Das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) hat kürzlich einen Entwurf eines Altersvorsorgesystems vorgestellt, das nicht am Einkommen, sondern am Konsum ansetzen soll. Das System mit dem Namen „Digi Cent“ soll Nutzern mehr Souveränität über ihre Daten liefern.
Nach den Vorstellungen von Christian Rieck, Professor an der Frankfurt University of Applied Sciences, soll bei Digi Cent mit jedem Kauf automatisch ein Prozent der Kaufsumme auf ein individuelles Altersvorsorgekonto fließen. Gleichzeitig könnte der Käufer selbst über die Weitergabe seiner Daten entscheiden und dafür ein Entgelt verlangen.
Ähnlich dem Payback-System im Einzelhandel
Das Modell des Digi Cent lehnt sich an schon vorhandene Systeme an, die ähnlich aufgebaut sind. Rieck verweist zum Beispiel auf das Payback-System im Einzelhandel. Diese gewähren einen kleinen Rabatt, ebenfalls im unteren Prozentbereich, für Käufe, die mit einer Rabattkarte erfolgen. Dabei gehe es, so der Professor, um den Zugriff auf die Kundendaten, die sie damit für vergleichsweise kleine Beträge einkaufen.
Dieses Verfahren soll in leicht veränderter Form auf den Digi Cent übertragen werden. „Die Käufer können gezielt Zugriff auf bestimmte zu definierende Teile ihrer Daten in Auktionsverfahren verkaufen“, schlägt Rieck vor. Das habe mehrere Vorteile. Die Käufer könnten damit sehen, welche Daten sie wem für welchen Zeitraum zur Verfügung gestellt haben. Zudem könnten sie feiner steuern, welche Daten sie bereit sind zu verkaufen.
Außerdem würden sie einen angemessenen Beitrag für ihre Daten erhalten. Das wäre der entscheidende Unterschied zu ähnlichen schon bestehenden Systemen. „Derzeit ist es so, dass die Anbieter dieser Systeme lediglich winzige Beträge anbieten müssen. In einem Verfahren, das vom Kunden ausgeht, werden die Datennutzer im Wettbewerb zueinander stehen und wesentlich höhere Preise bezahlen“, beschreibt er die Konsequenzen. Große Unternehmen wie Google verwenden das Verfahren bereits, indem sie Werbeplätze meistbietend versteigern. Das könnte beim Modell des Digi Cent ebenfalls geschehen, aber so, dass der Ertrag den Konsumenten zugutekommt.
Bei einer Auktion könnten deutlich höhere Sätze aufgerufen werden
Rieck zeigt sich zuversichtlich, dass diese damit ihre Datensouveränität zurückgewinnen können. Er hat auch eine Vorstellung, in welchem Umfang damit zusätzliche Sparbeiträge für die individuellen Konten des Digi Cent mobilisiert werden können. Bereits jetzt seien Einzelhändler schon bereit, für derartige Daten im Bereich von einem Prozent des Umsatzes zu bezahlen. Daher sei es wahrscheinlich, dass bei einer Auktion deutlich höhere Sätze aufgerufen würden. Das ließen die hohen Beträge vermuten, die in Auktionen für Werbeplätze aufgerufen werden.
„Es ist daher zu erwarten, dass auf diese Weise die tatsächlich zur Verfügung stehenden Beträge deutlich größer sein werden als das verpflichtende eine Prozent des DigiCent“, mutmaßt Rieck. Dabei betont er aber noch einmal, dass der Digi Cent kein schon bestehendes Rentensystem ersetzen soll. Es solle nur eine Ergänzung sein.
Quelle: DIA
Autor(en): versicherungsmagazin.de