Derzeit liegen diverse Vorschläge zur Reform der Alterssicherung auf dem Tisch der Bundesregierung, die ernsthaft diskutiert werden sollten. Davon ist jedenfalls das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) überzeugt.
So hat die Fokusgruppe private Altersvorsorge vor kurzem ein Paket für die Weiterentwicklung der eigenverantworteten Vorsorge präsentiert. Dazu gehört unter anderem die Aufgabe der bisherigen Garantieanforderungen in der geförderten Altersvorsorge und eine flexiblere Verwendung des Altersvorsorgekapitals in der Rentenphase.
CDU-Bundestagsabgeordnete schlagen grundlegende Änderung der Finanzbasis vor
Auch über die Zukunft der gesetzlichen Rentenversicherung, die bald den Renteneintritt der Babyboomer verkraften muss, wird derzeit debattiert. So legten zwei CDU-Bundestagsabgeordnete einen Vorschlag für eine grundlegende Änderung der Finanzbasis der gesetzlichen Rente vor. Aus dem Wirtschaftsministerium kommen zudem Zweifel, ob die Rente für besonders langjährig Versicherte in der bisherigen Form weitergeführt werden sollte. Nach den Erfahrungen der Wirtschaft nutzen vor allem gut ausgebildete Fachkräfte diesen Weg für eine frühere Verrentung.
„Von mehreren Seiten kommt derzeit Bewegung in die Debatte über die weitere Ausgestaltung der Alterssicherungssysteme in Deutschland. Das ohnehin angekündigte Rentenpaket II sollte zum Anlass genommen werden, auch grundlegendere Reformen in den Blick zu nehmen“, erklärt DIA-Sprecher Klaus Morgenstern und ergänzt: „Aus den Reihen der CDU liegt ein mutiger Vorschlag für die künftige Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung vor, die Parteien sollten ihn ernsthaft diskutieren. Er ist sicherlich noch nicht ausgereift, verdient es aber geprüft zu werden“.
Die Empfehlungen der von der Bundesregierung eingesetzten Fokusgruppe private Altersvorsorge für eine Riester-Reform decken sich weitgehend mit den Bewertungen der Bevölkerung. Dies zeigt eine Umfrage des Deutsches Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA). Befragt wurden 1.000 Bürgerinnen und Bürger mit fünf gleich großen Teilstichproben, nämlich Personen, die
- aktiv einen Vertrag besparen,
- bereits eine Riester-Rente beziehen,
- den Vertrag nicht mehr besparen,
- ihren Vertrag beendet oder
- nie einen abgeschlossen haben.
Und warum „riestern“ nicht mehr Menschen? In erster Linie, weil sie nicht um diese Möglichkeit wissen. So haben 27,7 Prozent aller Befragten keine Vorstellung davon, wie viel Rendite möglich ist. Ein Drittel (33,8 Prozent) geht davon aus, dass es weniger als fünf Prozent sind. Dazu Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des DIVA: „Die Vorstellung ist weit verbreitet, mit Riester sei keine Rendite möglich. Dabei wird oft der wesentliche Renditehebel, nämlich die Zulagenrendite, vergessen. Mit dieser können Riester-Sparer bis zu zweistelligen Renditen erreichen. Das wissen gerade einmal 14,1 Prozent der von uns Befragten.“
Lebenslange Zahlung hat Riester viel Flexibilität geraubt
Einer der wohl am weitesten gehenden und von der Versicherungswirtschaft kritisierten Vorschläge der Fokusgruppe ist die Option, lebenslange Renten abwählen zu können. Bisher müssen mindestens 70 Prozent des angesparten Kapitals verrentet werden. Dazu Heuser: „Die bisherige Regelung war dafür gedacht, entstandene Lücken in der gesetzlichen Rente aufzufüllen. Und die wird lebenslang bezahlt. Dies hat Riester aber viel Flexibilität genommen und es für die uninteressant gemacht, die ausreichende Rente haben oder mehr auf Rendite setzen.“
Laut DIVA zeigen die Umfrageergebnisse tendenziell, dass die Fokusgruppe mit der Abwahlmöglichkeit richtig liegt: 34,7 Prozent aller Befragten würden befristete, dafür aber höhere monatliche Zahlungen, andererseits 20,4 Prozent eine lebenslange, aber niedrigere Rente bevorzugen.
OECD empfiehlt Mitgliedsländern Aufnahme der finanziellen Bildung in Schulcurricula
Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat sich für Finanzbildung als eigenständiges Schulfach ausgesprochen. Das sagte die FDP-Politikerin im Podcast "Auf Geldreise" des Geldratgebers Finanztip. Deutschland ist mittlerweile das einzige G20-Land, das noch nicht an einer nationalen Finanzbildungsstrategie gearbeitet hat.
“Ich glaube, ein solches Schulfach ist eine riesige Chance”, sagte Stark-Watzinger. Um den eigenen Lebensweg gestalten zu können, müsse man finanzielle Entscheidungen treffen können. Die Schule sei der Ort, um alle zu erreichen. Ihr selbst seien allerdings bei der Einführung die Hände gebunden, da Schulbildung Ländersache sei. “Insofern ist es schon die Verantwortung der Kultusministerkonferenz der Länder, sich dieses Ziel zu geben und dann auch in die Umsetzung zu gehen”, sagte Stark-Watzinger.
Seit 2005 empfiehlt die OECD ihren Mitgliedsländern, finanzielle Bildung verbindlich in Schulcurricula aufzunehmen. Am 23. März 2023 haben Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger und Bundesfinanzminister Christian Lindner in Berlin drei Maßnahmen vorgestellt, um die finanzielle Bildung in Deutschland zu verbessern: Gemeinsam mit der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) soll eine Finanzbildungsstrategie erarbeitet werden. Außerdem soll es eine Finanzbildungsplattform geben, die Angebote aus dem Bereich bündele und vernetze. Als dritte Maßnahme wird die Forschung zur finanziellen Bildung verstärkt.
Quellen: DIA, DIVA, Finanztip
Autor(en): Meris Neininger