Erste empirische Analyse privater Rentenversicherungen

Das Produkt "private Rentenversicherung" war jetzt erstmals Thema einer empirischen Analyse. Die Studienergebnisse, die im neuen map-report Nr. 653-654 veröffentlicht wurden, zeigen, dass sich Rentenversicherungen längst zum Verkaufsschlager der Lebensversicherer entwickelten. Übrigens zahlt die LV 1871 im Vergleich zu den vielen anderen Anbietern die höchste Monatsrente.

Die meisten Anbieter haben erst 1990 begonnen, private Rentenversicherungs-Policen auf den Markt zu bringen. Das Produkt sei sehr kompliziert, sagt map-report-Chef Manfred Poweleit. Im neuesten map-report wird dann auch erklärt, dass es zwei Grundtypen dieses Produkts gibt. Bei der aufgeschobenen Rentenversicherung zahlt der Versicherte seinen Beitrag regelmäßig ein. Das Geld wird angespart und in der Entnahmephase als Rente ausgezahlt. Bei der sofort beginnenden Rentenversicherung (gegen Einmalbeitrag) überweist der Kunde dagegen eine Summe auf einen Schlag. Der Versicherer zahlt daraus die regelmäßige Rente. Auffallend sind, so stellte Versicherungs-Experte Reinhard Klages bei seiner Analyse fest, dass die Leistungen der unterschiedlichen Anbieter große Unterschiede aufweisen.

Im map-report wurde die sofort beginnende Rente gegen Einmalzahlung analysiert. map-report-Mitarbeiter Klages hatte die teilnehmenden Versicherer aufgefordert, die Leistungen auf dem Beitrags-Beispiel eines 65-jährigen Mannes auszurechnen, der 50.000 Euro für eine Rente mit fallenden Leistungen einzahlt. Es wird eine zehnjährige Rentengarantiezeit vereinbart.

Die map-Reporter legten drei Startjahre zugrunde: die Jahre 1990, 1995 und 2000. Die Auswahl der Anbieter ist bei diesem Vergleich begrenzt. Nur 21 Gesellschaften konnten Meldungen für die Jahre 1990 bis 2007 vorlegen. Während 53 Lebensversicherer 30-jährige tatsächlich erreichte Ablaufleistungen melden konnten, sind es bei 17 Jahre laufenden Rentenversicherungen gerade einmal 21 Anbieter, die Daten vorlegen konnten. 32 waren es mit Beginn 1995, 42 mit Beginn im Jahre 2000. "Das ist natürlich völlig unbefriedigend", sagen Manfred Poweleit und Reinhard Klages.

Die mittelständische LV 1871 in München kann bei den Renten in der Gesamtsumme zwar mit den großen Gesellschaften nicht ganz mithalten, belegt aber bei allen drei Laufzeiten Platz eins, was die Höhe der Monatsrente anbelangt. Für den Zeitraum von 1990 bis 2007 zahlt die LV 1871 beispielsweise eine Monatsrente von 472,14 Euro. Die Rente der Allianz Leben, die auf denselben Einzahlungsdaten basiert, beläuft sich auf 432,35 Euro.

Die Experten des Brancheninformationsdienstes map-report fanden heraus, dass folgende fünf Versicherer die höchsten Rentenzahlungen in der Summe für den Zeitraum von 1990 und 2007 gewähren:

- Allianz Leben zahlt 90.406 Euro;

- R+V zahlt 89.960 Euro;

- Iduna zahlt 89.903 Euro;

- Öffentliche Braunschweig zahlt 89.844 Euro;

- Bayerische Beamten zahlt 89.781 Euro.

Die Experten des map-report erkennen übrigens die hohen Anforderungen an die Beratungsqualität der Vermittler an, wenn es um private Rentenversicherungen und ihren Aufschwung in den letzten Jahren geht. "Welch eine Karriere", sagt Manfred Poweleit. 1980 hatten konventionelle und fondsgebundene Rentenversicherungen einen Neugeschäftsanteil bei den Lebensversicherern von deutlich unter 1,5 Prozent. Im Jahre 1990 waren es unter 4,1 Prozent. Inzwischen dürften diese Produkte, auch dank der Varianten mit den Modellen von Riester und Rürup, über die Hälfte des Neugeschäfts ausmachen.

Reinhard Klages: "Der Markt hat sich völlig gedreht." Allerdings bleibe der Verbraucherschutz dabei auf der Strecke. Bei der kapitalbildenden gemischten Lebensversicherung (KLV) könne man zwar, wie auch bei allen Altersvorsorgeinstrumenten, nicht für die Zukunft berechnen, wie vorteilhaft das Produkt einzelner Anbieter in der Zukunft sein werde, oder wie viel Rendite winke. Aber da das Produkt seit über hundert Jahren am Markt ist, könne man neben Ratings auch Ablaufanalysen zur Entscheidungsfindung heranziehen. Bei den privaten Rentenversicherungen sind die Berechnungen ungleich schwieriger, zumal noch nicht so viel Datenmaterial vorliege.

Autor(en): Ellen Bocquel

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