Die Leistungen der Kfz-Versicherer hat das Analysehaus Franke & Bornberg unter die Lupe genommen. Insgesamt wurden 177 Tarife mit 70 Leistungsaspekten untersucht, denn es wurden immer nur die besten Tarifkonstellationen berücksichtigt.
Insbesondere im Premiumsegment steigen laut den Analysten die Leistungsgrenzen. So wären zum Beispiel Folgeschäden bei Tierbiss im Basistarif selten versichert, während Standardprodukte für 3.000 bis 5.000 Euro aufkommen. Premium-Tarife würden mittlerweile bis zu 10.000 Euro leisten und bei Elektrofahrzeugen sogar bis 20.000 Euro. Erstmals hat Franke & Bornberg nun bei Teilkasko-Tarifen Elektrokriterien wie Ladekabel und Ladestation berücksichtigt. Bei Vollkasko-Tarifen zählen Brems-, Betriebs- und Bruchschäden jetzt zu den relevanten versicherten Gefahren. Ebenfalls neu im Kriterienkatalog ist die All-Risk-Deckung für den Akku der E-Fahrzeuge.
38 Tarife „siegen“
Michael Franke erläutert in einer Pressemitteilung: „Bevor wir ein Kriterium neu in unserem Katalog aufnehmen, warten wir ab, bis mehrere Anbieter ähnliche Regelungen treffen. Auf diese Weise gewährleisten wir die Vergleichbarkeit von Ergebnissen.“ Insgesamt 20 Versicherer mit 38 Tarifen haben bei dem aktuellen Rating die Höchstnote „FFF+“ für „hervorragend“ erhalten. Ausgezeichnet wurden die Tarife von Huk-Coburg, Huk24, Itzehoer, Kravag Logistic, Kravag, Öffentliche Braunschweig, Provinzial, R+V, Rheinland, Rhion, Saarland, S-Direkt, SV-Sachsen, Universa, VKB, VHV, VRK, WGV, Württembergische und WWK.
Mit dem Rating sollen es Vermittler einfacher haben, ihren Kunden wirklich hochwertige Tarife zu vermitteln. Laut Franke würden die Versicherer versuchen, Kunden und Vermittler mit aggressivem Marketing und ähnlich klingenden Tarifbezeichnungen zu verwirren. Bei der Kfz-Versicherung zähle aber nicht nur der Preis, sondern auch die Qualität.
Starre Rating-Noten für Vermittler kaum zielführend
Tatsächlich zeichnet sich die Autoversicherung aber durch eine individuelle Preis-Leistungs-Dynamik aus. Starre Rating-Noten dürften hier für Vermittler kaum zielführend sein. Dies zeigt ein Vergleich für einem VW ID.3 mit dem Programm des Softwarehauses Nafi aus Höxter. Aufgelistet werden beispielhaft 16 Tarife, die sowohl ein „FFF+“ bei Franke & Bornberg erreichen als auch die umfassende Leistungsvoreinstellungen bei Nafi erfüllen (siehe Tabelle). Über Nafi können so Vermittler für jeden Kunden ein individuelles Preis-Leistungs-Rating erstellen. Im Beispiel erfüllen 68 Tarife die Vorgaben. Werden beispielsweise zusätzlich Dachlawinen als Anforderung eingegeben, reduziert sich das Preis-Leistungs-Ergebnis auf 58 Tarife. Alle Angebote des HUK-Coburg-Konzerns erreichen dann nicht die 100-prozentige Leistungsvorgabe. Das Programm ermöglicht Vermittlern somit schnell und unproblematisch je nach Kundenwunsch Preis- und Leistungsübersicht zusammenführen. Der günstigste Anbieter in der Nafi-Beispielsrechnung der Verti pro premium erreichte übrigens bei Franke & Bornberg kein FFF+.
Rating-Note nicht ohne Preis darstellen
Insgesamt dürften klassische Rating-Systeme für die Autoversicherung überholt sein. Vergleichsrechner mit umfassender Filtereinstellung können mehr oder weniger auf Knopfdruck unendlich viele Preis-Leistungs-Ratings erzeugen. Und dann sieht der Vermittler und der Kunde – wie im vorgestellten Beispiel auf einen Blick - dass der Preis in der Kfz-Versicherung weiterhin eine ganz entscheidende Rolle spielt. Immerhin liegt das Sparpotential beim Umstieg von der Ergo auf die Huk24 bei über 45 Prozent. Würde der Verti-Tarif berücksichtigt, sogar bei über 57 Prozent. Die Darstellung einer reinen Rating-Note für einen Kfz-Tarif ohne Preishinweis, dürfte daher eine gefährliche Halbwahrheit sein.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek