GDV: Zufriedener Rückblick, leicht nervöser Ausblick

Wie lange können die Versicherer die augenblickliche Niedrigzinsphase noch durchhalten? Welche Steuerungselemente besitzen sie, um in dieser angespannten Situation noch gute Zahlen schreiben zu können und von den Kunden noch als verlässlicher Partner gesehen zu werden? Dies war ein wichtiger Aspekt auf dem Pressekolloquium des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).

Noch liefere die Versicherungswirtschaft, lieferten die Lebensversicherer gute Zahlen, noch sei stabiles Beitragswachstum möglich, noch sei sie ein Stabilitätsanker in der deutschen Wirtschaft, so die Einschätzung von Dr. Alexander Erdland, Präsident des GDV. Ordentlich und stabil sei das Beitragswachstum der deutschen Lebensversicherer auch im Vergleich zu den europäischen Anbietern. Die Betonung liege aber auf dem Wort „ noch“. Der GDV-Präsident und seine Vorstandskollegen wollte sich aber nicht festlegen lassen, welcher Zeitraum genau hinter dem Wörtchen „noch“ steht. Sicher sei aber, dass die Branche ihr Garantieversprechen nicht nur mittelfristig, sondern auch langfristig halten werde. Sicher sei: Die augenblicklich schwierige Entwicklung sei gewiss kein guter Boden für ein langfristiges Sparen, die kapitalgedeckte Vorsorge bleibe aber trotzdem wichtig.

Niedrigzinsphase animiert Anbieter zu neuen Modellen
Die Lebensversicherung sei auch trotz der dauerhaft niedrigen Zinsen weiterhin attraktiv, auch wegen der Garantien. Auch wenn bereits einige Versicherer über neue Garantie-Modelle nachdächten, andere bereits diese in der Pipeline hätten.
So will beispielsweise die Ergo Mitte des Jahres eine neue Police anbieten und die Allianz hat auch für Juli 2013 angekündigt, eine neue Form der Rentenversicherung auf den Markt zu bringen. Grundlage beider Modelle: Die Garantien des Ansparprozesses von denen der Rentenphase trennen. Und für die Ansparphase soll bei Vertragsabschluss eine bestimmte Garantie festgezurrt werden.

Nach der Wahl wieder in Dialog treten
Ungeschickt sei es, in der augenblicklichen Situation die verschiedenen Vorsorgesäulen gegeneinander auszuspielen und die Politik müsse weiterhin Anreize zur Vorsorge schaffen sowie in der Rentenpolitik keine Rolle rückwärts vollziehen, wie jetzt im Wahlkampf bedauerlicherweise zu erkennen sei. Denn die Leistungsausweitungen in der gesetzlichen Rentenversicherung, die einige Parteien anstrebten, würden genau diesen Schritt zurück bedeuten. Nach der Wahl wolle man mit der Politik wieder über diese Themen ins Gespräch kommen, an ihr Verantwortungsbewusstsein appellieren. Die Regierung habe aber bereits eingesehen, dass die Niedrigzinssituation bald zum Ende kommen müsse.

Die Branche in Zahlen: Die deutschen Versicherer konnten 2012 ein Beitragsvolumen von 181,7 Milliarden Euro notieren. Das entspricht einem Anstieg von zwei Prozent. Der GDV ordnet dies als „stabiles Beitragswachstum“ auf einem „robusten Markt“ ein, vor allem vor dem Hintergrund, dass - wie vorab erwähnt - die Beitragsentwicklungen auf den europäischen Märkten eher rückläufig sind.

Die Beitragseinnahmen in der Lebensversicherung wuchsen um 0,6 Prozent auf 87, 3 Milliarden Euro. Die privaten Krankenversicherer erzielten im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Beitragszuwachs von 2,9 Prozent. Die Schaden- und Unfallversicherer freuen sich über gestiegene Beitragseinnahmen von 3,7 Prozent. Laut GDV das „stärkste Wachstum seit 17 Jahren.“

Für die Schaden- und Unfallversicherer verlief das vergangene Geschäftsjahr positiver als anfänglich erwartet und lieferte bessere Ergebnisse als die Lebensversicherung, so das Statement von Dr. Norbert Rollinger, Vorsitzender des GDV-Hauptausschusses Schaden- und Unfallversicherung. In Zahlen: Es zeichnet sich ein überschaubares Plus von 1,4 Prozent auf 44,4 Milliarden Euro ab (Vorjahr: 43,8 Milliarden Euro). Vor knapp fünf Monaten rechnetet die Sparte noch mit einem Anstieg von 3,9 Prozent. Ein wichtiger Grund für diese Entwicklung: Größere Unwetter sind ausgeblieben. Aber trotzdem waren die Schadenleistungen höher als in den Vorjahren, genauer gesagt so hoch wie nie. O-Ton Rollinger: „ Wir hatten 2012 einfach Glück. Wenn jetzt noch Schäden dazukämen, wären wir deutlich unter Wasser.“

Schaden-Kosten-Quote erstmals seit sieben Jahren gesunken
Laut GDV werde das Ausbleiben von Stürmen und Hagelereignissen besonders in der Kfz- und Sachversicherung deutlich: So seien in der Kraftfahrtversicherung die Ausgaben auf 20,3 Milliarden Euro (-0,8 Prozent; Vorjahr: 20,4 Milliarden Euro) leicht zurückgegangen. Den größten Rückgang hätte es dabei in der Teil- und Vollkaskoversicherung gegeben. Und dennoch sei das versicherungstechnische Ergebnis negativ und zwar betrage der Verlust 600 Millionen Euro. Die Schaden-Kosten-Quote verharre weiter im roten Bereich und liege nun bei 103 Prozent. Allerdings sei sie seit sieben Jahren erstmals gesunken (Vorjahr: 107,4 Prozent).

Einen Ausgabenanstieg hat es auch in der Sachversicherung gegeben. Dieser beläuft sich auf +4,3 Prozent beziehungsweise 11,7 Milliarden Euro. Aus dem Rahmen fällt dabei aber die Wohngebäudeversicherung. Die Ursachen: Die Schäden an Wasserleitungen von Wohngebäuden haben 2012 exorbitant zugenommen und zwar um 28 Prozent. Bei der Hausratversicherung ergaben sich Ausgabensteigerungen von vier Prozent, vor allem durch die erneut gestiegene Zahl von Wohnungseinbrüchen.

Weitere Informationen zum GDV-Pressekolloquium und den Entwicklungen in der Branche finden Sie in der Juni-Ausgabe von .

Bild: GDV

Autor(en): Meris Neininger

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