(Für wen) rechnet sich Entgeltumwandlung bei der bAV (noch)?

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Zwei Drittel der multinationalen Unternehmen in Deutschland gewähren Matching Contribution-Leistungen, das heißt sie stocken die Beiträge ihrer Mitarbeiter zur Entgeltumwandlung bei der betrieblichen Altersversorgung um einen bestimmten Betrag auf. Weitere zehn Prozent planen die Einführung eines Matching Contribution-Systems. Dies sind jedenfalls Ergebnisse einer Befragung unter rund 80 Vertretern multinationaler Unternehmen, die an einem Mercer Headquarters Forum teilgenommen haben.

Die Umfrage zeige, dass Großunternehmen in Deutschland die Altersvorsorge ihrer Mitarbeiter aktiv unterstützen. „Wie matchen die Beiträge unsere Mitarbeiter, um insbesondere auch die unteren Gehaltsgruppen im Unternehmen zu unterstützen und ihnen eine möglichst attraktive Betriebsrente zu gewährleisten“, so Marcus Huth, Referent beim Headquarters Forum und Geschäftsführer der deutschen Accenture Holding-Gesellschaften.
Durch eine Aufstockung der Beiträge könnten die Arbeitgeber die Wertschätzung für die bAV auf Seiten der Mitarbeiter nachhaltig steigern und mehr Arbeitnehmer dazu bewegen, Entgeltumwandlung zu betreiben. Das sei gerade in Zeiten niedriger Zinsen in der privaten Vorsorge ein wichtiges Zeichen.

Gute Streuung und Mischung bei Verzicht auf Garantien wichtig
Die aktuelle Niedrigzinsphase beschäftige auch institutionelle Investoren. Insbesondere die Frage, wo und wie man gute Renditen erzielen könne, stünde dabei zunehmend im Fokus. Über 90 Prozent der Unternehmen, die befragt wurden, gingen davon aus, dass bei einem vollständigen Verzicht auf Garantien zusätzliche Renditen – mindestens zwischen 0,5 und ein Prozentpunkte, unter Umständen sogar deutlich darüber – möglich seien. Bei CTAs setzten zudem viele Unternehmen auf unregulierte Kapitalanlagen, um Erträge zu generieren. „Im aktuellen Niedrigzinsumfeld tut man gut daran, Investmentstrategien, die vor einiger Zeit noch für ausreichend gute Erträge gesorgt haben, zu überdenken und gegebenenfalls auch anzupassen. Gerade beim Verzicht auf Garantien ist aber eine gute Streuung und Mischung entscheidend“, so Herwig Kinzler, Leiter des Bereichs Investments bei Mercer.

Arbeitnehmer fährt oft nicht besser als bei privater Vorsorge

Eine etwas kritischere Position zum Thema "Entgeltumwandlung im Rahmen der bAV" bezieht Professor Dr. Ulrich-Arthur Birk von der Universität Bamberg. Seine Argumentation lautet: "Betriebliche Altersversorgung über Entgeltumwandlung rechnet sich. Damit wirbt jedanfalls die Versicherungswirtschaft". Vergleichsberechnungen zeigten jedoch, dass dies für Durchschnittsarbeitnehmer mit einem Bruttomonatseinkommen von 3.000 bis 4.000 Euro in der Regel nicht mehr stimme. Der Arbeitnehmer fahre bei Entgeltumwandlung in der Regel nicht mehr besser als bei einer privaten Altersvorsorge zum Beispiel über ein Festgeldsparen bei einer Bank oder bei Abschluss einer privaten Rentenversicherung.


Der Grund liege darin, dass die Förderquote von rund 50 Prozent in der Ansparphase durch Abzüge von über 50 Prozent in der Auszahlungsphase ab 2040 (100-prozentige nachgelagerte Besteuerung der Betriebsrenten, Zahlung des vollen Krankenversicherungs- und Pflegeversicherungsbeitrages, Einrechnung der Minderung der Rente aus der GRV) wieder zunichte gemacht werde.

In einigen Fällen rechnet sich die Entgeltumwandlung (doch)

Etwas anderes könne noch gelten für privat krankenversicherte Arbeitnehmer beziehungsweise für Arbeitnehmer, die bereits den Höchstbeitrag in der GKV ( 15,5 % aus 3.825 Euro monatlich = 592 Euro in 2012) bezahlten beziehungsweise für Arbeitnehmer, die eine Rente unterhalb der Geringfügigkeitsgrenze von zur Zeit 131,25 monatlich erwartenwürden.

Wenn der Arbeitnehmer noch nicht in die Steuerprogression rutscht
Auch wenn der Arbeitgeber die Entgeltumwandlung bezuschusse, zum Beispiel seine Sozialversicherungsersparnis an den Arbeitnehmer weitergebe, und auch noch bei einem sehr günstigen Anbieter mit sehr niedrigen Kostenstrukturen könne sich Entgeltumwandlung noch rechnen. Auch bei Entgeltumwandlung aus einem sehr viel niedrigeren Monatsbrutto könne sich etwas anderes ergeben, da hier der AN noch nicht in die Steuerprogression rutsche.

Lesetipp: Praxisleitfaden Betriebliche Altersvorsorge, Alles Wichtige für den täglichen Einsatz,
Robert Schwarz, ISBN 978-3-658-02846-6, 24,99 Euro, Springer
Gabler


Textquellen: Mercer, DIA, Professor Dr. Ulrich-Arthur; Bildquelle: Versicherungsmagazin

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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