Wenn es um die finanziellen Bildung in Deutschland geht, ist noch viel zu tun. Dies zeigt jedenfalls die aktuelle Kurzstudie der IU Internationalen Hochschule (IU) mit dem Titel „Finanzielle Bildung – wie steht es um das Finanzwissen in Deutschland?“.
Finanzielle Bildung hat hohen Stellenwert
Fast alle befragten Personen (92,3 Prozent) finden finanzielle Bildung eher bis sehr wichtig, und 79,7 Prozent schätzen ihre finanzielle Bildung selbst als eher gut bis sehr gut ein. Doch die Messung (*) der finanziellen Bildung zeigt: Die Teilnehmenden erreichen von insgesamt 20 möglichen Punkten einen Gesamtwert von durchschnittlich 10,7 Punkten. Schaut man sich die Messung unterteilt in die vier gemessenen Aspekte an, erreichten die Teilnehmenden beim Wissen 4,9 von 7 Punkten, beim Verhalten 3,7 von 9 Punkten und bei der Einstellung zu Finanzen 2,1 von 4 Punkten.
„Wir müssen vor allem jungen Menschen besseres Finanzwissen vermitteln“, fordert Johannes Treu, Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre an der IU Internationalen Hochschule. . „Die Schule sollte ein Basisverständnis schaffen. Und wir brauchen digitale, geprüfte Anlaufpunkte, bei denen alle verständliche Informationen erhalten.“
Familie ist erster Ansprechpartner bei der Finanzbildung
Nur knapp die Hälfte der Befragten (49,2 Prozent) fühlt sich durch ihre schulische Ausbildung, finanziell gebildet, zum Beispiel über Fächer wie Wirtschaft oder Sozialkunde. Doch neun von zehn Befragten (89,3 Prozent) bilden sich weiter, wenn es um finanzielle Themen geht. Sie setzen dafür vor allem auf die Familie: 41,3 Prozent der Befragten nannten diese Quelle für Finanzwissen am häufigsten. In der Generation Z, also den unter 25-Jährigen, gaben sogar 60,6 Prozent der Befragten an, dass die Familie eine Informationsquelle ist.
Nach der Familie folgen Quellen wie allgemeine Ratgeber (37,1 Prozent), Finanzwebseiten mit klassischen Informationen (36,6 Prozent) und Empfehlungen von Freundinnen/Bekannten (35,2 Prozent). Unter den Befragten der Generation Z haben Influencer und soziale Medien mit 38,9 Prozent einen weitaus höheren Stellenwert als beim Durchschnitt aller Befragten (19,6).
Schlusslicht sind mit 39 Prozent die Finanzberaterinnen und Finanzberater
Und wenn es um finanzielle Entscheidungen geht, vertrauen die Befragten vor allem auf ihre eigenen Entscheidungen (82,1 Prozent). Erst danach folgen die Familie (60,4 Prozent) oder Freundinnen und Freunde (43,6 Prozent). Schlusslicht unter den Vertrauenspersonen sind mit 39 Prozent die Finanzberaterinnen und Finanzberater.
Diese Entwicklung kommentiert Treu so: „Wer sich selbst, der Familie oder Influencern zu stark vertraut, geht ein unnötiges Risiko ein. Bei der unterdurchschnittlichen finanziellen Bildung hierzulande benötigen wir dringend mehr verständliche Aufklärung und Bildungsinvestitionen in diesem Bereich.“
Für Finanz-Investitionen fehlt vielen Menschen das Geld
Etwas mehr als die Hälfte der Befragten investieren in Finanzprodukte wie Fonds, Aktien, Sachwerte – oder legen Geld zurück, zum Beispiel auf dem Girokonto, als Tagesgeld oder per Sparbuch. Die andere Hälfte der Befragten tut dies nicht - vor allem, weil kein Geld dafür bleibt (50,0 Prozent), sie risikoavers sind (24,7 Prozent) oder sich nicht ausreichend über Finanzprodukte informiert fühlen (23,6 Prozent). Letzteres gilt vor allem für die Generationen Z (38,7 Prozent) und Y (31 Prozent).
Mit zunehmendem Alter fühlen sich die Befragten im Generationsvergleich besser informiert: 38,7 Prozent der unter 25-Jährigen denken, dass sie nicht genug für eine Finanzinvestition wissen, aber nur zehn Prozent der über 56-Jährigen.
Hintergrundinformationen zu der Studie
Die IU Internationale Hochschule befragte vom 28. April bis 03. Mai 2023 in Deutschland 1.202 Personen zwischen 16 und 65 Jahren, repräsentativ nach Alter und Geschlecht.
Quelle: IU Internationale Hochschule