Höhere Zinsen helfen der deutschen Lebensversicherung. Es geht aber nur langsam aufwärts, wie eine Studie zur Garantieverzinsung zeigt. Doch Lebensversicherungen „schlagen“ nun wieder die Inflation. Zudem können die Kundinnen und Kunden immer mehr auf die Auflösung von Rücklagen hoffen, die in der Niedrigzinsphase gebildet wurden.
„Lebensversicherungsprodukte schlagen wieder die Inflation“, sagt Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei der Ratingagentur Assekurata. Die Kundinnen und Kunden erhielten wieder eine positive Realverzinsung. „Das sollte eigentlich selbstverständlich sein“, so Heermann. Doch aufgrund der langen Niedrigzinsphase und langfristiger Anlagen in festverzinsliche Werte, sei dies den Lebensversicherungen in den vergangenen Jahren nicht gelungen.
Nun geht es aufgrund höherer Zinsen am Kapitalmarkt, Auflösung der sogenannten Zinszusatzreserve und einem seit 2025 erstmals von 0,25 auf 1,0 Prozent gestiegenen Höchstrechnungszins wieder aufwärts. Das geht aus der „Assekurata-Marktstudie zu Überschussbeteiligungen und Garantien 2025“ hervor.
Keine Rückkehr zur Klassik
Untersucht wurden unterschiedliche Lebensversicherungsprodukte. In allen Produktgattungen gibt es eine höhere laufende Verzinsung. Klassische Produkte werden aber im Neugeschäft nur noch von 17 Unternehmen angeboten. Dabei werden nicht alle Produktvarianten systematisch besetzt. Private Renten können beispielsweise noch bei elf Unternehmen im Neugeschäft gekauft werden; Riester-Policen hingegen nur noch bei drei Assekuranzen. Heermann: „Eine Renaissance der Klassik ist nicht in Sicht.“ Bei der „Neuen Klassik“ reicht die Renditespanne von 1,47 Prozent (Hanse Merkur) bis zu 3,49 Prozent (Sparkassen Versicherung Sachsen).
Effektive Kostenbelastung von unter einem Prozent akzeptabler Wert
Die Lebensversicherer haben es zudem geschafft, ihre Kosten zu senken, wenn auch nur marginal und nicht für alle Produktgattungen. So sanken über den Markt hinweg die durchschnittlichen Effektivkosten bei der "Klassik" von 0,92 Prozent auf 0,91 Prozent. Bei der "Neuen Klassik" lagen die Effektivkosten 2025 bei 1,01 (im Vorjahr 1,09) Prozent. Die Kosten für „Fondspolicen mit Garantien“ sanken von 1,19 Prozent auf 1,17 Prozent. Demgegenüber stiegen die Kosten für die „Indexpolicen“ von 1,36 auf 1,38 Prozent an. Nach Einschätzung von Verbraucherschützern ist eine effektive Kostenbelastung von unter einem Prozent ein akzeptabler Wert.
Die Kosten sinken leicht
Möglich, dass die hohe Kostenbelastung bei Indexpolicen und die hohe Komplexität der Produktvariante, die Verkaufsaussichten deutlich schmälern. So liegen Index-Policen bei den Geschäftserwartungen der Lebensversicherer für 2025 im negativen Bereich (minus 0,39). Die Bewertungsskala reicht von Plus 2,00 bis minus 2,00. Die Geschäftstrends in der Lebensversicherung basieren auf einer Umfrage bei 28 Unternehmen.
Demgegenüber werden die Aussichten für das laufende Jahr bei Fondspolicen ohne Garantien mit 1,24 eher positiv eingeschätzt. "Die Lebensversicherer entfernen sich in ihrer Geschäftspolitik immer mehr von klassischen Garantien", sagte Experte Heermann. Sie mutierten somit regelrecht zu Kapitalsammelstellen. Einen Schub verzeichnet aber die betriebliche Altersvorsorge (bAV). Hier liegt der Index-Wert für die Geschäftserwartung 2025 bei 0,82 ebenfalls im positiven Bereich. Dabei wären die Lebensversicherer hier in der Regel noch im klassischen Geschäft unterwegs.
Mehr Fonds im Angebot
Auf Rang drei der Produkte, für die eher positive Verkaufszahlen erwartet werden, liegen mit einem Index-Wert von 0,68 die Fondspolicen mit Garantien. Für sie hat Assekurata ermittelt, dass es für die Kundinnen und Kunden ein immer größeres Angebot gibt. So liegt die durchschnittlich am Markt angebotene Zahl der Fonds nun bei 91 (Vorjahr: 83). Davon entfallen auf kostengünstige ETFs 29 Angebote (Vj: 25). Allein total nachhaltige "Artikel-9-Fonds" stagnieren und liegen weiterhin nur bei sieben Angeboten. Möglich ist es aber auch, gemanagte Konzepte in das Portfolio der Fondspolice mit Garantie zu legen. Heermann: "Solche Fonds sind nicht frei käuflich und nur über die Versicherer erhältlich." 14 Versicherer, so die Studie, bieten im Schnitt vier gemanagte Konzepte an.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek