-Kosten-Quote. Infolgedessen schreiben die Unternehmen zum Teil tiefrote Zahlen in dem Segment.

Zum Jahreswechsel 2023/24 setzten die meisten Unternehmen ihre Prämien hoch

Für die Versicherten bedeutet das zwangsläufig Prämienerhöhungen, wenn die Kfz-Versicherer deutlich mehr Geld ausgeben müssen als sie einnehmen. Schon zum Jahreswechsel 2023/24 setzten folgerichtig die meisten Unternehmen ihre Prämien hoch, zum Teil um mehr als zehn Prozent, wie das Handelsblatt berichtet. Und obwohl die Versicherer bereits weitere Steigerungen ankündigten, befürchten viele von ihnen, dass es noch bis 2025 oder 2026 dauern könnte, bis sie wieder in die Gewinnzone zurückkehren.

Die permanent steigenden Preise für Ersatzteile und Stundensätze haben bei der Huk-Coburg auch dazu geführt, dass sie 2023 einen Verlust von 216,3 Mio. Euro im Kfz-Geschäft verkraften musste. Huk-Coburg-Vorstand Rheinländer geht davon aus, dass die angespannte Situation bei den Kfz-Versicherern noch länger anhalten wird. Man sei den Kosten für Ersatzteile ein Stück weit ausgeliefert, bedauert Rheinländer, da es sich bei den designgeschützten Ersatzteilen quasi um einen Monopolmarkt handele.

Designschutzrichtlinie 98/71/EG der EU räumt Autoherstellern ein Quasi-Monopol ein

Dem sogenannten Designschutz, jenem Gesetz also, demzufolge bei der Reparatur eines Unfalls alle beschädigten sichtbaren Autoteile nur durch teure Original-Ersatzteile ersetzt werden dürfen, ist es nach Ansicht der Branche geschuldet, dass viele Ersatzteile deutlich stärker im Preis stiegen, als sich durch die Inflation erklären lässt. Die Designschutzrichtlinie 98/71/EG der EU, die durch das Designgesetz hierzulande in nationales Recht umgesetzt wurde, räume den Autoherstellern somit ein Quasi-Monopol ein, kritisieren nicht nur die Kfz-Versicherer.

Wer von ihnen nun wann und wie stark seine Prämien erhöht beziehungsweise erhöhen muss, um nicht zuletzt den Forderungen der BaFin zu genügen, bleibt jedem einzelnen Unternehmen selbst überlassen.

Quelle: Goslar Institut

 

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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