Kassenpatienten warten länger

Privatpatienten warten in Schnitt nur 21 Minuten, bis sie vom Arzt behandelt werden. Demgegenüber müssen Kassenpatienten durchschnittlich rund 27 Minuten auf ihre Behandlung warten. Zu diesem Ergebnis kam eine Befragung der gesetzlichen Kassen im Auftrag des BKK Bundesverbandes. Zeitliche Spannbreiten verrät die Studie hingegen nicht. Eine Stunde auf den Arzt zu warten, dürfte daher immer noch keine Seltenheit sein.

Zudem: Manche Ärzte behandeln GKV- und PKV-Kunden gleich, anderer machen große Unterschiede. Befragt wurden von Kantar Health rund 6.000 Bundesbürger ab 14 Jahren zum Thema "Arztbesuche/Wartezeiten". Am raschesten geht es für Kassenpatienten bei den Zahnärzten mit 13 Minuten, gefolgt von den Gynäkologen mit 23 Minuten. Bei Kinderärzten beträgt die Wartezeit durchschnittlich 29 Minuten. Längere Wartezeiten gibt es bei den Augenärzten mit 37 Minuten sowie bei HNO-Ärzten und Orthopäden mit jeweils 35 Minuten.

Wer akut erkrankt ist, kann - egal ob er Kassenpatient ist oder Privatversicherter - damit rechnen, noch am selben Tag versorgt zu werden. Große Unterschiede gibt es weiterhin bei der Terminvergabe. Im Schnitt müssen gesetzlich Versicherte 19 Tage auf einen Termin warten, private Versicherte aber lediglich zwölf Tage. Hier hat sich laut der Umfrage die Situation für GKV-Kunden gegenüber 2008 verbessert. Damals mussten Kassenpatienten noch 20 Tage waren, während PKV-Patienten schon nach durchschnittlich acht Tagen einen Termin bekamen. Gar keinen Arzttermin bekommen rund 15 Prozent der Befragten. Das sind zwei Prozent mehr als noch 2008. Betroffen davon waren überwiegend GKV-Versicherte. Nur bei neun Prozent der Privatpatienten gab es weder 2008 noch 2011 einen Termin.

Internetforen als Beschwerdebörsen
Die Patienten, die keinen Termin erhalten, wollen in 90 Prozent aller Fälle einen Facharzt konsultieren. Die aktuelle Studie bestätigt auch frühere Ergebnisse. So bestätigte eine Untersuchung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (Wido) schon 2007 den Verdacht vieler gesetzlich Versicherter: Es gibt ein Zweiklassensystem. Trotz akuter Beschwerden musste damals jeder vierte Kassenpatient mindestens zwei Wochen auf einen ambulanten Termin warten. Bei privat Versicherten mit akuten Beschwerden traf dies nur für 7,8 Prozent der Patienten zu. Demgegenüber hat die Techniker Krankenkasse per Forsa-Umfrage vor einiger Zeit festgestellt hat, dass neun von zehn GKV-Patienten mit den Wartezeiten zufrieden sind. Diese Erkenntnis hatte auch schon 2008 die Kassenärztliche Bundesvereinigung gewonnen, aber gleichzeitig festgestellt, dass Kassenpatienten bis zu drei Mal so lange auf einen Arzttermin warten müssen wie Privatversicherte. In Internetforen hagelt es hingegen nur so von Beschwerden über Ärzte, die Privatpatienten vorziehen.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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