Die Autoversicherung ist zurück in der Gewinnzone. Hohe Preissteigerungen haben es möglich gemacht. Die Kundinnen und Kunden haben dies oft hingenommen. Für 2025 soll es noch weniger Wechselaktivitäten geben. Willkürliche Rabatte sind ein Problem für die Branche.

Durch extreme Beitragserhöhungen im Neu- und Ersatzgeschäft ist es den Autoversicherern gelungen - nach hohen Verlusten in den letzten Jahren - zurück in die Gewinnzone zu steuern. Nach einer Analyse der Gen Re, die auf dem Kongress BF21 „Mobilität und Kfz-Versicherung im Fokus“ vorgestellt wurde, wird die Schadenkostenquote (Combined Ratio - CR) 2025 für die gesamte Kfz-Versicherung bei 96 Prozent liegen. In der Kfz-Haftpflichtversicherung liegt die CR sogar bei 90 Prozent, in der Teilkaskoversicherung bei 93 Prozent und allein in der Vollkaskoversicherung mit 106 Prozent noch im Minus. Zu dem technischen Gewinn kommen aber noch Erträge aus Kapitalanlagen aus den Rücklagen der Assekuranzen. Die Autoversicherung ist somit wieder profitabel.

Das könnte wieder einen neue Preisrunde einläuten, falls Assekuranzen Marktanteile gewinnen wollen. Vor einem solchen Schritt warnte Stefan Schmuttermair von der E+S Rückversicherung AG. „Wir müssen weiter diszipliniert sein“, so der Appell des Experten an die Branche. Er schätzt den Erfolg des Kfz-Versicherungsmarktes etwas zurückhaltender ein. Nach seiner Prognose ist das Ergebnis 2025 lediglich ausgeglichen.

Zwei Jahre starke Prämiensteigerungen

Einig sind sich die Rückversicherer aber darin, dass die Prämien 2024 und 2025 marktweit überall deutlich angehoben wurden. 2024 waren die Durchschnittsbeiträge laut der Gen Re in der Kfz-Haftpflichtversicherung um knapp zehn Prozent gestiegen. Die Vollkaskoversicherung hatte um 12 Prozent zugelegt und die Teilkaskoversicherung um zehn Prozent. Auf diese deutlichen Preissteigerungen hat die Branche 2025 nochmals erheblich draufgelegt. So stiegen laut der Prognose der GenRe die Beiträge in der Kfz-Haftpflicht um elf Prozent, in der Vollkasko um 16 Prozent und in der Teilkasko um 14 Prozent. "Eine solche marktweite starke Verteuerung der Prämien im Laufe von 24 Monaten hat es in den letzten 30 Jahren in der Autoversicherung nicht gegeben", erläuterte Marco Morawetz, Head of Consulting bei der GenRe.

Kunden sind weitgehend treu geblieben

Die Versicherten haben diese Erhöhungen weitgehend hingenommen. Dabei hätten sie vielfach zu einem günstigeren Anbieter wechseln können. In der Branche gibt es weiterhin ein starkes Preisgefälle. Eine Auswertung zur Hauptfälligkeit zeigt, dass die Stornoquote zum 1.1.2020 beim Vertriebsweg Internetvergleichsportal bei über 24 Prozent lag, während es Anfang 2023 lediglich knapp 12 Prozent und 2024 knapp 16 Prozent waren. Auch bei Versicherungsmaklern lag die Stornoquote 2020 bei 14 Prozent, während sie 2023 und 2024 lediglich knapp 12 Prozent ausmachte.

Vertrieb gibt zu hohe Rabatte

Grundsätzlich hofft die Branche, höhere Selbstbeteiligungen durchsetzen zu können. Sie wären mit 300 Euro in Vollkasko und 150 Euro in Teilkasko längst vollkommen überholt. „Daher spielt der Schaden-Rückkauf längst keine Rolle mehr“, sagte Morawetz. Wer sein Fahrzeug in die Werkstatt bringe, sei fast immer mit 1.000 und mehr Euro „dabei“. Einige Erfolge hat die Axa in der Wechselsaison mit der persönlichen Ansprache der Kunden durch die Ausschließlichkeit erzielt. „Wir konnten beispielsweise 1.000 Euro in der Vollkasko und 300 Euro in der Teilkasko vereinbaren, um den Prämienanstieg abzuschwächen“, sagte Arne Kleines, Tribe Lead Mobility bei der Axa Konzern AG. Das sei aber nicht flächendeckend umgesetzt worden.

„Da haben wir noch einen Weg zu gehen“, so Kleines. Große Probleme bereiten der Branche nach einer Analyse von Philipp Kaupke, Partner der Beratungsgesellschaft Simon Kucher & Partner, die willkürliche Vergabe von Rabatten in der Autoversicherung durch den Vertrieb. „Ein großer Teil der Verluste im Gewerbegeschäft resultiert aus Rabatten“, so Kaupke. Am Markt hätte sein Unternehmen Rabatte bis zu 35 Prozent ermittelt. Der Berater hat ein System entwickelt, wie Rabatte systematisch zurückgefahren werden können.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek