Inhalt wichtiger als manche Verpackung

Die Württembergische und Badische Versicherungs-AG (WüBa) wittert nach der Umsetzung der EU-Vermittlerrichtlinie Morgenluft im Maklermarkt. Anders als andere Mitbewerber, die den Vertriebskanal Makler verstärken, aber ebenso auf Ausschließlichkeitsagenturen bauen, setzt die WüBa komplett auf freie Vermittler, sagte Vorstandssprecher Wilfried Krauth während eines "Partner Day" in Berlin. Bereits im letzten Jahr hatte die WüBa begonnen, die Betreuung der Vermittler nach technischen Großmaklern, Maklervertrieb und Seeplatzgeschäft zu differenzieren. In diesem Zusammenhang will sie auch stärker mit Maklerpools zusammenarbeiten. Hier sieht Krauth Chancen, dass sich die Qualität der über diese Pools kommenden Verträge bessert, weil deren Bedeutung durch die Vermittlerrichtlinie wachse. Derzeit beschäftige man 40 angestellte Fachvertriebe (Underwriter), die bundesweit die Kooperation mit Maklern vertiefen. Meist handele es sich bei den Partnern um kleinere Maklerfirmen mit zehn bis 15 Mitarbeitern. Für die WüBa seien derzeit rund 2.300 freie Partner tätig. Die meisten (1.649) verfügen über maximal 25.000 Euro Bestand, den sie für die WüBa vermittelt haben. Nur 27 Maklerfirmen bringen es auf einen WüBa-Bestand von über eine Million Euro.

Man wolle sich mit soliden Dienstleistungen und hervorgehobenem Service bei weiteren Maklern unverzichtbar machen, sagte Jürgen Wörner, Fachbereichsleiter Sach/Elektronik. Dazu diene nicht nur das klar strukturierte Portefeuille - insbesondere gewerbliches Sach- und Haftpflichtgeschäft sowie Verkehrshaftungsversicherung -, sondern eine stringente Ausrichtung auf Maklerverbünde, wie sie Versicherer mit mehreren Vertriebswegen nicht leisten könnten. Doch was hat die WüBa konkret, was andere nicht haben? Krauth nennt im Gespräch einige Punkte:

(1) In der Direktion hat jede Maklerfirma stets einen konkreten, stabilen Ansprechpartner. Dies sei in der Branche nicht selbstverständlich.

(2) Die WüBa genießt bei Maklern einen guten Ruf, weil sie sich voll auf die Bedürfnisse der Makler eingestellt hat (Zielgruppen-Orientierung).

(3) WüBa biete kaum eigene Versicherungen, sondern Grundmodelle und Bausteine, in die das Know-how des Maklers (Deckungskonzepte) eingehen kann. WüBa fungiert als Risikoträger für gemeinsame Produkte. Auch da bleibt es Sparten übergreifend bei nur einem Ansprechpartner.

(4) Die EDV leistet Produktentwicklung innerhalb von 30 Tagen. Sonst seien in der Branche sechs Monate Umsetzungszeit keine Seltenheit.

(5) Makler erhalten keine Extra-Vergütungen, aber Gewinnbeteiligungen abhängig vom Umsatz (zumeist ab 250.000 Euro Jahresumsatz). "Abhängig vom Schadenverlauf sind ein bis zwei Prozentpunkte vom Umsatz drin", präzisiert Krauth.

(6) Es gibt keine Quersubventionierung, also keine Verbilligung von Makler-Tarifen, wie das bei einigen Anbietern üblich ist, die Makler und Verbraucher mit besseren Konditionen und geringerem Beitrag ködern als sie ihren Agenten bieten.

(7) Bürokratie wird gering gehalten. So will WüBa keine Kopie des Beratungsprotokolls zwischen Makler und Endkunde. Dafür kann sich der Vermittler mit dem Makler-Service-Portal "WÜBAnet" künftig die Archivierung eigener Vertragsakten sparen: In Kürze soll er Einsicht und Rückgriff auf das bei der WüBa elektronisch archivierte Schriftgut rund um die Policen haben.

Die WüBa war 2005 von Wüstenrot & Württembergische AG an den amerikanischen Investor J.C. Flowers verkauft worden. Zuvor hatte man sich auch von vielen verlustreich arbeitenden Maklerverbindungen getrennt. Im Sommer 2006 kaufte Flowers dem Axa-Konzern die frühere DDR-Firma DARAG AG (Berlin) ab und führte sie mit der WüBa zusammen. Beide Gesellschaften sind reine Maklerversicherer und ergänzen sich laut Krauth bestens. Sie verfügen zusammen nun über 3.000 Maklerverbindungen. Als Maklerversicherer arbeitet WüBa überwiegend mit individualisierten Verträgen. In den letzten Monaten habe man eine detaillierte Bestandsanalyse aller 105.000 DARAG-Verträge erstellt und zudem einige neue Produkte (z. B. Bauleistungs-Versicherung) entwickelt. Bis 2010 soll der Bestand vollständig übertragen sein. Die Vermittler erhalten für alle bei der DARAG eingedeckten Policen eine Haftungsfreistellung bezüglich des Deckungsumfangs.

Autor(en): Detlef Pohl

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