Fusionen – Zukäufe: Bewegung bei den Öffentlichen

190 Stellen will die Provinzial Nord abbauen. So lautet die jüngste Hiobsbotschaft aus Kreisen der öffentlich rechtlichen Versicherer. Unruhige Zeiten. Nicht nur im Norden, sondern auch im Westen und Süden der Republik stehen bei den insgesamt 18 öffentlich rechtlichen Versicherungs-Gruppen Veränderungen, Fusionen und Zukäufe an.

Bei den Provinzial Versicherungen Nord sollen nun in den nächsten fünf Jahren an unterschiedlichen Standorten in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern 190 der insgesamt 1.400 Stellen streichen, wobei nach Aussagen des Vorstands-Chefs Roland Reime keine betriebsbedingten Kündigungen ausgesprochen werden. Vielmehr würden allein 140 Mitarbeiter aus Altersgründen ausscheiden, deren Plätze nicht neu besetzt werden. Der Arbeitsplatzabbau sei im Interesse der Zukunftssicherung des Konzerns unumgänglich.

Fusion zum zwölftgrößten Versicherer


In der Branche munkelt man von einer Fusion: Die Westfälische Provinzial Versicherung, Münster, habe Begehrlichkeiten angemeldet. Offiziell ist nun von einer Kooperation der beiden Schwestergesellschaften die Rede. Bei einem Zusammenschluss soll Münster 74,9 Prozent und Kiel 25,1 Prozent der Gesellschaftsanteile halten. Mit dem Zusammenschluss entstünde der zwölftgrößte Versicherer Deutschland.

Provinzial Rheinland zog sich zurück


Die Provinzial Rheinland in Düsseldorf hatte ursprünglich ebenfalls mit Münster am Verhandlungstisch gesessen. Nun hat sie sich aus den weiteren Verhandlungen zurückgezogen. Seit Jahren schon planen Münster und Düsseldorf den Schulterschluss nicht nur in der Zusammenarbeit, sondern auch in unternehmensrechtlicher Form. Allerdings ziehen bisher die Eigentümer, sie Sparkassen- und Giro-Verbände sowie die Landschaftsverbände der Region nicht mit.

Während die Spekulationen im Norden immer neue Argumente zu Tage fördern, glätten sich in südlicheren Gefilden Deutschland gerade erst die Wogen des Verschmelzungs-Debakels von den Sparkassen-Versicherungen Baden-Württemberg und Hessen-Nassau-Thüringen, nachdem nun auch die strittige Frage um den Vorstandsvorsitz geklärt wurde, die offensichtlich Ulrich-Bernd Wolff von der Sahl (Hessen-Thüringen-Nassau) für sich entscheiden konnte.

Und noch ein Gerücht


Und noch ein Gerücht aus dem Kreis der Öffentlichen: Mit Verwunderung nahm die Branche zur Kenntnis, dass trotz guter Bilanz die neue leben, Hamburg, zum Verkauf steht. Ihre "Mutter", die Hamburger Sparkasse (Haspa), will ihre Anteile bis auf zehn Prozent zurückschrauben. Die neue leben soll aber möglichst Eigentum in der Sparkassenfamilie bleiben, obwohl sie als einzige Versicherungstochter nicht Teil des Verbunds öffentlicher Versicherer ist.

Indes der Poker um die neue leben verblüfft die Branche. Der grundsolide Versicherer mit einem geschätzten Unternehmenswert von mehr als 100 Millionen Euro gehört derzeit noch zu 65 Prozent der Hamburger Sparkasse. Weiteres zu möglichen Käufern und Kaufangeboten ist nicht zu erfahren. Weder bei der Haspa noch bei der neuen leben. Auch die weiteren größeren Eigentümerinnen, die Sparkassen Bremen, Lübeck und Dresden bewahren Stillschweigen. Nun haben sich aber im nord- und westdeutschen Raum mehrere öffentlich rechtliche Versicherer beraten und ein Konsortium gebildet, um gemeinsam gestärkt bei der möglichen Kauf-Aktion mitbieten zu können. Die Gebotsfrist ist gerade ausgelaufen; die Sprachlosigkeit hält trotzdem an.

Eigentumsverhältnisse wenig bekannt


Die bisherigen Eigentumsverhältnisse der neue leben sind in der Branche wenig bekannt. Der mittelgroße Lebensversicherer ist (noch) im Besitz von 13 norddeutschen Sparkassen. Die Hamburger Assekuranz-Gesellschaft besitzt keine eigene Außendienstorganisation und verkauft vor allem über das Filialnetz seiner Sparkassen-Eigentümerinnen. Günstig für die Kostenstruktur, die auch ihre innovativen Leben-Tarife attraktiv macht.

Allein im Jahr 2003 scharten sich weitere 50 Sparkassen als Vertriebspartner um die neue leben. Doch auch verloren geglaubte Makler, die um die Jahrtausendwende massiv aus der Vertriebs-Kooperation mit der neue leben ausgestiegen waren, meldeten sich letztes Jahr wieder und vermittelten gutes Geschäft. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Das Neugeschäft der neue leben stieg 2003 um 20,6 Prozent auf eine Beitragssumme von knapp 1,7 Milliarden Euro an. Die 2002 gegründete Pensionskasse unter demselben Firmendach verzehnfachte ihr Neugeschäft auf 1,3 Milliarden Euro.

Autor(en): Marianne Storck

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