Gute Aussichten für gute Makler

"Wir wollen mit Ihnen ins Gespräch kommen", begrüßte Ingo Hofman, Leiter der Maklerdirektion Frankfurt/Main, die rund 90 Teilnehmer, die der Einladung gefolgt waren. Die Zukunft der Lebensversicherung (LV) sowie der privaten Krankenversicherung (PKV) im Spannungsfeld von Unisex, aktueller öffentlicher Debatte und der bevorstehenden Bundestagswahl stand auf der Agenda. Um den Zuhörern eine spannende Veranstaltung zu bieten, hatte der Kölner Versicherer einen Referenten geladen, der bekannt ist für seine kritische Sicht auf die Versicherungswelt. Den Zuschauen, die sich im Übrigen auch rege an den Diskussionen beteiligten, war nicht nur eine passive Rolle zugedacht. Jeder Besucher hatte ein TED-Abstimmungsgerät und konnte zu verschiedenen branchenaktuellen Fragen konstruktiv äußern.

Gewohnt pointiert und gerne auch angriffslustig analysierte der Finanzjournalist Herbert Fromme die Lage der Versicherungsbranche "Die Niedrigzinsphase ist das Krebsgeschwür der Assekuranz", lautete seine Einschätzung. Zuviel Kapital, zu wenige Anlagemöglichkeiten - die Schuldenkrise ist eine Anlagekrise, glaubt er. Deshalb treffe sie die Assekuranz als Großanleger mit zu viel Kapital bei zu wenigen Anlagemöglichkeiten hart und werde noch lange andauern. Auch wenn die Zinsen wieder stiegen, werde das für die Versicherer zum Problem: Staatsanleihen müssten in großem Umfang abgeschrieben werden und es drohe ein Cash-Lock, wenn die Branche nicht kurzfristig mit den steigenden Zinsen mitziehen könne.

Goldene Zukunft für Makler
Bei den Lebensversicherern mit großen Beständen an Verträgen mit hohen Garantien, bestünde in den kommenden Jahren dringender Handlungsbedarf. Dieser sei so groß, dass es nicht ausreiche lediglich neue Produkte mit geteilten Garantien auf den Markt zu bringen. Auch die PKV treibe in schwerem Fahrwasser und kämpfe um ihre Existenz. Die private Vollversicherung sei ein Auslaufmodell, dessen Stunde je nach Ausgang der Bundestagswahl im September, sehr schnell schlagen könne. Der Versicherungsexperte erwartet in den kommenden Jahren eine deutliche Reduktion der Vermittlerzahlen. "Wir haben in Deutschland rund doppelt so viele Vermittler wie niedergelassene Ärzte, das ist zu viel", machte er deutlich. Aber die Vertriebe würden umgebaut und gute Makler hätten eine "goldene Zukunft", war er sich sicher. Bedingungen dafür seien: transparente Kundenbeziehungen, eine ausgefeilte Internetstrategie, selbst wenn der Vermittler nichts über das Internet verkaufen wolle und die Vorbereitung auf die Honorarberatung. Damit Vermittler sie beherrschten, wenn sie komme.

Dr. Helmut Hofmeier, Vorstandsvorsitzender der Gothaer Lebensversicherung AG, ging beim Thema Niedrigzinsphase nicht mit Fromme d'accord. Bislang seien von ihr nur die Banken betroffen und kein Lebensversicherer insolvent geworden. Hofmeier verwies auf die hohe Stabilität der LV-Branche und die stabile Situation seines Hauses. "Wir konnten als Gothaer unsere Unternehmensratings bei Standard & Poor's und Fitch halten", betonte er. Man habe tatsächliches Wachstum erreicht, Substanz ausgebaut und die Zinszusatzreserve aus der Substanz heraus finanzieren können. Die Gothaer habe große Bestände an fondsgebundenen Produkten aufgebaut und setze als weiteres Standbein auf Biometrie.

Große Zukunftsfähigkeit
Hofmeier wagte auch eine Blick in die Zukunft: Es werde weiterhin konventionelle Produkte geben, die sich aber evolutionär weiterentwickeln werden. Die Garantiemodelle würden künftig flexibler. "LV-Produkte müssen beraten werden", war er sich sicher. Die Kunden könnten sich zwar heute leichter im Internet informieren und die Anforderungen an die Makler stiegen entsprechend, dies sei aber nicht problematisch. "Wenn Sie qualifiziert beraten, werden Sie eine große Zukunftsfähigkeit haben", schrieb er seinen Zuhöreren in Stammbuch.

Auf die PKV-Vollversicherung scheine das Sprichwort Totgesagte leben länger zuzutreffen, meinte Michael Kurtenbach, Vorstandsvorsitzender der Gothaer Krankenversicherung AG. Nichtsdestrotz müssten die privaten Krankenversicherer ihre Antennen ausfahren und genau zuhören, um sich wandeln zu können. Kurtenbach definierte drei Hauptbaustellen der PKV: die politische Akzeptanz, die Funktionsfähigkeit des Gesundheitssystems sowie die gesellschaftspolitische Akzeptanz. Letztere stellt seiner Ansicht nach die größte Gefahr für die PKV dar, wenn die Höhe der Beiträge im Alter für einige Versicherte nicht mehr zu stemmen sei. Der Konvergenzprozess zwischen PKV und GKV werde weitergehen, egal wie die Bundestagswahl ausgehe, war sich der Vorstand sicher. Raum für eine private Krankenversicherung gebe es aber immer.

Den Beweis, dass die PKV kein Auslaufmodell, sondern durchaus anpassungsfähig ist, trat Kurtenbach an: In seinem Hause habe man Produkte überprüft und verbessert und das Bedingungswerk überarbeitet. Verbesserte und "modernere" AVBs sind das Ergebnis. Eine der Neuerungen ist ein GKR-Beitragsentlastungstarifbaustein, der dafür sorgt, dass die Beiträge für Rentner bezahlbar bleiben. Der Baustein komme im Herbst 2013 auf den Markt und werde zudem zuschussfähig für Arbeitgeber sein.

Zu folgenden Terminen der GoFuture Tour sind noch Anmeldungen möglich:

8. April Stuttgart
9. April Hannover

Anmeldung und weitere Infos unter

Autor(en): Alexa Michopoulos

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