Die deutschen Schaden- und Unfallversicherer können ihr Wachstum der vergangenen Jahre 2023 fortsetzen. Marktweit steigen die Prämien. Die schwierige Marktlage meistern die einzelnen Schaden- und Unfallversicherer sehr unterschiedlich. Das zeigt die kompakte „Kennzahlenanalyse Schaden -und Unfallversicherung 2023“ von Versicherungsmagazin. Insgesamt nehmen 74 Assekuranzen aktiv teil.
Notwendig: Höhere Beiträge
Ein deutliches Prämienplus ist 2023 eigentlich angesichts der notwendigen Erhöhungen durch teurere Schäden und Inflation Pflicht. Doch tatsächlich weisen neun Assekuranzen ein Minus bei den gebuchten Bruttoeinnahmen aus. Vom höchsten Verlust – einem Minus von 25,9 Prozent – ist die R+V Direktversicherung betroffen. Der Abrieb ist aber strategisch, denn Mitte 2022 war der Online-Versicherer in die Hauptmarke "R+V Versicherung" integriert worden. Wenig erfolgreich ist hingegen die Lifestyle Protection mit ihrem Unfallgeschäft. Die Einnahmen schrumpften um 7,7 Prozent. Einbußen gibt es zudem bei der Neue Leben, der RheinLand, Marktgröße Ergo, der Arag, Condor, Cosmos und Nürnberger Beamten. Doch auch wenn viele Versicherer höhere Einnahmen erzielten, lagen 37 Unternehmen teilweise deutlich unter der durchschnittlichen Steigerung von acht Prozent. 27 Unternehmen lagen über dieser Grenze. Spitzenreiter ist die kleine LPV mit 140,9 Prozent Beitragsplus. Sehr deutliche Prämiengewinne erzielten auch Hanse-Merkur (35,3 Prozent), Allianz Direct (32,7), ADAC (18,0), Bavaria Direkt (16,2) und Alte Leipziger (15,4).
Kunden: Gewinner und Verlierer
Die Robustheit des Schaden- und Unfallmarktes zeigt sich daran, dass 50 Unternehmen ihren Kundenstamm ausbauen: Sie gewinnen beim Vertragsbestand. Stark im Rennen liegt die kleine Waldenburger, die ein Vertragsplus von 22,3 Prozent ausweist. Auch die ADAC Autoversicherung konnte mit einem Plus von 16,7 Prozent den Bestand auf über 2,1 Millionen Verträge ausbauen. Starker Kundengewinner ist zudem die Hanse-Merkur, die ein Plus von 16,3 Prozent ausweist und auch die Allianz Direct, die in den letzten Jahren etliche Probleme hatte, zeigt sich mit einem Kundenplus von 15,3 Prozent wieder erfolgreich.
Einen marginalen Marktabrieb weisen Allianz (minus 0,1 Prozent) und Huk-Coburg (minus 0,2 Prozent) aus. Damit kommt der Anbieter aus München auf über 32,8 Millionen Verträge und die Coburger auf 13,5 Millionen Policen. Insgesamt hat der Huk-Konzern mit seinen Töchtern der HUK Allgemeinen, der Huk24 und der VRK einen Vertragsbestand von 39,6 Millionen und ist klarer Marktführer. Richtig geschrumpft ist hingegen die Arag. Sie weist ein Vertragsminus von 61,2 Prozent aus. Dazu verweist der Versicherer aus Düsseldorf auf eine "Neustrukturierung des Geschäfts im Vereinigten Königreich." Das hat dem Geschäft insgesamt geschadet, denn gleichzeitig sinken die Bruttobeiträge um 2,8 Prozent. Strukturell – wegen Aufgabe als eigenständige Einheit – hat auch die R+V Direktversicherung beim Kundenstamm ein Minus von 33,1 Prozent verbucht. Demgegenüber ist der Kundenverlust bei der Condor (minus 10,1 Prozent) und der Dialog (6,7 Prozent), rein auf das normale Geschäft zurückzuführen. Schlecht performten bei Verträgen insgesamt 24 Assekuranzen. Darunter auch große Unternehmen, wie die Bayerische Landesbrand Versicherung (minus 3,8 Prozent auf 2,21 Millionen Verträge), HDI (minus 2,1 auf 3,64 Millionen) oder DEVK Allgemeine (minus 1,8 auf 8,68 Millionen).
Die kompakte „Kennzahlenanalyse Schaden- und Unfallversicherung 2023“ von Versicherungsmagazin mit 74 Assekuranzen erscheint im Heft 10/2024.
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Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek