Experten erwarten Boom beim externen Run-Off

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Immer mehr Lebensversicherer steigen aus den Altpolicen aus. Der Zeitpunkt ist günstig. Die Zinsen steigen. Damit werden die Altbestände für die Aufkäufer wieder interessant. Experten rechnen damit, dass es noch mehr externe Run-Offs geben wird. 

„Mit dem Axa-Deal scheint nun tatsächlich nach der Zürich der Run-Off Markt ins Laufen zu kommen“, kommentiert Carsten Zielke von Zielke Research Consult die Entwicklung. Auch wenn die Signal-Iduna Gruppe Ende 2021 mit der Gründung der Lebensversicherungs-Aktiengesellschaft und der wesentlichen Einstellung des Neugeschäfts für die Signal Iduna Lebensversicherung a. G., erstmals noch einen anderen Weg gegangen ist.

Die Axa Lebensversicherung hatte angekündigt, einen Teilbestand von rund 900.000 konventionellen Lebens- und Rentenversicherungsverträgen an den Versicherer Athora Lebensversicherung zu übertragen, der auf die Verwaltung geschlossener Bestände spezialisiert ist. Erst Ende Juni hatte die Zurich Gruppe Deutschland bekannt gegeben, dass sie ihren Bestand an traditionellen Lebensversicherungs-Policen an die Abwicklungsplattform Viridium Group verkauft. Die Transaktion umfasst rund 720.000 traditionelle Verträge mit einer Deckungsrückstellung von rund 20 Milliarden Euro.

Externer Run-Off setzt Managementkapazitäten frei

„Bei einem externen Run-Off setzt das abgebende Unternehmen zugleich Managementkapazitäten frei, die es dann für strategische Zukunftsfelder statt für eine lang andauernde Vergangenheitsbewältigung einsetzen kann“, erläutert Lars Heermann, Experte für die Personenvorsorge bei der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur GmbH. Der interner Run-Off komme eher aus Reputationsgründen in Betracht. Das Thema ist aber laut Heermann sehr vielschichtig. Dies zeigen die Assekurata-Analysten sehr umfangreich in der 2021 durchgeführten Studie „Run-Off in der Lebensversicherung.“ Hier hat Assekurata die Aufkäufer einer empirischen Kennzahlenuntersuchung unterworfen.

Nach Einschätzung von Verbraucherschützern wären die Lebensversicherer beim Run-Off aber immer noch in einer Experimentierphase. „Der Konkurrenzkampf zwischen den beiden Run-Off-Modellen „intern“ und „extern“ hat noch keinen Sieger hervorgebracht“, meint Constantin Papaspyratos, Chefökonom beim Bund der Versicherten (BdV). Offensichtlich hätten es die Lebensversicherer noch nicht geschafft, die Vor- und Nachteile dahingehend zu bewerten, welche Lösung die „bessere“ sei. Papaspyratos: „Das ist beunruhigend, weil die Kundinnen und Kunden die Konsequenzen dieses „Experiments“ mittragen müssen.“

Trend zur Nachhaltigkeit beflügelt Run-Offs

Der Verbraucherschützer geht davon aus, dass vor allem der Trend zur Nachhaltigkeit die Lebensversicherer zu weiteren Run-Offs motivieren wird. Dies zeige etwa die Signal-Iduna und auch die Zurich hätte sich Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben. Mit dem Verkauf von Altbeständen können sich Versicherer so auch von nicht nachhaltigen Kapitalstöcken befreien. „Es ist damit zu rechnen, dass es weitere Transaktionen geben wird“, schätzt Berater Zielke. Für die Verkäufer entfallen durch einen externen Run-Off erhebliche Garantielasten. Zielke kommentiert: „Sie können nun in einem freundlicheren Zinsumfeld das Feld neu bestücken.“

Zudem erwartet die Lebensversicherer nicht mehr so viel öffentliche Kritik. Der Run-Off ist längst salonfähig. Immerhin wird er behördlich überwacht und es gibt wenig Tadel an den bisherigen Verkäufen. Die Lebensversicherer wollen sich befreien, denn sie müssen sich künftig dem Mega-Trend Nachhaltigkeit stellen. Auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) bewertet externe Transaktionen positiv. „Ein Bestandsverkauf – der streng von der Bafin überwacht wird – kann Vorteile für alle Beteiligten haben. Eine spezialisierte Plattform kann Synergien nutzen, wenn mehrere kleine Bestände zu einem großen zusammengeführt werden“, erläutert Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.

Er verweist zudem darauf, dass die Lebensversicherer die geschlossenen Verträge weiterhin erfüllen und die garantierten Leistungen zahlen müssen. Und auch Assekurata-Analyst Heermann betont: „Die aktuellen Entwicklungen sind ein Beleg dafür, dass der Run-off-Markt wieder in Bewegung kommt.“

Werbung für Kundenvorteile

Das ein Bestandsverkauf aber keine einfache Angelegenheit ist, zeigt ein Datum in der aktuellen Pressemitteilung der Axa. So soll der DBV-Bestand endgültig erst im Jahre 2028 übertragen werden. Viel Zeit für die Axa, den Ablauf zu bewerten und vielleicht mit weiteren Beständen in den externen Run-Off einzusteigen. Immerhin entspricht das nun übertragene Portfolios nach Angabe des Unternehmens „nur“ rund einem Fünftel des Gesamtbestandes an Lebens- und Rentenversicherungsverträgen im Konzern - gemessen an den gebuchten Beitragseinnahmen.

Die Aufkäufer werben für ihr Geschäftsmodell. So hat Viridium eine Statistik veröffentlicht, nach der die Reduktion der Kosten, die Verbesserungen der Kapitalanlage und die Stabilisierung der Risikoergebnisse zu höheren Rohüberschüssen führt. Daran würden die Kunden nach Maßgabe der Mindestzuführungsverordnung partizipieren.

Geschäftsmodell der Lebensversicherungsbestandsaufkäufer funktioniert

Ueberschuesse

(Quelle: Viridium Gruppe; Abruf 17. Juli 2022)

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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