Kfz-Sparte: Nächste Preisrunde steht vor der Tür

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Autofahrerinnen und Autofahrer müssen für 2025 mit deutlich steigenden Prämien rechnen. Das gilt nicht nur für Neuverträge, sondern auch für den Bestand. Allein um eine schwarze Null zu erzielen, müsste der Markt die Beiträge insgesamt um rund 20 Prozent anheben.

Das rechneten Experten am Rande der in Köln stattfindenden „K-Tagung 2024“ vor. Veranstalter ist Meyerthole Siems Kohlruss, Gesellschaft für aktuarielle Beratung mbH (MSK). In welchem Umfang die Prämien tatsächlich angepasst werden, ist aber unklar. Jeder Versicherer entscheidet abhängig von seinem Ergebnis selbst. Schon heute empfinden aber rund 36 Prozent der Autofahrer ihre Kfz-Police „als finanzielle Belastung“, wie das Branchenportal Finanztip bei einer repräsentativen Befragung von 1.029 Personen herausgefunden hat.

Schon 2024 waren die Prämien deutlich angehoben worden. „Ich gehe davon aus, dass die Beitragseinnahmen in 2024 um rund zehn Prozent gestiegen sind“, sagte Uwe Ludka, Vorsitzender des Vorstandes der Itzehoer Versicherungen auf der Tagung. Diese Erhöhungen wären überwiegend auf höhere Prämien zurückzuführen. Auch wenn der Bestand an Fahrzeugen 2024 nach einer Prognose der Assekuranz um rund 1,1 Prozent größer wird.

Kein höheres Storno erwartet

Nach Einschätzung von Ludka müssten die Versicherer nun auch bestehende Verträge sanieren. Da der Manager am Markt derzeit keinen Preiskampf wahrnimmt, würden sich die Stornoquoten kaum erhöhen. Bei Prämienanpassungen haben die Kunden ein Sonderkündigungsrecht. Ludka: „Natürlich werden einige Kunden überrascht schauen und ihren Vermittler fragen, was macht ihr da?.“ Vielleicht würden auch einige Kunden prüfen, ob sie sich günstiger versichern können. Doch da es derzeit keinen „billigen Jakob“ am Markt gebe, hält Ludka es für unwahrscheinlich, dass der Mark neu sortiert wird.

Kasko ist das Sorgenkind

Besonders im Defizit ist die Kaskoversicherung. „Nach unserer Prognose liegt die Combined Ratio in Kasko im deutschen Markt 2024 bei 119,1 Prozent“, sagte K-Spartenmanagerin Larissa Klick von der Deutschen Rück. Die Kosten laufen hier den Autoversicherern davon. Denn nach einer Analyse der Expertin ist die Jahresfahrleitung auch nach Corona weiter gefallen. Sie lag 2023 im Schnitt bei 11.800 Kilometer pro Fahrzeug. Trotzdem verzeichnet die Unfallstatistik ein Plus von 4,5 Prozent. Bei Unfällen, bei denen nur Sachschäden zu verzeichnen war, lag der Anstieg sogar bei fünf Prozent. So eine Auswertung von Daten des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) und des Statistischen Bundesamtes.

Der Unfallanstieg, obwohl weniger gefahren wird, ist nach Einschätzung von Klick eine Folge der hohen Technikausstattung in modernen Fahrzeugen und der Smartphone-Nutzung. Dadurch würden die Autofahrerinnen und Autofahrer verstärkt vom Verkehr abgelenkt. Zudem würde auf deutschen Straßen viel aggressiver gefahren. Dies hätten Studien der Unfallforschung der Versicherer (UDV) und des Allianz Zentrum für Technik (AZT) ergeben.

Versicherer sollen SB erhöhen

Klick rät den K-Versicherern, die Selbstbeteiligung zu erhöhen. Die übliche Selbstbeteiligung von 300 Euro in der Vollkasko wäre aufgrund der Inflation längst regelrecht aus der Zeit gefallen. Je nach Automodell wären 500 bis 1.000 Euro sinnvoll. Bei einer Erhöhung auf 500 Euro würde der Schadenbedarf des Versicherers um 16,5 Prozent sinken; bei einer Erhöhung auf 1.000 Euro sogar um 30,5 Prozent. Die K-Versicherer sollten ihre Kunden regelmäßig anschreiben und ihnen den Prämienvorteil bei Erhöhung der Selbstbeteiligung erläutern. Nicht alle Verbraucherinnen und Verbraucher würden das ablehnen, so die Erfahrung der Rückversicherungsexpertin.

24 Autoversicherer planen einen Telematik-Tarif

MSK glaubt im Privatgeschäft weiter an einen Erfolg von Telematik. „Wir und die HUK-Coburg sind uns sicher, dass wir eine Marktdurchdringung von 20 Prozent erreichen können“, sagte MSK-Geschäftsführer Onnen Siems. MSK ist Pool-Treuhänder für das gemeinsam mit der We Enable Service GmbH, einer Tochter der Neodigital Versicherung, entwickelten Telematik-System. Laut Geschäftsführer Stefan Wirtz hat das Unternehmen nun viel Erfahrung gesammelt, wie Telematik-Tarife besser an die Kunden gebracht werden können. „Es ist ganz viel Transparenz notwendig, damit die Kunden verstehen, was sie kaufen.“

Derzeit würden Telematik-Tarife im Wesentlichen nur über Aggregatoren, wie Check 24, verkauft. „Klassische Versicherungsmakler haben noch immer Angst, dass ihr Kunde anruft und sich den Score erklären lassen will“, so Wirtz. Die We Enable Service sei daher ganz aktiv unterwegs, um Versicherungsmakler zu erklären, wie sie Telematik sicher vermitteln können. Ein Fehler wäre es, wenn die Kunden den höchsten Rabatt-Score nur schwer erreichen könnten.

Rabatt muss wirtschaftlich realistisch sein

Seit Juli 2024 hat We Enable Service übe Neodigital 1.034 Telematik-Tarife verkauft. 838 seien aktiv. Das Unternehmen gibt bis zu 15 Prozent Rabatt, wenn der höchste Score erreicht wird. „Der Rabatt muss wirtschaftlich realistisch sein“, sagte Wirtz. Aktuar Siems rechnete auf der Tagung vor, dass sich Telematik sehr wohl lohnen könnte. Für zwei Euro pro Monat und Fahrzeug bietet We Enable Service allen Autoversicherern den Telematik-Tarif mit kompletter Technik an. In einer Umfrage auf der Tagung erklärten 24 Autoversicherer, dass sie in Zukunft einen Telematik-Tarif einführen wollen – neun schon bis 2027.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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